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CachyOS: Arch-Linux für Einsteiger

Arch- Linux hat immer noch den Ruf, nur für Geeks und Nerds geeignet zu sein. Das davon abgeleitete CachyOS spricht nun auch Ein- und Umsteiger an.
/ Erik Bärwaldt
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Für einen leichteren Einstieg in Linux: CachyOS (Bild: Screenshot: Erik Bärwaldt)
Für einen leichteren Einstieg in Linux: CachyOS Bild: Screenshot: Erik Bärwaldt

Auf Distrowatch gibt es einen neuen Shootingstar: Das aus Deutschland stammende CachyOS hat sich an die Spitze der beobachteten Linux-Distributionen gesetzt und führt die Ranking-Liste der Seitenaufrufe an(öffnet im neuen Fenster) . Grund genug, das flexible Arch-Derivat einmal näher zu betrachten.

Nicht mehr ganz neu

CachyOS wird bereits seit mehreren Jahren kontinuierlich gepflegt und weiterentwickelt(öffnet im neuen Fenster) . Das Betriebssystem hat sich dabei bislang hauptsächlich einen guten Ruf unter Gamern erworben, die es als Spieleplattform nutzen.

Doch die kürzlich freigegebene fünfte Version in diesem Jahr zeigt, dass CachyOS weit mehr ist als ein Betriebssystem nur für Spiele: Das Arch-Derivat ist ein solider Allrounder mit zahlreichen Features, die anderswo umständlich nachinstalliert werden müssen oder gar nur durch aufwendiges manuelles Kompilieren aus den Quellen realisiert werden können.

Das Grundgerüst hat CachyOS von Arch-Linux übernommen: Das Paketverwaltungssystem blieb unangetastet, auch das Rolling-Release-Konzept mit permanent auf dem aktuellsten Stand gehaltener Software stammt vom originalen Arch-Linux.

Die Entwickler haben dem Grundsystem jedoch eine schier unüberschaubare Zahl grafischer Arbeitsoberflächen und Window-Manager hinzugefügt, so dass sich viele weniger versierte Linux-Anwender und Administratoren mit zahlreichen neuen Namen konfrontiert sehen.

So werden neben dem X11-Window System und dem Wayland-Compositor auch Wayfire, Cosmic, Ukui, Qtile, Hyprland oder Sway als grafische Subsysteme unterstützt. Daneben sind die konventionellen grafischen Benutzeroberflächen wie KDE Plasma, Gnome, Mate, LXDE, XFCE, LXQt oder Cinnamon und Budgie mit an Bord.

Mit gleich zwei Assistenten wird die stationäre Installation auf einem Massenspeicher erleichtert: Neben einer grafischen Routine auf Basis von Calamares beherbergt CachyOS auch einen CLI-Assistenten, der sich eher für Anwender mit einem Faible für die Arbeit auf der Kommandozeile eignet.

Zahlreiche Optimierungen

Doch auch im Kernel haben die Entwickler einige Modifikationen vorgenommen. So wurden verschiedene Kernel-Parameter wie beispielsweise der Scheduler angepasst, mit dessen Hilfe das Prozessmanagement im Linux-Kernel und somit auch die Zuteilung von Ressourcen gesteuert wird.

Dadurch konnten die Entwickler das gesamte System beschleunigen. Aber auch beim Paketmanagement wurden Modifikationen eingebaut: So öffnet CachyOS beim Download von Paketen stets zehn simultane Verbindungen, so dass umfangreiche Pakete und solche mit vielen Abhängigkeiten sehr zügig heruntergeladen werden. Die Entwickler erläutern dazu wie immer alle Modifikationen in einem ausführlichen Blogbeitrag(öffnet im neuen Fenster) .

Zudem kann CachyOS mit zahlreichen - teils auch exotischen - Dateisystemen umgehen. So ist es beispielsweise möglich, bei der Installation auf einem stationären Massenspeicher neben gängigen Dateisystemen wie Ext4, Xfs oder Btrfs auch F2fs oder ZFS auszuwählen.

