Absurde Komik im verstörenden Drama
Michelle sieht ihre einzige Chance auf Flucht darin, die Querdenkerlogik von Teddy, der glaubt, für alles eine passende Rechtfertigung parat zu haben, gegen ihn selbst zu richten – ihn in Widersprüche zu verstricken, mit sich selbst hadern zu lassen. Offensichtlich wurde sie als superreiche Unternehmenschefin auf vergleichbare Szenarien hin trainiert.
Solche Dialogduelle auf intellektueller Ebene sind mitunter sogar lustig. Wie für Filme von Yorgos Lanthimos üblich, bietet auch dieser hier absurde Komik in einem eigentlich verstörenden Drama.
Obwohl US-Adaption des koreanischen Films Save the Green Planet! aus dem Jahr 2003(öffnet im neuen Fenster) , wirkt Bugonia wie ein Originalwerk, maßgeschneidert für seinen Regisseur und dessen fantastisches Ensemble. Die Kernhandlung ist in beiden Filmen zwar identisch, alle Charaktere wurden aber von Grund auf neu geschrieben und sind glaubwürdiger angelegt.
Der gesamte Cast rund um Emma Stone und Jesse Plemons brilliert. Vieles, was mit schwächeren Darstellern ins Cartoonhafte abgedriftet wäre, transportieren sie real anmutend.

Ästhetische Widersprüche und Close-ups wie Gemälde
Gefilmt wurde wunderschön analog auf 35mm Kodak, großteils mit Vistavision-Kameras(öffnet im neuen Fenster) , deren detailreich scharfe Bilder hier im Verhältnis 1,50:1 präsentiert werden, das heißt, in einem eher quadratischen Format. Es ist breiter als das klassische Akademie-Format (1,37:1), jedoch deutlich schmaler als etablierte Kino-Widescreen-Formate (1,85:1 oder 2,39:1).
Durch Weitwinkelobjektive nehmen wir die Umgebung oft in ausufernder Gesamtheit war, trotz schwarzer Balken links und rechts auf der Leinwand. Solche Widersprüchlichkeit aus empfundener Enge und gleichzeitig riesigem Sichtfeld sind wir von Lanthimos und seinem regelmäßigen Director of Photography, Robbie Ryan, gewohnt. Sie bleiben den ästhetischen Grundthemen ihrer Zusammenarbeiten treu. Normales soll ungewohnt betrachtet werden, unser Grundgefühl soll großräumig sein.
Close-ups oder sehr nahe Halbtotalen, wie sie in Bugonia als Kammerspiel häufiger vorkommen, sind gemäldehaft komponiert. Kontrast, Farben und Lichtsetzung gehören hier künstlerisch zum Besten, was die Kinoleinwand dieses Jahr zu bieten hat.



