CCC-Hackertreffen: Online-Chaos auf dem rC3
Fluchende Vortragsredner, gestörte Übertragungen: Das Online-Hackertreffen rC3 kämpft am ersten Tag mit Technikproblemen.

Die sogenannte Remote Experience (rC3) anstelle des traditionellen Chaos Communication Congress ist beim Start am Sonntag eher ernüchternd ausgefallen. Die angekündigten Vorträge starteten teilweise gar nicht oder mit Verspätung, die Übertragungsqualität war teilweise nicht besonders gut. Wegen der Coronavirus-Pandemie hatte der veranstaltende Chaos Computer Club (CCC) im September entschieden, statt des Kongresses in diesem Jahr eine alternative Online-Veranstaltung anzubieten.
Die zahlreichen Vorträge (Fahrplan) sollten in verschiedenen virtuellen Räumen gestreamt werden, wie das auch während der traditionellen Kongresse möglich ist. Doch in diesem Jahr gab es erhebliche Probleme mit der Technik, vor allem bei den Haupträumen RC1 und RC2.
So startete der Vortrag von Andy Müller-Maguhn über die Überwachung von Wikileaks-Sympathisanten durch den US-Geheimdienst CIA erst mit Verspätung, dann fehlten die Vortragsfolien. Als die Technik schließlich funktionierte, war die Vortragszeit abgelaufen. Müller-Maguhn fluchte zwischendurch über die Probleme und war sichtlich frustriert. Auf Anfrage von Golem.de teilte er mit, dass er den Vortrag noch einmal neu aufzeichnen und dann als Link zur Verfügung stellen werde.
Dabei hätte Müller-Maguhn problemlos neu beginnen können, denn der nachfolgende Vortrag von Dustin Hoffmann zum Auslieferungsverfahren gegen Wikileaksgründer Julian Assange fiel wegen technischer Probleme komplett aus. Nun soll der Vortrag am Montagabend um 20:30 Uhr laufen.
Auf Twitter kommentierte Linuxtag-Gründer Michael Kleinhenz die Probleme mit den Worten: "Au weia. Also bisher ist der #rc3 ein technischer fail auf allen Ebenen. Hätten sie das lieber mal von den Froscon Leuten machen lassen sollen, die hatten das deutlich besser im Griff. In csh spricht gerade jemand, der eine Blechdose als Mikro hat. Am anderen Ende des Raums." Ein anderer Nutzer schrieb: "2D world nicht wirklich nutzbar, Streams im Grunde alle schon den ganzen Tag kaputt. Man will ja echt nicht undankbar sein, aber das ist dann doch ein bisschen arg viel Chaos."
Auch das 60-minütige Gespräch zwischen CCC-Mitglied Frank Rieger und dem US-Sicherheitsexperten Bruce Schneier war nicht zu verstehen. Schneier klang blechern, alle paar Sekunden wurde das Audio kurz unterbrochen. Die Momente, in denen das Bild selbst im SD-Stream einigermaßen ansehnlich dargestellt wurde, waren rar.
Treffen sich zwei Avatare
Immerhin: Die 2D-Welt schien auf den ersten Blick zu funktionieren - allerdings ähnlich ruckelig wie die Streams. Die 2D-Welt kann jedoch im Gegensatz zu den Streams nur mit einem Ticket betreten werden. Mit einem Avatar können wir durch die virtuellen Kongress-Räume und Flure schlendern. Das erinnert stark an Rollenspiele aus den Neunzigern. Anders als damals öffnet sich jedoch ein Videochat, wenn wir in einen anderen Avatar laufen, und wir sehen echte Menschen vor ihren Computern.
Die verschiedenen Räume sind liebevoll dekoriert. So gibt es beispielsweise auch das obligatorische Bällebad - in dem allerdings deutlich weniger los ist als gewohnt. Teils kann auch mit den Gegenständen in den Räumen interagiert werden, beispielsweise an Tischen, Bücherregalen oder Computern, über die Assemblies besucht, Tutorials betrachtet oder auf externe Info-Webseiten zugegriffen werden kann. Auch an Tischgesprächen kann per Videokonferenz teilgenommen werden. Die Adhoc-Videokonferenzen funktionieren dabei erstaunlich gut.
Doch auch in der 2D-Welt betreten wir immer wieder Räume mit Fehlermeldungen wie "404 - File not Found - Could not load Map". Beispielsweise als wir den Raum neben dem Infodesk betreten wollen. Eine Art Game-Over-Screen. Wir fliegen aus der virtuellen Welt und müssen sie neu betreten. Doch nicht immer können wir uns dann wieder verbinden. Immer wieder bekommen wir auch hier einen 404-Fehler oder einen schwarzen Bildschirm. Mal funktioniert die 2D-Welt mit Chromium, mal mit Firefox, dann wieder gar nicht. Ein Remote Chaos, wie es eher nicht gedacht war.
15 verschiedene Studios
Auf Anfrage von Golem.de erläuterte CCC-Sprecher Linus Neumann: "Die Talks werden von 15 verschiedenen Studios aus der Community produziert. Beim Schneier-Talk scheint es nach bisheriger Kenntnis am Uplink des Studios gelegen zu haben, das den Talk gestreamt hat. Wir sind im Moment zuversichtlich, ein lokales Recoding in guter Qualität auf Media.ccc.de bereitstellen zu können."
Beim Talk von Hoffmann zum Assange-Verfahren habe es Kommunikations- und Koordinationsprobleme gegeben. Deshalb sei der Talk verschoben worden und werde später stattfinden.
Neue Erfahrung
In einem Blogeintrag hatte der CCC Anfang Dezember geschrieben, der rC3 sei ein großes Experiment mit begrenzten Ressourcen. Wie immer werde die Veranstaltung von Freiwilligen organisiert und durchgeführt. Teile der Infrastruktur skalierten schlicht nicht gut genug, zudem seien für jeden Teil der Infrastruktur früher oder später Menschen nötig, die sie betüddelten.
"Es ist schwierig abzuschätzen, wie viele von euch die Infrastruktur gleichzeitig nutzen werden - das ganze Online-only-Event-Ding ist auch für uns neu", schreibt der Club. Erfahrungswerte hierzu gebe es schlicht nicht.
Nachtrag vom 27. Dezember 2020, 18:08 Uhr
Wir haben im ersten Absatz deutlicher gemacht, dass der rC3 keine Online-Version der üblichen CCC-Kongresse darstellen soll.
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Da ist nur nichts neu dran. Jitsi Meet wurde scheinbar verwendet für die Unterhaltung...
Woher weißt du das es ein Rechenkapizitätsproblem war? Von dem was ich gesehen habe...
Glaube nicht, ich verfolge den CCC schon eine Weil und der SJW-Mist tritt verstärkt in...
Ja, das ist leider schon immer so. Da sprechen die vom VOC anscheinend nicht mit denen...