Fazit und Verfügbarkeit
Wie viele Elektroautos macht auch der GLC F-Cell Spaß. Abgesehen von den Ufo-Geräuschen beim Anfahren und nach dem Anhalten ist das Auto ebenso leise wie andere E-Autos. Die gute Verarbeitung trägt zum positiven Eindruck bei. An Komfort und Ausstattung fanden wir wenig auszusetzen. Das Bedienkonzept mit den vielen Knöpfen ist gewöhnungsbedürftig. Nach einer Weile haben wir es aber zu schätzen gelernt. Sehr gut hat uns das Head-up-Display gefallen, weil der Fahrer darüber wichtige Informationen erhält, ohne dass er den Blick von der Straße nehmen muss.
Was uns aufgefallen ist: Das ganze Bedienkonzept ist einzig auf den Fahrer ausgelegt - was ja sicher sinnvoll ist. Aber bei zwei Insassen wäre es praktisch, wenn manche Funktionen auch für den Beifahrer bedienbar wären. So ist es zwar logisch, dass während der Fahrt das Online-Handbuch nicht aufgerufen werden kann, aber es ist auch unpraktisch, weil der Beifahrer ja für den Fahrer etwas nachschlagen könnte.
Nach Aussagen des Herstellers sowie unseren eigenen Erfahrungen und denen anderer Tester sind 300 Kilometer eine realistische Reichweite bei einer Autobahnfahrt. 400 Kilometer sollen möglich sein - aber dafür dürfte eine sparsame und umsichtige Fahrweise vonnöten sein. Da das Tanken schnell geht, ist der GLC F-Cell auch für lange Strecken geeignet. Theoretisch zumindest.
Der limitierende Faktor ist hier nicht das Auto, sondern die Infrastruktur: Derzeit gibt es laut Tankstellenbetreiber H2 Mobility, einem Gemeinschaftsunternehmen von Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total, 71 Wasserstofftankstellen in Deutschland. Einige davon sind derzeit allerdings wegen des Unfalls in Norwegen geschlossen. Weitere sechs sollen in Kürze in Betrieb genommen werden. Bis Ende des Jahres sollen es 100 sein.
Das Problem ist jedoch, dass sie entweder in Ballungsräumen, Großstädten oder an Autobahnen stehen. Wer auf dem Lande oder abseits der großen Korridore wohnt, für den kommt ein Brennstoffzellenauto kaum in Frage. Doch trotz der wenigen Tankstellen waren wir uns bei unseren Ausflügen ins Hamburger Umland immer sicher, dass wir problemlos wieder zurückkommen. Reichweitenangst kam keine auf.
Wirtschaftlich attraktiv ist das Auto aber eigentlich nicht: Bei einem Wasserstoffpreis von 9,50 Euro pro Kilogramm ist der GLC F-Cell im Betrieb nicht günstiger als ein Benziner und damit teurer als ein herkömmliches Elektroauto. Mag sein, dass das der Grund für Daimler war, den für so ein Fahrzeug vergleichsweise großen Akku einbauen. Für Stadtfahrten kann das Auto dann im reinen Elektrobetrieb genutzt werden, die Reichweite von gut 30 Kilometern reicht für die meisten Alltagsfahrten aus.
Zwar hat Daimler im vergangenen Herbst angekündigt, mehr Brennstoffzellenautos zu bauen. Der GLC F-Cell soll aber nur in einer Kleinserie von wenigen hundert Stück gebaut werden. Die werden auch nicht verkauft, sondern für knapp 800 Euro im Monat verleast. Die ersten Fahrzeuge wurden Ende vergangenen Jahres ausgeliefert.
Wegen der Kosten und der geringen Zahl an Tankstellen erfolge die Markteinführung selektiv, teilte Mercedes auf Anfrage von Golem.de mit. Der Fokus liege auf Geschäfts- und Großkunden, strategischen Partnern sowie Behörden, erklärte der Hersteller. Damit auch Privatkunden das Auto fahren könnten, sei eine Integration in die eigene Autovermietung Mercedes-Benz Rent an sieben Standorten vorgesehen.
Ob ein SUV sinnvoll ist, ist sicher diskussionswürdig. Weil immer mehr Deutsche mit diesen großen Autos durch die Gegend fahren, steigen die Kohlendioxidemissionen. Wer glaubt, auf das SUV nicht verzichten zu können, sollte in Betracht ziehen, den Mercedes GLC F-Cell zu leasen - um des guten Gewissens willen. Eben: Kein Benzin.
Offenlegung: Daimler hat Golem.de das Testfahrzeug zur Verfügung gestellt und die Tankkosten übernommen. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
Nachtrag vom 5. Juli 2019, 18:10 Uhr
Wir haben den Text um die Aussage von Mercedes zur Verfügbarkeit ergänzt.
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