'Ewiggestriger Singsang'
Als Teil der von den Tatort-Autoren angesprochenen "Netzgemeinde" antworten 51 Mitglieder des Chaos Computer Club umgehend auf den offenen Brief und bezeichnen seinen Inhalt als "ewiggestrigen Singsang". Zunächst räumen sie einen wesentlichen Irrtum aus: Es stünden sich nicht Netzgemeinde und Urheber gegenüber. "Auch wir sind Urheber, sogar Berufsurheber", schreiben sie, "Hacker, Gestalter, Musiker, Autoren von Büchern und Artikeln", die "Zeitungen, Blogs und Podcasts" herausbringen.
Sie - wie die Tatort-Autoren - seien "Opfer des Verwertungssystems". Diese würden von der Verwertungsindustrie derart abgezockt, dass ihnen und ihren Nachfahren längere Schutzfristen auch nicht helfen würden. Die Fronten verliefen daher allenfalls zwischen "prädigitalen Ignoranten mit Rechteverwertungsfetisch" und denen, die "deren Verträge aufgezwungen bekommen" würden. "Wir kämpfen auf derselben Seite und ihr merkt es nicht einmal", bedauern die Hacker.
"Wir glauben, es hackt!"
Die Hacker verwahren sich dagegen, dass ihnen Argumentationsweisen unterstellt würden, die ihnen zuletzt bei Zwölfjährigen begegnet seien, die "eben alle Verwerter in einen Topf" werfen und "gegen Staat, Gema und zu wenig Taschengeld rebellierend ihre Lieblingsmusik für lau aus dem Netz ziehen" wollen. Dafür sei ihnen "jede Rechtfertigung recht".
Grund für die Debatte über das unerwünschte Vervielfältigen digitaler Erzeugnisse sei weniger das reformbedürftige Verwertungsrecht als ein zunehmendes "Abmahn-Unwesen", das "potenzielle Konsumenten eiskalt" erwische. Die Schutzfristen seien nun allerdings bei beinahe einem Jahrhundert angelangt. Dabei sei sogar noch unklar, wie digitale Werke überhaupt so lange konserviert werden können. Dennoch jammerten die Urheber, man dürfe die Fristen nicht antasten. "Wir glauben, es hackt", kommentierten die Hacker, und: "Das ist das Digitalzeitalter, Freunde!"
Auch im Netz wird für Inhalte gezahlt
Statt via Gema die Konsumenten zahlen lassen zu wollen, sollten die Tatort-Autoren sich lieber dafür einsetzen, dass Urheber direkt vom Auftraggeber angemessen entlohnt würden, argumentieren die Hacker. Abgesehen davon sei eine Ablehnung des derzeitigen Modells der Verwertungsgesellschaften nicht automatisch eine Befürwortung der Umsonstkultur. Auch im Internet seien Nutzer bereit, für kulturelle Inhalt zu bezahlen. "Wo es Wege gibt, stressfrei und ohne Gängelung Werke zu fairen Konditionen zu beziehen, werden diese ausgiebig genutzt." Beispiele seien Appstores für Mobiltelefone, Musik-Stores und sogar Konzepte wie Flattr, über das einzelne Wortbeiträge entlohnt werden.
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CCC an Tatort-Autoren: "Das ist das Digitalzeitalter, Freunde!" |
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Also ich werde jeden einzelnen Euro extra überweisen und alles so spät wie nur möglich...
Ich weis jetzt nicht so recht, wer hier wütender ist. Ist es der offene Brief, oder die...
... warum schaffen die Produzenten nicht die Konsumenten ab und wählen neue?
Oder Vollwissen und sich gar keiner Partei anschließen. Dann muss man auch nicht für...