Breitscheidplatz-Attentat: BKA beendet nach Online-Suche offenbar Analyse von Rufnummer

Bei der Analyse von Rufnummern hört das BKA im Fall Amri offenbar nach einer erfolglosen Online-Suche auf. Der RBB wird jedoch leicht fündig.

Artikel veröffentlicht am ,
Das BKA nutzt zur Ermittlung wohl auch sehr schlichte Online-Recherchen.
Das BKA nutzt zur Ermittlung wohl auch sehr schlichte Online-Recherchen. (Bild: Ralph Orlowski/Reuters)

Zu den Untersuchungen im Fall Amri rund um den islamistischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz im Jahr 2016 kommt wohl eine weitere schwere Ermittlungspanne hinzu, wie Recherchen des RBB nahelegen. Denn bei der Auswertung der im Zuge der Ermittlungen gesammelten Telefonnummern aus Mobilfunkdaten konnte das BKA von 18 gerasterten Nummern zwei nicht identifizieren. Doch genau das gelang nun dem RBB.

Zu den zunächst aus der Massenabfrage der Mobilfunkdaten herausgefilterten Nummern heißt es: "Die Nummern sind auffällig, weil es zeitliche und räumliche Überschneidungen mit den damals schon bekannten Mobilfunkdaten von Amri gibt". Entsprechend hat sich das BKA diese näher angesehen. In 16 Fällen seien die Anschlüsse identifiziert worden - ohne eine Beziehung zu Amri. In den übrigen zwei Fällen sei das dem BKA aber nicht gelungen.

"Rbb24 Recherche hat die Ermittlungen nachvollzogen und ist zu einem anderen Ergebnis gekommen: Eine Nummer gehört zu einem Fahrzeug von BMW, bei der zweiten Nummer meldet sich ein Herr, der recht gut Deutsch spricht", heißt es nun in der Zusammenfassung des Rechercheteams.

Falsche Vorwahl nach Internetrecherche

Laut offiziellen Aussagen geht das BKA offenbar fälschlicherweise bei einer der Telefonnummern mit der Vorwahl 0088239 davon aus, dass diese zu einem Satellitentelefon gehört. "Doch wie kam das BKA zu seiner Erkenntnis? Schritt eins der Spezialisten: eine Open-Source-Internetrecherche auf 'helpster.de' - so steht es in den Akten", schreibt dazu der RBB. Demnach haben die zuständigen Beamten wohl einfach die Ziffernfolge 0088 auf der Hilfeplattform im Internet gefunden, die diese als Vorwahl für Satellitentelefone führt - und die Recherchen zu den Akten gelegt.

Der RBB hat nun aber mit der richtigen Vorwahl, 0088239, bei der Bundesnetzagentur nachgefragt, zu welchem Anbieter diese gehört. Es handelt sich um Vodafone. Der Provider nutzt die Vorwahl für sein Ecall-System. Laut dem RBB legt das auch die IMEI des Mobilfunkmoduls nahe, die ebenfalls Teil der Datenabfrage für Mobilfunkzellen ist. Auch das BKA hat die IMEI untersucht, die zu einem Modul gehört, das unter anderem in Autos verbaut wird.

Diese Ungereimtheit zu dem vermeintlichen Satellitentelefon haben die Polizisten aber nicht weiter verfolgt. Der RBB wiederum konnte mit Hilfe der IMEI und des Herstellers des Moduls herausfinden, dass BMW solch ein Gerät in seinen Autos verbaut. "BMW könnte helfen, den damaligen Nutzer ausfindig zu machen, wenn die Ermittler denn nachfragen", schreibt dazu der RBB.

Im zweiten Fall, den das BKA nicht zuordnen konnte, handelt es sich wohl um eine Nummer mit russischer Vorwahl. Hier hat der RBB einfach angerufen: "Wenn man anruft, dann meldet sich ein Mann, der mit Akzent Deutsch spricht. Sein Telefon läuft über einen Provider in Tscherkessien auf der Nordseite des Kaukasus. Die IMEI des Telefons ist manipuliert. Für das BKA kein Anlass, um genauer nachzuforschen."

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Knuspermaus 17. Jun 2021

Was du nur hast? Da deckt das ÖR das offensichtliche, aber nicht Sagbare und nicht (für...

Gryphon 16. Jun 2021

Einfach mal bei https://www.imei.info/ eingeben... Die echte IMEI müsste ja zumindest mal...

Lapje 16. Jun 2021

Er würde sich doch sofort freiwillig melden, um im Stechschritt an der Grenze zu...

schmeckels 15. Jun 2021

Die darin enthaltenen Informationen könnten die Bevölkerung verunsichern!



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