CD Projekt Red: Crunch trifft auf Cyberpunk 2077

Spieler haben genug Probleme - da müssen wir uns nicht auch noch mit den Arbeitsbedingungen bei CD Projekt Red oder Naughty Dog beschäftigen.

Ein IMHO von veröffentlicht am
Artwork von Cyberpunk 2077
Artwork von Cyberpunk 2077 (Bild: CD Projekt Red)

Bloß kein Crunch! Viele Mitglieder der Community von Cyberpunk 2077 sind strikt dagegen, dass das Entwicklerteam für die angekündigten Updates auch Überstunden macht - also in den sogenannten Crunch-Modus wechselt. Jedenfalls sind in Foren und sozialen Netzen erstaunlich viele Beiträge zu finden, in denen die Spieler explizit sagen: Bugfix so schnell wie möglich, aber nur mit der regulären Arbeitszeit.

Ich habe selbst zu viele Überstunden gemacht und in einem früheren Job als Betriebsrat gelernt, dass exzessives Arbeiten schnell auf Kosten der Gesundheit geht. Ich bin gegen Crunch! Dennoch finde ich, dass wir Spielentwickler als erwachsene Menschen behandeln sollten, die selbst entscheiden können, wie und wann sie ihren Job erledigen.

Gerade hat das Onlinemagazin Kotaku eine Forderung aufgestellt: Computerspiele, die unter Crunch entstanden sind, sollten von Preisauszeichnungen ausgeschlossen werden.

Konkret ging es um The Last of Us 2 von Naughty Dog. Das wurde wenige Tage vorher bei den The Game Awards unter anderem als Bestes Spiel des Jahres ausgezeichnet - obwohl es, so war jedenfalls zu hören, zumindest zeitweise unter problematischen Arbeitsbedingungen produziert wurde.

Wer sich nun über Crunch bei Naughty Dog oder CD Projekt Red beschwert, sollte sich eines klarmachen: Die Angestellten bei diesen Vorzeigestudios sind eigentlich ziemlich privilegiert.

Sie haben langfristig hervorragende Karrierechancen und sie verdienen eher mehr als die durchschnittlichen US-Spielentwickler, die laut Branchenverband ESA im Jahr 2019 rund 121.000 US-Dollar erhalten haben.

CD Projekt Red hat gerade öffentlich angekündigt, seinen Mitarbeitern die versprochenen Bonuszahlungen für die Arbeit an Cyberpunk 2077 zu bezahlen. Das Studio ist hochprofitabel - da geht es sicherlich nicht um Trinkgelder.

Wer bei Naughty Dog oder CD Projekt Red arbeitet und in seinem Job nachhaltig unfair behandelt wird, kann sich wehren oder kündigen. Normalerweise finden solche Profis jeden Morgen mehrere Jobangebote im Posteingang auf LinkedIn.

Wir Spieler müssen diese Leute weder behüten noch beschützen - das können die meisten schon selbst. Zumal wir über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen, das Betriebsklima, Ausgleichsrelungen und so weiter letztlich so gut wie nichts wissen.

Spielentwickler sind erstaunlich normale Menschen

Bei allen Begegnungen mit Mitarbeitern der genannten Studios etwa auf Entwicklerkonferenzen hatte ich jedenfalls den Eindruck, es mit selbstbewussten Menschen zu tun zu haben, die durchaus wissen, was sie tun.

Auf die schlichte Frage, wie das denn so ist, etwa bei einem der Sony-eigenen Studios (ich glaube, aber weiß nicht genau, ob wirklich jemand von Naughty Dog dabei war) zu arbeiten, habe ich auch in als privat empfundenen Gesprächen nie wirklich Schlechtes erzählt bekommen. Der Job sei anstrengend, aber er lohne sich und mache meistens Spaß - so ungefähr der Tenor.

Natürlich wird es wie in jedem Unternehmen auch ernste Probleme mit Vorgesetzten oder der Firmenleitung geben. Dafür gibt es die ganz normale Hilfe unter Kollegen sowie in schweren Fällen zusätzlich Gewerkschaften, Arbeitsgerichte und Betriebsräte. Wenn es richtig ernst wird, kann man auch mal die Öffentlichkeit suchen - für mein Empfinden war das vermutlich bei den mobbenden Managern von Ubisoft nötig.

Aber ich denke nicht, dass wir prophylaktisch Entwickler so behandeln und beschützen müssen, als ob er oder sie noch Welpenschutz benötigen. Wir können auch einfach mal sagen, dass ein Update für ein teuer gekauftes Spiel gefälligst so schnell wie möglich fertig sein sollte.

Ich selbst würde es übrigens als übergriffig empfinden, wenn mich ein Leser fragen würde, ob ich diesen Text während meiner regulären Arbeitszeit oder in Überstunden geschrieben habe. Und erst recht würde mich stören, wenn das dann ungefragt in der Öffentlichkeit breitgetreten würde!

Wer tatsächlich etwas für Spielentwickler mit problematischen Arbeits- und Lebensbedingungen tun möchte, der sollte sich mal mit kleineren Projekten beschäftigen und Indiegames wenigstens ab und zu eine Chance geben. Deren Macher haben es nämlich trotz teils toller und mutiger Games oft richtig schwer - ohne, dass sich jemand in der Öffentlichkeit für sie stark macht.

IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).

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Sunija 20. Dez 2020

Kann dem Beitrag weitestgehend zustimmen. Unter anderem auch darin, dass ich mir endlich...

Thorn Delwyn 20. Dez 2020

Im Kotaku Artikel ist weder davon die Rede dem Studio Naughty Dog den Preis für das beste...

kikimi 17. Dez 2020

Ich hatte mal Crunch. Das war weder spaßig noch freiwillig. Ich war nur Junior...

kikimi 17. Dez 2020

Klar, weil es ein Grundgesetz ist, dass Leute die 30h arbeiten natürlich weniger...



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