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Chamäleon-Auto: Farbwechselnder BMW könnte in 3 bis 5 Jahren kommen

Mithilfe der E-Ink -Technik hat BMW eine Karosserie entwickelt, die ihre Farbe wechseln kann. Das könnte noch in diesem Jahrzehnt in Serie gehen.
/ Friedhelm Greis
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Ein Karosserie wie die des BMW iVision Dee könnte tatsächlich in Serie gehen. (Bild: BMW)
Ein Karosserie wie die des BMW iVision Dee könnte tatsächlich in Serie gehen. Bild: BMW

Was zunächst wie ein reiner Messe-Gag erschien, könnte in wenigen Jahren als Serienfahrzeug auf die Straßen kommen: Nach Angaben der BMW-Entwicklerin Stella Clarke könnte nach einer Entwicklungszeit von drei bis fünf Jahren ein Fahrzeug in Produktion gehen, das mithilfe der E-Ink-Technik seine Farbe wechseln kann. Eine entsprechende Frage auf einer Veranstaltung in Melbourne habe Clarke nach Angaben des australischen Mediums Drive(öffnet im neuen Fenster) knapp mit "Ja" beantwortet.

BMW stellte auf der CES 2022 erstmals ein farbwechselndes Fahrzeug vor , den iX Flow. Das Fahrzeug konnte auf Knopfdruck die Farbe der Karosserie ändern. Im Jahr 2023 folgte dann der BMW iVision Dee , der bis zu 32 Farben darstellen kann.

Das Material stammt von der US-Firma E Ink, die die elektrophoretische Technik(öffnet im neuen Fenster) zunächst für elektronisches Papier(öffnet im neuen Fenster) entwickelte. In die Folien sind Millionen Mikrokapseln eingebracht, deren Durchmesser jeweils der Stärke eines menschlichen Haares entspricht. In jeder dieser Mikrokapseln befinden sich negativ und positiv geladene Pigmente. Je nach gewählter Einstellung wird mittels Anregung durch ein elektrisches Feld dafür gesorgt, dass sich die gewünschten Pigmente an der Oberfläche der Mikrokapseln sammeln und so der Karosserie den gewünschten Farbton geben.

Wenig Strom benötigt

Clarke schwebt nun vor, die Technik einem breiten Kundenstamm zugänglich zu machen. "Der Traum ist, dass man in einer Autofabrik nicht mehr die traditionellen Spritzkabinen hat, sondern dass alles mit E-Ink versehen wird und jedes Auto jede Farbe haben kann" , sagte die Ingenieurin und Projektleiterin. Allerdings räumte sie ein, dass die Technik zunächst nicht so günstig wie das Lackieren sei und daher nur in einem ausgewählten Markt zum Einsatz komme.

Der Vorteil der Technik: Um die Farbe eines kompletten Fahrzeugs zu ändern, werde laut Clarke nur eine Leistung von 20 Watt benötigt. Nach der Änderung ist keine weitere Energie erforderlich, um die Farbe zu behalten.

Nach Einschätzung Clarkes lassen sich mit dem Farbwechsel auch praktische Anwendungen verbinden. So könnten Autobesitzer ihr Fahrzeug an heißen Tagen von Schwarz auf Weiß umstellen, um das Aufheizen des Innenraums zu verringern. Ebenfalls könnten sie ihr Auto in verschiedenen Farben blinken lassen, um zu erkennen, wo sie auf einem überfüllten Parkplatz geparkt haben.

Farbwechsel nur im Stand erlaubt?

Mit Blick auf Carsharing-Fahrzeuge sagte sie: "Wie gut wäre es, von außen zu sehen, ob ein Auto frei ist, wie viel Ladung es hat ... das funktioniert auch bei Taxis." Ein weiterer Vorschlag: Krankenwagen könnten auf Sirenen verzichten und stattdessen ihre gesamte Karosserie in verschiedenen Farben blinken lassen, um sich durch den Verkehr schlängeln zu können.

Selbst zu den Zulassungskriterien machte sich BMW bereits Gedanken. "Im fließenden Verkehr will man nicht, dass alle Autos blinken und abschreckend wirken, also muss man Gesetze einführen, wonach das Auto nur verändert werden kann, während es steht, aber nicht, während es fährt. Das wird sehr länderspezifisch sein" , sagte Clarke.

Konkurrenz schläft nicht

Bis zur Serienreife dürfte es zu einem darum gehen, den Produktionsprozess für das Zuschneiden und Anbringen der Folien massentauglich zu machen. Zum anderen muss das Material die Anforderungen der Autoindustrie hinsichtlich der Beständigkeit gegenüber Temperatur und Umwelteinflüssen wie UV-Strahlen erfüllen. Das gilt laut Clarke auch für die Gefahren von Steinschlag.

Zu guter Letzt scheint BMW auch schon die Konkurrenz im Nacken zu sitzen. "Uns ist konkret ein Konkurrent bekannt, und es ist uns eine Ehre, ihn als Konkurrenten zu haben" , sagte Clarke und fügte hinzu: "Es ist eine gute Idee, also wissen wir, dass es Konkurrenz gibt."


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