China will auch Menschen zum Mond fliegen
Wie bei einer Mission mit Menschen wird das Vorhaben konservativ durchgeführt. Deshalb wird die Sonde auch erst den Mond umkreisen und erst danach aus einem stabilen Mondorbit heraus zum Abstieg ansetzen. Sollte bei der Mission etwas schiefgehen, steht mit Chang'e 6 eine Kopie der Raumsonde bereit. Im Fall eines Erfolgs von Chang'e 5 soll Chang'e 6 eine noch ambitioniertere Landung in der Nähe des Südpols unternehmen und Proben in einem Gebiet nehmen, in dem Wassereis im Boden vermutet wird.
Das Vorgehen, einmal entwickelte Raumsonden nicht als Einzelexemplare zu bauen, um auf Fehlfunktionen reagieren oder zusätzliche Daten sammeln zu können, war lange Zeit auch in der US- und sowjetischen Raumfahrt selbstverständlich. Pioneer 10 und 11, Voyager 1 und 2 sowie die Marslander Viking 1 und 2 sind die bekanntesten Beispiele, aber auch die Surveyor- und Luna-Programme wurden so durchgeführt.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde das zur Ausnahme. In der Folge stiegen die Entwicklungskosten wegen der größeren Ansprüche an die Zuverlässigkeit, weshalb auch Missionsziele konservativer gesetzt werden müssen und weniger Raumsonden weniger wissenschaftliche Daten sammeln.
China schickt Glückwünsche an die USA
Weniger Spielraum werden die Missionen haben, für die in China aktuell die viel größere Changzheng-9-Rakete entwickelt wird. Diese wird etwa halb so groß wie die SLS-Schwerlastrakete des US-Artemis-Mondprogramms und eher vergleichbar mit einer Falcon Heavy sein. Mit ihr sollen Menschen auf dem Mond landen, allerdings ist von Anfang an geplant, Raumschiff und Mondlander getrennt zu starten. Mit der SLS ist das zwar auch geplant, allerdings nur, weil die dafür notwendige Oberstufe im chaotischen und trotz der hohen Ausgaben unterfinanzierten Entwicklungsprogramm noch nicht konzipiert wurde.
Beide Programme haben unterdessen noch einen weiten Weg vor sich. Der chinesische Staatssender beglückwünschte in der Vorberichterstattung die USA indes dafür, dass nach dem Vorstoß des chinesischen Mondprogramms auch eine andere Nation Ambitionen mit Blick auf den Mond habe - auch wenn sich deren Trägerrakete noch in der Entwicklung befindet und die Mondlander nicht einmal auf dem Papier fertig entwickelt sind.
Tatsächlich hat das chinesische Raumfahrtprogramm in Bezug auf den Mond in diesem Jahrhundert längst mehr vorzuweisen als alle anderen Raumfahrtprogramme zusammen. Dabei wird es auch von der europäischen Raumfahrtagentur Esa unterstützt, die ihre Bodenstationen für die Kommunikation mit Chang'e 5 zur Verfügung stellt.
Nachtrag vom 28. November 2020, 15:56 Uhr
Wie die chinesische Global Times mitteilt, hat Chang'e 5 um 13:58 Mitteleuropäischer Zeit den Mondorbit erreicht. Das Bremsmanöver erfolgte nach 112-stündigem Flug von der Erde zum Mond. Die Landung wird frühestens am Sonntag erwartet.
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Chang'e 5: Chinesischer Probensammler ist im Mondorbit angekommen |
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Sie haben es vorangetrieben, also: Glückwunsch berechtigt. Zum Missionserfolg kann man...
Fehler meinerseits. Sorry. Gemeint war natürlich der 28. November - heute. Ist korrigiert.
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