Bundesumweltministerin: Hersteller sollen für Lebensdauer ihrer Produkte haften

Der Vorstoß von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) richtet sich gegen die geplante Obsoleszenz.

Artikel veröffentlicht am ,
Chinesische Greenpeace-Aktivisten haben auf Hightech-Ausstellung eine Elektroschrott-Skulptur aufgestellt
Chinesische Greenpeace-Aktivisten haben auf Hightech-Ausstellung eine Elektroschrott-Skulptur aufgestellt (Bild: China Photos/Getty Images)

Hersteller sollen nach dem Willen von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) künftig dazu verpflichtet werden, Angaben über die Lebensdauer ihrer Produkte zu machen und dafür zu haften. "Sollte innerhalb dieser angezeigten Lebensdauer ein Mangel auftreten, so tritt ein Garantiefall ein und das Produkt muss repariert werden", sagte (Paywall) ein Ministeriumssprecher dem Tagesspiegel. Die Hersteller könnten allerdings auch null Jahre angeben, wenn sie keine Garantie übernehmen wollen. Das wäre jedoch unattraktiv und würde sich dementsprechend negativ auf potentielle Kunden auswirken.

Von den Grünen gibt es schon seit Jahren Versuche, gegen geplante Obsoleszenz vorzugehen. Ob das ernst gemeint war, wird sich jetzt zeigen, da die Partei auf Bundesebene in Regierungsverantwortung ist.

Die Landesregierung von Hamburg setzte sich bereits für eine längere Lebensdauer von Elektrogeräten und eine längere Gewährleistung ein. "Jeder ärgert sich, wenn Elektrogeräte schon nach kurzer Zeit den Geist aufgeben. Das ist oft kein Pech, sondern technisch so geplant", sagte der Hamburger Justizsenator Till Steffen (Grüne) im Oktober 2019.

"Auf Kosten der Verbraucher und der Umwelt werden Geräte so gebaut, dass sie nicht lange halten und nicht repariert werden können", kritisierte Steffen. "Das ist ein Unding." Die Rechtspolitik könne einen Ausweg aus der Wegwerfgesellschaft aufzeigen: "Wir haben über das Bürgerliche Gesetzbuch die Möglichkeit, Hersteller zu längerer Gewährleistung zu verpflichten, damit Produkte langlebiger und nachhaltiger werden. Das ist gut für die Umwelt und die Verbraucherinnen und Verbraucher." Laut dem Global E-waste Monitor entfielen im Jahr 2017 auf jeden Deutschen durchschnittlich 22,8 Kilogramm Elektroschrott.

Eingebaute Sollbruchstellen

Holger Krumme, Technikchef beim Bensheimer Testhaus HTV, nannte bereits im Juni 2013 konkrete Beispiele für geplante Obsoleszenz in der Elektronik. HTV vergibt für langlebige Modelle ein Gütesiegel. "Wir haben eine Vielzahl von Beispielen für Produkte, die unserer Meinung nach eingebaute Sollbruchstellen enthalten: Besonders auffällig ist zum Beispiel die Verwendung besonders hitzeempfindlicher Bauteile in direkter Nähe zu Hitzequellen. Bei einer Vielzahl der unterschiedlichsten Bildschirme oder LCD-Fernseher befinden sich Elektrolytkondensatoren unmittelbar neben Leistungsbauteilen, die über 100° C warm werden", sagte Krumme. Die Betriebsdauer der Kondensatoren betrage dann nur noch wenige Tausend Stunden. "Nach zwei bis drei Jahren fallen diese aus, mit dem Resultat, dass der gesamte Bildschirm aufgrund zu hoher Reparaturkosten auf den Müll wandert."

Die starke Alterung von Kondensatoren bei hoher Temperatur wird seiner Ansicht nach auch gezielt bei Computerplatinen renommierter Hersteller angewandt, bei denen sich diese Bauteile genau im Heißluftstrom der Prozessorkühlung befinden.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Passover 03. Apr 2022

Aktuell vielleicht, aber sicher nicht für Großkunden. Zwei unserer Kunden importierten...

Flexor 19. Jan 2022

+1 Ich würde mir auch einen gebrauchtes BEV ohne Garantie kaufen, so lange mir vorher...

forenuser 18. Jan 2022

Och doch, in den 1990'er konnte man "große" (damals mehr schwer als groß) TV-Geräte für 3...

chefin 18. Jan 2022

Autos können wir reparieren, das ist schon lange durch. Aber wer macht es? Autos...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Apple
Vision Pro zwischen Finger-Tracking-Lob und Gewicht-Kritik

Sehr gutes Bild, nahezu perfekte Bedienung aber ein bisschen zu schwer: Die ersten Hands-ons von Apple Vision Pro sind insgesamt positiv.
Ein Bericht von Peter Steinlechner

Apple: Vision Pro zwischen Finger-Tracking-Lob und Gewicht-Kritik
Artikel
  1. Zen 4c Bergamo: So schrumpft AMD die Epyc-Kerne um fast die Hälfte
    Zen 4c Bergamo
    So schrumpft AMD die Epyc-Kerne um fast die Hälfte

    Bis zu 128 Kerne stellt AMD gegen ARM-Server-Prozessoren und Intels E-Cores. Kompromisse und neue Technik machen die kleineren Kerne möglich.

  2. Diablo 4 im Test: Blizzards Meisterwerk definiert das Genre neu
    Diablo 4 im Test
    Blizzards Meisterwerk definiert das Genre neu

    Unsere Hoffnungen bewahrheiten sich: Diablo 4 ist der beste Teil der exzellenten Spieleserie, an der sich auch Konkurrenten messen müssen.
    Ein Test von Oliver Nickel

  3. SAN: Zweites Leben für ausrangierte Firmenhardware
    SAN
    Zweites Leben für ausrangierte Firmenhardware

    Wenn die lokale Festplatte randvoll ist, können Speicherlösungen aus professioneller Umgebung die Antwort sein. Wir zeigen, wie.
    Eine Anleitung von Nico Ruch

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • PS5-Spiele & Zubehör bis -75% • Samsung 990 Pro 1TB (PS5) 94€ • AirPods 2 125€ • Crucial SSD 1TB 41,99€ • Thrustmaster T300 RS 299,99€ • Bis 50 % auf Gaming-Produkte bei NBB • PS5 inkl. Spiel 549€ • MSI RTX 4070 Ti 999€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X3D 285€, RX 7900 XTX 989€ [Werbung]
    •  /