Bundesinnenministerium: Engpass bei Bundesdruckerei wegen Run auf Reisepässe

Die vom Deutschen Städtetag kritisierten, massiven Kapazitätsprobleme der Bundesdruckerei beim Ausstellen von Reisepässen sind die Folge neuer Höchstwerte bei den Anträgen. Das erklärte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums Golem.de auf Anfrage.
"Seit den ersten Wochen des Jahres 2024 stiegen die Antragszahlen für Reisepässe außergewöhnlich deutlich an. Binnen vier Wochen wurden erstmals in der Geschichte der Bundesdruckerei weit über 600.000 Reisepässe bestellt, bis in den Mai hinein wurden immer neue Tagesrekorde des täglichen Bestelleingangs aufgestellt." Seit Oktober 2021 benötigt man für die Einreise nach Großbritannien einen Reisepass.
Bis März 2024 habe die Bundesdruckerei trotz der hohen Bestelleingänge die vereinbarten Lieferzeiten mit Maßnahmen wie Dreischicht, Wochenendarbeit und Personalerhöhung in der Produktion die Spitzenlast temporär abgefedert, erklärte die Sprecherin. Seit März überstiegen ihr zufolge die Produktionszeiten die vertragliche Lieferzeit von zwölf Werktagen und erreichten Anfang Juni 2024 durchschnittlich 21,8 Werktage, Tendenz leicht steigend. Die Zahlen für den gesamten Juni lägen noch nicht vor.
Der Deutsche Städtetag kritisierte auch, dass ein zusätzlicher Antrag für Expressbearbeitung zwar eine Lösung sei, aber die Bürger den ersten Antrag bei der Bundesdruckerei dann nicht stornieren könnten. Der neue Reisepass und die Expressbearbeitung kosten dann zusammen mehr als 100 Euro - zusätzlich zu den Kosten für den im ersten Anlauf bestellten Reisepass. Insgesamt müssen dann rund 170 Euro bezahlt werden.
Vorläufiger Reisepass funktioniert in den meisten Staaten
"Bei Express-Bestellungen liegt der Reisepass weiterhin nach drei Werktagen abholbereit in der Behörde vor. Die Produktionszeiten beim Personalausweis sind unverändert stabil und vertragsgemäß, aktuell bei 4,2 Werktagen im Jahresdurchschnitt 2024 (Mai 2024: 4,3 Werktage)" , betonte die Sprecherin. Zur fehlenden Möglichkeit der Stornierung eines Passantrages bei Expressbearbeitung äußerte sie sich nicht.
Bürger könnten für Reisen "in die allermeisten Staaten auch einen vorläufigen Reisepass" erhalten, sagte die Sprecherin. Etwa bei Reisen in die USA gibt es jedoch Einschränkungen.



