Brüssel: Huawei entlässt Beschäftigte wegen Korruptionsverdachts

In den laufenden Ermittlungen wegen Korruption hat Huawei die Arbeitsverhältnisse von einigen Beschäftigten beendet. Das teilte ein Unternehmenssprecher Golem.de am 8. April 2025 mit. "Das Beschäftigungsverhältnis mit zwei Personen (wurde) zum 1. April 2025 beendet und eine weitere Person zum 2. April von ihren Aufgaben freigestellt."
Gegen Tochterfirmen von Huawei wird nicht ermittelt: Zudem sei die Zusammenarbeit mit zwei Unternehmen in Brüssel, gegen die ermittelt wird, zum 31. März eingestellt worden. "Bis zum heutigen Tag sind wir von den belgischen Behörden nicht darüber informiert worden, dass eine Tochtergesellschaft von Huawei in dieser Angelegenheit formell beschuldigt wird" , erklärte der Unternehmenssprecher weiter.
Die belgische Staatsanwaltschaft hatte zuvor Anklage gegen acht Verdächtige erhoben . Huawei soll laut dem belgischen Geheimdienst EU-Parlamentarier bestochen haben, um die Ausweitung der US-Sanktionen auf Europa zu verhindern. Dabei ging es um einen Brief einiger EU-Abgeordneten, den ein Huawei-Lobbyist vorformuliert haben soll. Huawei soll den italienischen EU-Abgeordneten Fulvio Martusciello (Forza Italia) und andere indirekt dafür bezahlt haben, dass sie sich darin Anfang 2021 gegen den Ausschluss von ausländischen 5G-Ausrüstern in Europa stellten. Die Vorwürfe gegen die verhaftete Assistentin von Martusciello lauten auf Geldwäsche, Korruption und organisierte Kriminalität.
5G-Brief von Huawei-Lobbyisten
In dem Schreiben an die EU-Kommission, das Golem.de vorliegt , heißt es: "Leider haben einige Mitgliedstaaten die Nutzung ausländischer 5G-Ausrüstung verboten oder beabsichtigen, dies zu tun. Dies geschieht mit Hintergedanken und unbegründeter Angst vor Risiken für die nationale Sicherheit. Sie drängen sogar andere, sich ihrem Club anzuschließen." Huawei wird in dem 5G-Brief, den weitere EU-Parlamentarier aus Italien und Rumänien unterzeichnet haben, nicht namentlich genannt.
Insider bewerteten den Brief gegenüber Golem.de als inhaltlich schwach und in der Wirkung auf die EU-Kommission als bedeutungslos. Die Aufhebung der Immunität von Abgeordneten wurde bislang nicht beantragt.
Die belgische Polizei hatte Mitte März den EU-Hauptsitz von Huawei und die Büros von Lobbyisten durchsucht , die für den chinesischen Techkonzern tätig waren. Später wurden auch Büros von EU-Parlamentarier durchsucht. Ein früherer Präsident von Huawei Europe in Brüssel soll dem belgischen Geheimdienst zufolge zumindest einen Teil der Aktivitäten genehmigt haben.
Über Firmen aus Großbritannien und Belgien soll ein früherer Berater von Martusciello 45.950 Euro erhalten haben. Der Berater soll dem Abgeordneten Martusciello 6.700 Euro überwiesen haben. Die Firmen sollen zudem 14.800 Euro an den Mitarbeiter eines bulgarischen Parlamentariers gezahlt haben. Die Informationen über den früheren Berater von Martusciello erlangte der belgische Geheimdienst offenbar über Abhörmaßnahmen.