Los geht's mit CachyOS

CachyOS kann entweder direkt über die Projektseite oder über Sourceforge bezogen werden(öffnet im neuen Fenster) . Neben der Desktop-Edition gibt es noch eine Variante für Handheld-Systeme. Die Desktop-Edition hat einen Umfang von etwa 3 GByte und passt damit noch gut auch auf einen älteren USB-Speicherstick mit einer Kapazität von 4 GByte.

Nach dem Download des ISO-Abbildes und dem anschließenden Transfer auf einen Wechseldatenträger kann das Live-System direkt von diesem hochgefahren werden. Alternativ steht auch eine Option zur direkten Installation im Bootmanager zur Verfügung.

Das Live-System startet in einen KDE-Plasma-Desktop, der als Flaggschiff-Arbeitsumgebung voreingestellt ist. Zuvor wird bei einigen Computersystemen allerdings noch ein Login-Bildschirm eingeblendet, bei dem kein Passwort einzugeben ist, jedoch die Option zur Einstellung des Window-Managers vom X11-System auf Wayland umgestellt werden muss. Anschließend wird ein konventioneller Plasma-Desktop geöffnet und darin mit CachyOS Hello ein Assistent für die Anwenderunterstützung.

Darin kann zunächst unten links in einem Auswahlfeld die deutsche Lokalisierung eingestellt werden. Neben insgesamt acht weiteren Buttons zum Aufruf verschiedener Informationsquellen beinhaltet das Fenster unten mittig noch einen weiteren Button Installation starten, der den stationären Installationsassistenten Calamares öffnet.

CachyOS Hello wird danach jedoch nicht geschlossen. Stattdessen öffnet sich zunächst ein überlagerndes kleines Auswahlfenster zur Auswahl des Bootloaders, erst danach erscheint Calamares. Zu beachten ist, dass zur korrekten Installation des Betriebssystems ein funktionierender Internetzugang vorhanden sein muss.

Der Installationsassistent weist unten mittig eine horizontale Leiste mit insgesamt zehn Feldern auf, die den jeweils aktuellen Installationsschritt durch einen türkisfarbenen Hintergrund anzeigt. Die Routine führt Anwender in den gewohnten wenigen Schritten zu einer vollständigen stationären Installation, wobei jedoch der Dialog für die Auswahl der Arbeitsumgebung aus dem Rahmen fällt: Je nach Auswahl einer Arbeitsoberfläche in der linken vertikalen Optionsleiste wird rechts im größeren Fenstersegment der jeweilige grafische Desktop visualisiert. Anwender können dadurch sofort ermessen, ob die jeweilige Arbeitsoberfläche ihren Wünschen entspricht.

Auch der Dialog Packages fällt aus dem Rahmen: Darin können Anwender die gewünschten Paketarchive definieren, die sie in das System integrieren möchten. Die Archive verfügen dabei über Untermenüs, die durch einen Klick auf den kleinen, jedem Archiv vorangestellten Pfeil geöffnet werden. Die zu installierenden Komponenten werden sodann durch Setzen eines Häkchens ausgewählt.

Nach Fertigstellung der Installation und einem anschließenden Warmstart öffnet das System nach dem Einloggen den gewünschten Desktop.

Dabei wird erneut der CachyOS-Hello-Assistent geöffnet, wobei er jetzt anstelle der stationären Installationsoption für das Betriebssystem unten im Fenster zwei Optionen zur Paketinstallation und Systemverwaltung beinhaltet.

Die Option Apps installieren öffnet einen Dialog mit der Funktionalität eines herkömmlichen Appstores, jedoch etwas ungewöhnlicher Bedienung: So werden auch hier ausklappbare Anwendungskategorien angezeigt, in deren Untermenüs jedoch rechts ein Häkchen hinter den Applikationen gesetzt werden muss, wenn diese installiert werden sollen. Durch einen Klick auf den Button Update System oben rechts im Fenster kann außerdem ein System-Update ausgeführt werden.

Die Option Apps/Tweaks öffnet dagegen im gleichen Fenster einen Dialog, in dem zahlreiche Buttons den Feinschliff verschiedener Systemparameter gestatten, jedoch auch die Installation von einzelnen Anwendungsgruppen wie Spielen. Aus diesem Dialog heraus ist ebenfalls ein System-Update möglich.

