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Buchhandel: Mutmaßlich KI-generierte Kinderbücher auf Amazon kritisiert

Amazon verkauft Kinderbücher, die wohl durch KI erzeugt werden. Kunden können diese nur schwer erkennen, aber es gibt eine Lösung.
/ Ingo Pakalski
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KI-Kinderbücher auf Amazon sind nur schwer zu erkennen. (Bild: Dado Ruvic/Reuters)
KI-Kinderbücher auf Amazon sind nur schwer zu erkennen. Bild: Dado Ruvic/Reuters

Auf Amazon werden zunehmend Kinderbücher verkauft, die mittels KI-Technik erstellt worden sein sollen, heißt es in einem Bericht von NDR Kultur(öffnet im neuen Fenster) . Für Käufer der Bücher ist dabei nicht ersichtlich, dass ein Buch nicht von einem Menschen geschrieben wurde. Die entsprechenden Bücher tragen Autorennamen, so dass der Eindruck entsteht, das Buch habe einen menschlichen Autor.

Das Problem einer Zunahme von KI-generierter Bücher kennt Christian Sprang, Justitiar beim Deutschen Börsenverein: "Wir kriegen viele Beschwerden von Verlagen, die empfinden, dass ihre seriösen Bücher bei Amazon neben diesen Fake- und Schrott-Büchern, die KI-generiert sind, immer stärker ins Hintertreffen geraten."

In einem Instagram-Video(öffnet im neuen Fenster) weist der Kinderbuchautor und Illustrator Michael Mantel auf das Phänomen hin. Er schildert, dass er auf Amazon etliche Kinderbücher entdeckt habe, die "die alle verdächtig ähnlich wirken" .

KI-Bücher landen bewusst in verkaufsschwachen Rubriken

Die Werke hätten unrealistische Illustrationen und wiesen viele inhaltliche Fehler auf, beschreibt Mantel. Er vermutet, dass diese Bücher komplett von künstlicher Intelligenz erstellt wurden - also sowohl Texte als auch Bilder. Mantel stieß auf mehrere Buchtitel mit sehr ähnlichen Bezeichnungen, die zum Teil bei Amazon als Bestseller angeboten werden.

Dazu gehörten Titel wie: Weil du ein wunderbares Mädchen bist, Weil du ein besonderes Mädchen bist oder: Auch starke Mädchen dürfen Fehler machen. Einige dieser Bücher sind bei Amazon in Nischenrubriken einsortiert, etwa unter Erdkunde Schulbücher oder Waisen und Kinder in Pflegeheimen.

Sprang sieht eine gezielte Verkaufsstrategie darin, dass solche Titel eher in Randrubriken angeboten werden: "Wenn man eine Rubrik wählt, in der nur schwach verkäufliche Konkurrenz ist, kann man auch mit einem nicht besonders verkäuflichen Buch den ersten Platz belegen. Das ist der Trick, den diese KI-Buchhersteller nutzen."

Solche KI-Titel tragen dennoch Autorennamen. Meist seien es Allerweltsnamen wie Rita Stahl, Leah Engels oder Nina Blume, heißt es im NDR-Bericht. Auf den entsprechenden Amazon-Profilen werde zu diesen Autoren oft nur dieser eine Titel gelistet und die Bücher erschienen meistens im Selbstverlag.

Das Problem dabei sei, dass all das rechtlich nicht verboten sei, bemängelt Sprang: "Es gibt keine rechtliche Verpflichtung, dass man seinen Klarnamen als Autor eines Buches verwenden muss." Autoren dürften sich einen Künstlernamen zulegen. Der Justitiar kritisiert, dass es bislang keine rechtliche Pflicht gebe, KI-generierte Inhalte zu kennzeichnen.

Stationärer Buchhandel ist frei von KI-Büchern

Der Sender fragte bei Amazon nach und erhielt nach eigener Aussage nur ausweichende Antworten. Das Onlinekaufhaus prüfe Bücher aktiv, ob sie gegen die Richtlinien des Anbieters verstießen. Wenn Verstöße bemerkt würden, würden diese Titel entfernt. Sprang zeigt dabei Verständnis für Amazon: "Amazon verbreitet 20 Millionen Bücher, die sich auch täglich ändern. Da ist eine manuelle Kontrolle kaum möglich."

Damit Eltern ihren Kindern nicht ungewollt KI-generierte Bücher kaufen, rät Sprang dazu, generell im "im stationären Buchhandel" zu kaufen. Dort durchliefen alle angebotenen Bücher eine redaktionelle Kontrolle. KI-generierte Werke ohne inhaltliche Prüfung fänden dort bisher keinen Platz. Möglicherweise brächten solche nicht erkennbaren KI-Titel eine "Renaissance des Buchhändlers" .


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