Breko Marktanalyse 20: "Irgendwann hilft nur noch Glas weiter"
Endlich gibt es sichtbare Fortschritte beim Glasfaser-Ausbau. Doch auch "Deutschlands verdammt gutes Kupfernetz" spielt laut der Studie des Breko noch eine Rolle.

Deutschland werde langfristig eine flächendeckende Glasfaserversorgung erhalten, mittelfristig werden VDSL oder Kabelnetzzugänge aber ausreichen. Das sagte der Telekommunikationsexperte und Wirtschaftswissenschaftler Jens Böcker am 1. September 2020 bei der Vorstellung der Breko Marktanalyse 20. "Irgendwann hilft nur noch Glas weiter", erklärte er zu Auslastung und Kapazität.
In die Kupfertechnologie VDSL/DSL sei zugleich kräftig investiert worden, was sich künftig aber abschwächen werde. Der Grund dafür: "Deutschland hat ein verdammt gutes Kupfernetz, viel besser als in anderen Ländern, es wurde über Jahrzehnte gepflegt und gehegt." Laut Böcker hat es aber mehr Wachstum bei der Glasfaser gegeben.
An der Umfrage des Bundesverbands Breitbandkommunikation haben sich laut Böcker 94 Prozent der Mitgliedsunternehmen beteiligt. In dem Verband sind viele Stadtnetzbetreiber organisiert, größte Mitglieder sind die Netzbetreiber Ewe Tel, 1&1 Versatel und Deutsche Glasfaser. Die Befragung fand im Mai und Juni 2020 statt. Die Glasfaserquote wurde zum Ende 2019 erfragt, die Corona-Ergebnisse sind von diesem Jahr, die Förderzahlen vom Juni 2020.
Die Glasfaserquote, der Anteil der Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Haushalte und Unternehmen, ist auf 13,5 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 1,1 Millionen auf insgesamt 6,1 Millionen Glasfaseranschlüsse deutschlandweit. Den größten Teil dieser Anschlüsse realisierten mit 4,9 Millionen die Konkurrenten der Deutschen Telekom. Die Ausbaudynamik wird sich laut den Prognosen in den kommenden Jahren verstärken: Für das Jahr 2023 sieht die Marktanalyse einen Anstieg auf insgesamt 22 Millionen Glasfaseranschlüsse - 14,1 Millionen davon durch sogenannte alternative Netzbetreiber realisiert.
Fast alle Daten gehen über das Festnetz
Breko-Präsident Norbert Westfal sagte: "Wir sind beim Glasfaserausbau jetzt endlich auf der Überholspur." Deutschland belege europaweit aktuell den fünften Platz der am schnellsten wachsenden Glasfasermärkte. Wichtig sei, die Dynamik im Glasfaserausbau weiter zu verstärken.
Mit 42 Prozent liege die Take-up-Rate bei Glasfaseranschlüssen zwölf Prozentpunkte über der von Kabelnetzanschlüssen. 49 Prozent der Bestandskunden aller Zugänge fragten demnach in der Pandemie nach einem Tarif-Upgrade mit höherer Bandbreite. Auch bei 43 Prozent der Neukunden stellten die Netzbetreiber in dem Verband einen Bedarf an höherwertigen Anschlussprodukten fest.
Festnetzanschlüsse spielen nach wie vor die entscheidende Rolle für den Datentransport in Deutschland. Das Verhältnis des über Festnetz und Mobilfunk übertragenen Datenvolumens bleibt dabei stabil bei einem Verhältnis von etwa 132 GByte zu 1,6 GByte. Nahezu 99 Prozent der Daten werden demnach weiter über das Festnetz übertragen.
Trotz laufender Förderprogramme erfolgten 75 Prozent aller Ausbauprojekte eigenwirtschaftlich, geförderte Projekte seien langwieriger und mit vielen Herausforderungen verbunden, erklärte der Breko. Weiter werde wenig Fördergeld abgerufen. "25 Prozent der Anschlüsse sind gefördert, drei Viertel sind selbst finanziert", erklärte Böcker. "Es ist weiter viel Geld im Topf, viel ist reserviert." Im Osten und in Niedersachsen werde differenziert gefördert, nicht nach dem Gießkannenprinzip. Was sehr erfolgreich sei.
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Was wohl verständlich ist, denn multiple Anschlüsse der gleichen Versorgungsart...
Muss ich Dir aus der Baupraxis zumindest hier bei uns südlich von München leider...