Feintuning

Für fortgeschrittene Anwender bringt CachyOS neben den im CachyOS-Hello-Assistenten bereits vorhandenen Optionen einige Zusatzanwendungen mit, die der Feinkonfiguration des Systems dienen. So ist je nach installierter Arbeitsoberfläche in den Untermenüs auch ein grafisches Frontend zur Konfiguration des Kernel-Schedulers enthalten.

Dieses Frontend mit dem etwas sperrigen Namen SchedExtGUI-Manager gestattet anhand von Anwendungsprofilen spezifische Einstellungen des Schedulers. Ein grafischer Kernel-Manager bietet zudem die Möglichkeit, aus zahlreichen verfügbaren Kernels den am besten für einen Anwendungszweck geeigneten auszusuchen und in das System zu integrieren.

Zusatzsoftware

In CachyOS stehen mehrere Optionen zur Verfügung, um neue Software in das Betriebssystem zu integrieren. Neben der unter Arch-Linux üblichen Vorgehensweise auf der Kommandozeile können Anwender auch über den CachyOS-Hello-Assistenten oder über ein spezielles grafisches Paketinstallationsprogramm Pakete installieren.

Es findet sich ebenfalls in der Menühierarchie des Arch-Derivats und öffnet eine optisch sehr schlicht gehaltene Oberfläche, in der Applikationen anhand von Anwendungskategorien ausgewählt werden können. In den entsprechenden Untermenüs werden sie anschließend durch Setzen eines Häkchens links neben dem zu installierenden Programm markiert und können sodann durch einen Klick auf den Button Installieren Sie unten rechts im Anwendungsfenster in das System integriert werden.

Alternativ können Anwender im Reiter Repo im Programmfenster auch eine alphabetische Liste aller installierbaren Anwendungen einsehen und Pakete durch Setzen eines Häkchens für die Installation vormerken. Nach Beginn der Installation und entsprechender Authentifizierung springt die Routine in den Reiter Installieren von Paketen und blendet eine Terminalansicht ein, in welcher der Fortschritt der Installation zu beobachten ist.

Zu beachten ist, dass jeweils nur Pakete aus dem aktuell genutzten Reiter installiert werden können. Eine simultane Installation von Paketen aus den Reitern Beliebte Anwendungen für die Kategorienansicht und Repo für die alphabetische Liste ist nicht möglich.

Als weitere Möglichkeit zur Installation von zusätzlichen Programmen kann zudem je nach vorhandener Arbeitsumgebung einer der in die Desktops integrierten Appstores in das System eingepflegt werden. Diese gestatten jeweils auch die Paketverwaltung wie beispielsweise das Entfernen von Anwendungen aus dem Betriebssystem.

Die neu installierten Programme werden sofort in die Menühierarchie der jeweiligen Arbeitsumgebung integriert und können bequem per Mausklick gestartet werden.

Fazit

CachyOS erleichtert den Einstieg in Linux enorm. Durch zahlreiche grafische Frontends zur Systemverwaltung beseitigt CachyOS die meisten der vielfach kritisierten Defizite von Arch-Linux in der Bedienerführung.

Darüber hinaus bringt das Arch-Derivat auch eine nahezu unüberschaubare Zahl von Arbeitsumgebungen mit, so dass für jeden Geschmack der passende Desktop verfügbar ist.

Nicht ganz überzeugen konnte im Test die Arbeitsgeschwindigkeit des Systems, die sich nur marginal von anderen Linux-Derivaten unterscheidet und lediglich auf älterer Hardware mehr Tempo bietet als die schwerfälligen Platzhirsche Ubuntu, Fedora, Opensuse und Co.

Rasant arbeitet allerdings die Paketinstallation dank mehrerer simultan geöffneter Downloads. Das System eignet sich insgesamt aufgrund des deutlich sicht- und spürbaren Feinschliffs bestens für den produktiven Einsatz als solider Allrounder, wobei es sich auch für Linux-Anfänger empfiehlt.


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