Chang'e 8: KI-Raumfahrzeuge für chinesische Mondmission
Die chinesische Regierung hat vor geraumer Zeit ihr Raumfahrtprogramm für internationale Kooperationen und Industriepartner geöffnet. Mit der bevorstehenden Mondmission Chang'e 8 soll im Jahr 2028 jetzt ein kommerzielles chinesisches Luft- und Raumfahrtunternehmen eine Schlüsselrolle bei einer Weltraummission einnehmen(öffnet im neuen Fenster) und zwei KI-gesteuerte Monderkundungsroboter bereitstellen.
Die Firma Star Vision soll laut der South China Morning Post(öffnet im neuen Fenster) gemeinsam mit der Universität Zhejiang (ZJU) und der Middle East Technical University (Metu) in Ankara (Türkei) zwei Mikroexplorationsroboter entwickeln. Star Vision soll sich dabei auf die Entwicklung des KI-Prozessors konzentrieren. Die Metu werde ihr Fachwissen in den Bereichen Navigation, Algorithmen und für die mechanischen Komponenten für die Rover einfließen lassen, erklärt Halil Ersin Soken, außerordentlicher Professor an der Metu, in einer Pressemitteilung.
In einem Bericht des türkischen Senders NTV heißt es(öffnet im neuen Fenster) , dass diese Aufklärungsfahrzeuge dazu in der Lage sein würden, autonom miteinander zu interagieren und Daten und Aufgaben zu teilen. Dadurch sollen sie Ziele erreichen, die ein einzelner Roboter nicht erreichen kann.
Verzögerung bei der Kommunikation
Bisherige Mondrover waren auf vorprogrammierte Anweisungen beschränkt, denn die direkte Steuerung von der Erde aus ist aufgrund der großen Entfernungen (durchschnittlich 384.400 Kilometer) und den daraus entstehenden Kommunikationsverzögerungen herausfordernd.
"Vor allem am Südpol des Mondes, wo die Kommunikation erhebliche Probleme mit der Abdeckung hat, ist die Kommunikation zwischen dem Rover und der Erde auf Relaissatelliten angewiesen" , erklärt Sun Shujian von der Universität Zhejiang in der South China Morning Post. Die Verzögerungen könnten mehrere Minuten dauern, weswegen "die Autonomie der Rover von entscheidender Bedeutung" sei.
Mit Queqiao-2 (Elsterbrücke-2) sartete die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA im März 2024 einen solchen Relaissatelliten für die Chang'e-6-Mission . Ob dieser Satellit auch für die Chang'e-8-Mission genutzt werden kann, ist unklar.
Rauen Bedingungen trotzen
Durch die KI und den autonomen Betrieb sollen sich die Fahrzeuge an die rauen Bedingungen auf dem Mond anpassen und lernen, vermeintliche Hindernisse frühzeitig zu erkennen oder sich selbst aus brenzligen Situationen herauszumanövrieren. Der Marsrover Zhurong hatte aufgrund fehlender algorithmischer Echtzeitsteuerung Schwierigkeiten und blieb in einer Grube stecken.
Laut Sun wird die KI eine Schlüsselrolle bei Chinas zukünftiger Monderkundung spielen. Diese kann auch in anderen Bereichen eingesetzt werden - wie bei dem geplanten Überwachungssystem Skynet 2.0 .
Gefährliche Umweltbedingungen und ein Kommunikationszentrum
Da auf dem Mond nur ein Sechstel der Schwerkraft der Erde herrscht, ist der Einsatz von Elektromotoren laut Sun zudem schwierig. Auch die extremen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht werden eine Herausforderung sein.
Entsprechend muss Star Vision seine elektronischen Systeme darauf vorbereiten. Während der Mission soll die Errichtung eines Kommando- und Kommunikationszentrums auf dem Mond erprobt werden, welches Zentrum der geplanten Internationalen Mondforschungsstation ILRS sein soll. Diese Basis soll bis zum Jahr 2035 fertiggestellt werden.
Das Zentrum könnte auch als Ausgangspunkt für weitere Erkundungen und mögliche bemannte Missionen dienen - bis zum Jahr 2030 sollen zwei chinesische Astronauten auf der Mondoberfläche landen und das ILRS soll zukünftig ebenfalls Raumfahrer beherbergen können.
Star Vision machte keine näheren Angaben zu den Missionen der Rover, da die spezifischen Aufgaben von Chang'e 8 geheim sind.