Buch zur NSA-Affäre: Greenwald macht der Überwachung den Prozess
Das Buch von Glenn Greenwald zur NSA-Affäre ist weder eine spannende Agentenstory noch eine nüchterne Bestandsaufnahme. Der US-Journalist hält darin ein flammendes Plädoyer für die Freiheit des Menschen vor Überwachung. Und schont dabei weder Freund noch Feind.

Wenn Glenn Greenwald über sein Schlafpensum des vergangenen Jahres Buch geführt hätte, würde wohl ein großes Defizit herauskommen. Als der US-Journalist und Bürgerrechtsanwalt Anfang Juni 2013 auf einem Flug von New York nach Hongkong erstmals einen Blick auf die Dokumente von Whistleblower Edward Snowden werfen durfte, konnte er danach 16 Stunden lang vor Aufregung kein Auge mehr zutun. Seit diesem Zeitpunkt steht er unter Dauerstrom. Von der Ungeheuerlichkeit der Massenüberwachung elektrisiert, kämpft er unermüdlich gegen die Macht der Geheimdienste. So auch in seinem neuen Buch No place to hide (deutsch: Die globale Überwachung). Auf der Anklagebank sitzen dabei Geheimdienste, Politik und Medien gleichermaßen. Émile Zolas berühmtes J'accuse umfasste etwas mehr als eine Seite, Greenwalds ist 366 Seiten lang.
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Es ist natürlich Unsinn, wenn der Droemer-Verlag auf den Umschlag schreiben lässt, dass Greenwald mit dem Buch nun "das ganze Ausmaß der Massenüberwachung" ans Licht bringe. Zwar enthält das Buch etliche neue Präsentationen der Geheimdienste NSA und GCHQ (die sich online deutlich besser lesen lassen), doch die dahinterstehenden Programme und Methoden waren meist schon bekannt. Das Buch der Spiegel-Autoren Marcel Rosenbach und Holger Stark (Der NSA-Komplex) gibt einen besseren Überblick über die NSA-Affäre.
Neue Mosaiksteine zur Überwachung
Greenwald fügt jedoch etliche neue Mosaiksteine hinzu, die bisherige Berichte ergänzen und besser verständlich machen. So zum Beispiel über die Manipulation von Cisco-Produkten, derentwegen sich der Netzwerkausrüster inzwischen empörte. Aufschlussreich ist auch eine Aufstellung der NSA über Spähattacken auf diplomatische Einrichtungen ausländischer Staaten in Washington und New York. Hinter jeder Einrichtung wird dabei erwähnt, mit welcher Abhörtechnik sie angegriffen wurde. Dies zeigt mehr als deutlich, wie aktiv der vom Spiegel zum Jahreswechsel präsentierte Werkzeugkasten der NSA genutzt wird. Neu sind auch die Dokumente zum Ausspähen von Blackberrys in Flugzeugen.
Nebenbei versucht Greenwald, einige Mythen auszuräumen, die sich seit Beginn der Enthüllungen vor gut einem Jahr gebildet haben. So sei es völlig falsch, dass Snowdens Laptops möglicherweise von den Chinesen oder Russen gehackt und Daten "abgesaugt" worden seien. "Es stimmt, dass Snowden vier Laptops nach Hongkong mitnahm, von denen jeder einem anderen Sicherheitszweck diente, aber sie standen in keinem Zusammenhang mit den Dokumenten, die er dabeihatte. Diese waren auf USB-Sticks gespeichert und mit ausgefeilten kryptographischen Techniken verschlüsselt", schreibt Greenwald (S. 319). Als ehemaliger NSA-Hacker habe Snowden gewusst, dass die NSA sie nicht entschlüsseln konnte, "geschweige denn chinesische oder russische Geheimdienste". Durch diese Berichte entstand in der Tat der falsche Eindruck, Snowden habe so viele Dokumente kopiert, dass sie sich nur auf mehreren Laptops speichern ließen. Und sie lassen die Aktion des britischen Geheimdienstes umso absurder erscheinen, die britische Zeitung Guardian zum Zerstören von Festplatten und Computern zu zwingen, um damit die Dokumente zu vernichten.
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Snowdens Moral aus Videospielen |
Das müsste doch dann auch überall klappen, wenn die Sendeleistung der gefakten Funkzelle...
mecki, nicht aus US-amerikanischer Sicht. Dies hat der amtierende US-Präsident und...
Sei doch nicht so naiv. Glaubst du, diese "Dokumente" sind von der NSA bereits so...
So schnell hatte ich schon lange keine 365 Seite durch. Wie ich schon schrieb, ich konnte...