Buglas: Telekom setzt massiv auf Überbau anderer FTTH-Netze

Der gezielte Überbau durch den Marktführer Telekom verhindert laut Buglas den zügigen Glasfaser-Ausbau in Deutschland.

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Frühstück des Buglas in Berlin: v.l.n.r: Christian Jochim (UGG), Nelson Killius (M-net), Wolfgang Heer (Buglas)
Frühstück des Buglas in Berlin: v.l.n.r: Christian Jochim (UGG), Nelson Killius (M-net), Wolfgang Heer (Buglas) (Bild: Achim Sawall/Golem.de)

Seit gut einem halben Jahr hat die Deutsche Telekom deutlich ihre Strategie geändert und überbaut gezielt die FTTH-Netze anderer Unternehmen. Das gab der Branchenverband Buglas am 26. Januar 2023 in Berlin bekannt. "Vorher waren das Einzelfälle, da konnte man noch nicht von einer Strategie sprechen", sagte Nelson Killius, M-net-Chef und Buglas-Vorstand. "Das begann im Frühjahr bis Sommer vergangenen Jahres."

Ein Breitbandverantwortlicher der Telekom habe in einem öffentlichen Beitrag laut Killius erklärt, dass man "selbstverständlich" bestehende Glasfasernetze, auch wenn sie Open Access anbieten, überbauen werde. "Das ist relativ neu und volkswirtschaftlich mit Blick auf die gesellschaftlichen Ausbauziele einfach nicht zu verantworten", legte Killius dar. Srini Gopalan, Deutschlandchef der Telekom, habe dem bayrischen Ministerpräsidenten offen gesagt, dass man "natürlich überbauen" würde, führte Buglas-Geschäftsführer Wolfgang Heer an.

Das Infrastrukturziel der Bundesregierung – flächendeckende Glasfasernetze bis 2030 – sei auf diese Weise nicht zu erreichen, betonte Killius, weil so die Investitionssicherheit für alternative Anbieter fehle. Der Buglas fordere deswegen ein Moratorium zur Aussetzung des Überbaus bis zur Erreichung des Ziels für 2030.

Telekom verhindert Breitbandziele der Bundesregierung

Laut Christian Jochim, Director Legal, Compliance & Regulation bei Unsere Grüne Glasfaser (UGG), dem Glasfaser-Joint-Venture von Allianz und dem spanischen Telefónica-Konzern, überbaut die Telekom nun auch im ländlichen Raum. Besonders ärgerlich sei, wenn ein Betreiber den Ausbau in einer ländlichen Kommune schon angekündigt und begonnen habe, "und dann geht die Telekom rein und baut nur den Kernbereich aus". Die Kommune bekomme dann nämlich nur diesen ausgebaut und die Bewohner in den Randbereichen müssen auf absehbare Zeit auf einen Glasfaseranschluss verzichten.

Doppelte Bauarbeiten und zwei parallele Netze seien den Anwohnern gerade vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs und des Energiesparens sowie auch vor dem Hintergrund knapper Tiefbaukapazitäten nicht zu vermitteln, betonte Killius.

M-net: Wir machen Open Access mit der Telekom

M-net, der größte Glasfasernetzbetreiber in Bayern, arbeite "sehr eng mit der Telekom zusammen. Das geht auch in der Telekommunikationslandschaft in Deutschland auch gar nicht anders", sagte Killius Golem.de. "Nicht nur, weil sie immer noch das marktbeherrschende Unternehmen sind, sondern auch, weil wir an Open Access glauben. Wir haben Open-Access-Vereinbarungen mit der Telekom, das heißt, wir nutzen Vorleistungsprodukte der Telekom, und umgekehrt versorgt die Telekom auch Kunden auf Basis unserer Netze, bisher noch nur auf FTTC-Basis." M-net habe zudem seine FTTB/H Netze für die Telekom geöffnet, der Vertrag sei unterschrieben, erste Kunden seien noch nicht geschaltet. In die andere Richtung sei M-net noch in Verhandlungen.

Ob Open Access für die Telekom preislich vielleicht nicht attraktiv sei, fragte ein Medienvertreter. "Selbstverständlich ist es hochattraktiv, die Telekom auf sein Netz zu bekommen", erklärte Jochim. Die Preise für die Mitnutzung des Glasfasernetzes durch Open Access orientierten sich immer daran, was die Telekom in ihren Netzen verlange. Eine Mitnutzung sei allemal besser, als überbaut zu werden, erklärte Killius.

Telekom-Sprecher Johannes Maisack sagte Golem.de: "Die Telekom betreibt Netzausbau, keinen Überbau. Wir stehen seit Jahren für Open Access. Dass wir unseren Kundinnen und Kunden Zugang zum besten Netz ermöglichen möchten, entspricht dem Selbstverständnis der Telekom und kann daher nicht wirklich überraschen. In einigen Gebieten haben wir uns deshalb dazu entschieden, unser Glasfasernetz eigenständig auszubauen, weil wir keinen bedarfsgerechten Zugriff auf das bereits bestehende Netz bekommen konnten."

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NobodZ 22. Mär 2023 / Themenstart

War die Telekom je anders? Warum sollte sich diese ändern, nur weil es um den wichtigen...

Paule 28. Jan 2023 / Themenstart

Nein, kann man nicht. Aber man kann daraus schliessen, dass sich auch ein eigener...

ImperatorBob 27. Jan 2023 / Themenstart

Bei meinen Eltern auch Stadwerke bauen mit ach und Krach doch noch aus, schon hängt ein...

OutOfCoffee 27. Jan 2023 / Themenstart

Solange die Telekom dafür dann auch noch Fördegelder vom Staat bekommt und das aus...

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