Breitbandatlas: Gigabit ist auf dem Land weiter kaum verfügbar
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sprich von einem "Mega-Erfolg". Doch trotz Zuwächsen gibt es kaum Grund zum Jubeln bei Glasfaser und Gigabit.

Trotz großer Fortschritte beim Breitbandausbau sind auf dem Land weiter nur bei 20,2 Prozent der Haushalte Datenraten von 1 GBit/s und mehr verfügbar. Das ergab eine Auswertung des Breitbandatlas durch das Bundesverkehrsministerium, die am 16. April 2021 vorgelegt wurde. Der Bericht zeigt innerhalb eines Jahres jedoch ein Plus von 37 Prozent bei der Versorgung der Haushalte in Deutschland mit Gigabit-Anschlüssen sowie einen deutlichen Anstieg bei 50-MBit/s-Zugängen im ländlichen Raum.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte: "Gigabit für alle - wir sind auf Kurs. Im vergangenen Jahr sind täglich fast 20.000 Haushalte mit Gigabit-Netz dazugekommen. Ende 2020 haben damit 59 Prozent der Haushalte Zugang zu ultraschnellem Internet mit 1 GBit pro Sekunde. Das sind gut 6,6 Millionen Haushalte mehr als noch ein Jahr zuvor. Das ist ein Mega-Erfolg." Das Ziel der Bundesregierung eines flächendeckenden Ausbaus von Gigabit-Netzen bis zum Jahr 2025 wird jedoch nicht erreicht.
Der große Sprung im Gigabitbereich wird zum großen Teil vom Docsis-3.1-Ausbau im Vodafone-Kabelnetz getragen. Im Upload erreicht das Kabelnetz damit meist bis zu 50 Megabit pro Sekunde, im Download 1 GBit/s und mehr. Stefan Sauer (CDU), Mitglied des Bundestagsausschusses Digitale Agenda, sagte am 23. März 2021 mit Blick auf die Kabelnetze von Vodafone: "Wir haben das Ziel der Gigabit-Versorgung aufgestellt, nicht das von Glasfaser-Gigabit."
"Im ländlichen Raum werden wir bis 2025 keine Gigabitgesellschaft. Wenn man den ländlichen Raum ausblendet, werden wir es wohl bald schaffen, wenn oberirdischer Ausbau, Trenching und Satelliteninternet mit einbezogen werden", betonte Sauer
Schulen schlechter versorgt als Gewerbegebiete
Auch in nur 37,2 Prozent der Schulen in Deutschland gibt es Datenraten von 1 GBit/s und mehr, besser versorgt sind Gewerbegebiete mit 46,6 Prozent.
"Durch die jahrelange Duldung und Förderung der fortschrittsfeindlichen Vectoring-Technik hat die Bundesregierung wertvolle Zeit und viel Geld vergeudet, statt geeignete Rahmenbedingungen für schnellere und zukunftssichere Technologien wie Glasfaser bereitzustellen", sagte Margit Stumpp, Sprecherin für digitale Infrastruktur der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Die Versorgung mit Breitbandinternet in Deutschland sei nach wie vor schlecht. Scheuer verschweige, dass das Gros der Breitbandanschlüsse immer noch auf Kupfer, sprich Kabelanschlüssen basiere, erklärte Stumpp. Während in Städten wie Hamburg, Bremen und Berlin über 90 Prozent der Haushalte bereits mit 1.000 MBit/s versorgt seien, sehe es insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern und im ländlichen Raum anders aus.
Durchaus schillernde Aussage
In Sachsen-Anhalt etwa stünden nur 19,1 Prozent der Haushalte ein Gigabit-Anschluss zur Verfügung, kritisiere Stumpp. In Brandenburg seien es 26,8 Prozent, in Thüringen 27,5 Prozent. Die Anzahl der verfügbaren Gigabit-Anschlüsse steige zwar langsam. Die Diskrepanz zwischen Stadt und Land bleibe jedoch bestehen. Grund dafür sei nicht zuletzt, dass die Netzbetreiber in besonders rentablen, städtischen Gebieten privatwirtschaftlich ausgebaut hätten statt in der Fläche.
Der Geschäftsführer des VATM (Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten), Jürgen Grützner, sagte Golem.de auf Anfrage: "'Wir sind auf Kurs' ist eine durchaus schillernde Aussage. Das Ziel für 2025 kann man mit diesem Kurs nicht erreichen, aber auch mit gar keinem anderen, und das ist vielen Politikern einstweilen mehr als klar." Mehr Bürokratie und mehr neue Behörden verlangsamten den Ausbau. Laut der Breko-Sprecherin (Bundesverband Breitbandkommunikation), Annika Sasse-Röth, "steht in Sachen Zukunftsfähigkeit natürlich der zügige Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur im Vordergrund." Auch wenn wir beim Glasfaserausbau noch nicht dort angekommen seien, wo wir hinwollen, zeige sich auch da aktuell eine starke Dynamik im Markt. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen sei enorm.
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Beim eigenwirtschaftlichen Ausbau (durch einen Ausbauer ohne Kupfernetz) passiert das...
Wenn aber die Auslastung des Upload so gering ist, was hindert den Anbiter dann daran...
Tun sie auch, wenn es denn wirklich flächendeckend angeboten werden würde.
Ja. Aber wenn das so ist, dann sollten doch alle zügig ausgebaut werden, damit man bei...