C64: Die Demo ist geladen - den Computer brauchen wir nicht mehr
Mit diesen Worten wird der C64 abgeklemmt. Das Datenkabel des Diskettenlaufwerks über einen 100-Ohm-Widerstand mit dem Monitor verbunden und es passieren Wunderdinge.

Es gibt Dinge, die sollten einfach nicht funktionieren. Auch nicht auf einem C64, mit dem im Grunde alles irgendwie trotzdem funktioniert - auch Internetbrowsing im WLAN, Bitcoin-Mining, mp3-Wiedergabe mit Autotune und anderen Effekten und sogar Videodekodierung (mit externer Arbeitsspeichererweiterung).
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- Ein 100-Ohm-Widerstand wird zum D/A-Wandler
Aber eine Demo, die nur auf dem Diskettenlaufwerk des C64 läuft und dabei nicht nur Musik mit dem Laufwerk erzeugt, sondern über ein durchgeschnittenes Datenkabel und einen 100-Ohm-Widerstand auch Bilder auf einem Bildschirm ausgibt, ist ein ganz besonderer Zaubertrick.
Aber Matthias Kramm, der in der C64-Demo-Szene als Quiss/Reflex bekannte Mathematiker, hat bei seinem unglaublichen Meisterwerk Freespin weder gezaubert noch geschummelt und alle Tricks auf seiner Webseite offengelegt. Auf einer Liste der besten C64-Demos sprang Freespin sofort auf Platz 1.
Im Grunde ist das Diskettenlaufwerk ein eigener Computer
Wer einmal längere Zeit mit einem C64 gearbeitet hat - oder wohl eher gespielt-, wird sich vage erinnern, dass das klassische 1541-II-Diskettenlaufwerk des C64 einen eigenen MOS-6502-Prozessor und immerhin 2kB RAM hat. Der Arbeitsspeicher ist ein wenig knapp, aber der Prozessor ist der gleiche wie im Apple II und dem MOS 6510 im C64 sehr ähnlich. An Rechenkraft für eine Demo mangelt es dem Laufwerk also nicht. Schon so manches C64-Programm hat Rechenarbeit an die CPU des Diskettenlaufwerks ausgelagert und die Rechenergebnisse über die serielle Schnittstelle angefordert.
Das Diskettenlaufwerk ist also ein vollständiger Computer, wurde aber nie für eine Datenausgabe jenseits einer seriellen Schnittstelle zum C64 konzipiert. Das ist eine große Hürde. Denn anders als in den Zeiten moderner SOCs war die Elektronik der 1980er Jahren noch etwas besser für ihre Aufgabe optimiert. Keine CPU hatte einfach zufällig eine Grafikkarte mit an Bord und konnte Monitore über USB-C ansprechen. Der C64 erzeugte analoge Videosignale über den VIC Grafikchip, das Diskettenlaufwerk hatte nichts dergleichen.
Möglich wird die Demo durch zwei MOS-6522-Chips im Laufwerk, mit denen Daten von der Diskette in den Arbeitsspeicher eingelesen und über die serielle Schnittstelle ausgegeben werden können. Mit einem Timer können diese Chips auch Rechtecksignale erzeugen. An einem Pin liegt dann also für eine bestimmte Zeit eine Spannung von 0 Volt, die sofort auf 5 V springt und nach einer festgelegten Zeit wieder zurück auf 0 V. Auf diese Weise wird der Schrittmotor des Diskettenlaufwerks angesteuert, aber die Datensignale der seriellen Schnittstelle sind letztlich auch nichts anderes. Der Rest ist kreativer Umgang mit sehr bescheidener Technik.
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Ein 100-Ohm-Widerstand wird zum D/A-Wandler |
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Jetzt erst gesehen. Aber sehr gerne gelesen und angeschaut! Danke!
Was ihr meint ist vermutlich das Atari VCS. Während die ZX-Modelle zumindestens ein...
Naja heute sind die Prozessoren halt einfach leistungsstark genug um das alles mit zu...
Als die 1540 als Vorläufer konstruiert wurde, gab es die billigen Floppycontroller noch...