Boox Go Color 7 im Test: Kompakt, bunt und vielseitig

Der Hersteller Onyx hat in den letzten Jahren mit einer Reihe von teilweise ungewöhnlichen E-Ink-Readern von sich reden gemacht. Der Boox Go Color 7(öffnet im neuen Fenster) ist eines der jüngsten Modelle, das wie das Note Air 3C einen farbigen Kaleido-E-Ink-Bildschirm hat. Mit seinem 7-Zoll-Display und einer stark an Amazons Kindle Oasis erinnernden Form liegt der Reader in unserem Test gut in der Hand - und profitiert wie die anderen Boox-Reader von der guten Software mit zahlreichen Bildschirmeinstellungen.
Der Boox Go Color 7 misst 155 x 136 x 6,5 mm und wiegt knapp unter 200 Gramm. Beim Auspacken fällt uns direkt die Rückseite auf, die mit ihrer rauen Struktur an die Oberfläche eines Steins erinnert. Onyx zufolge soll sie das Gefühl von Papier imitieren, durch sie liegt der Reader in jedem Fall gut in der Hand und rutscht nicht.
Das Kaleido-3-Display von E-Ink hat bei einer Größe von 7 Zoll eine Auflösung von maximal 1.680 x 1.264 Pixeln im Schwarzweißmodus. Stellt der Reader Inhalte in den 4.096 möglichen Farben dar, ist die Auflösung halb so groß. Der Bildschirm hat wie das Note Air 3C und der Boox Palma eine Hintergrundbeleuchtung, die wir stufenlos von einer kalten bis zu einer warmen Farbtemperatur einstellen können.
Keine automatische Lichtsteuerung
Leider hat der Boox Go Color 7 anders als der Palma keine automatische Helligkeits- und Farbtemperatureinstellung. Das bedeutet, dass wir auch die Helligkeit manuell einstellen müssen, was über die Schnelleinstellungen oder eine Wischbewegung über den rechten Rand allerdings leicht geht. Die Beleuchtung lässt sich gut anpassen und ermöglicht auch in schummrigen Lichtverhältnissen angenehmes Lesen.









Die Farbdarstellung beim Boox Go Color 7 entspricht der anderer Tablets mit Kaleido-3-Display: Die Farben sind in der Regel nicht besonders knallig und entfalten ihre beste Wirkung bei Auflicht - wenn wir das Gerät beispielsweise im Freien bei hellem Tageslicht oder unter einer Lampe verwenden. Wird die Hintergrundbeleuchtung aktiviert, verlieren die Farben an Kraft und wirken recht dunkel und unspektakulär.
Verglichen mit E-Readern, die ein reines Graustufendisplay haben, ist der Hintergrund des Boox Go Color 7 etwas dunkler. Der Bildschirmhintergrund des Boox Palma etwa, der keine Farben anzeigen kann, wirkt im direkten Vergleich beim Lesen heller. Wer allerdings Farbdarstellung bei seinem E-Reader haben möchte, muss gewisse Zugeständnisse machen - neben der geringeren Auflösung ist der etwas dunklere Hintergrund eines davon.
Die Farbdarstellung dürfte vor allem für Nutzer praktisch sein, die gerne Comics oder Graphic Novels lesen. Auch beim Browsen finden wir die farbliche Darstellung praktisch. Wie die anderen E-Reader von Onyx basiert auch der Boox Go Color 7 auf Android, weshalb wir über den Play Store zahlreiche Apps installieren können. Dieses System fanden wir schon bei den anderen E-Readern von Onyx praktisch, da Nutzer sich einfach die von ihnen präferierte E-Reader-App installieren und nutzen können - in unserem Fall ist es die Kindle-App von Amazon.
Etwas neuere Android-Version
Anders als beim Boox Palma kommt auf dem Boox Go Color 7 Android 12 zum Einsatz und nicht Android 11. Vom eigentlichen Android-System sieht man allerdings immer noch nichts: Der Reader hat wieder eine komplett angepasste Benutzeroberfläche. Die verschiedenen Rubriken erreichen wir über eine Leiste am unteren Bildschirmrand. Dort können wir unter anderem unsere auf den Reader gespielten E-Books aufrufen oder auch Apps starten. Eine Notizfunktion hat der Boox Go Color 7 nicht.
Der Reader unterstützt insgesamt 20 Text-, vier Bild- und zwei Audioformate. Bei allen drei Medienarten werden die gängigen Formate unterstützt, mit Android-Apps bewegen sich Nutzer ohnehin außerhalb dieser Kompatibilitätslisten. Einige Apps sind übrigens vorinstalliert, wie etwa eine Galerie oder ein KI-Assistent. Bei diesem handelt es sich einfach um einen Client für GPT3.
Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten dank Android und Bildeinstellungen
Der Boox Go Color 7 unterscheidet sich von der Konkurrenz nicht nur wegen der vielfältigen Möglichkeiten, unterschiedliche Apps verwenden zu können. Wir können auch wesentlich mehr Bildeinstellungen vornehmen als etwa bei einem Kindle von Amazon. Mit diesen lässt sich beispielsweise die Aktualisierungsrate verändern und an die Anforderungen unterschiedlicher Apps anpassen. Aufrufen können wir sie über die Schnelleinstellungen oder einfach per Wisch nach oben vom unteren linken Bildschirmrand.
Verwenden wir zum Beispiel die Kindle-App und lesen ein Buch, nutzen also eine App mit sehr statischem Inhalt, verwenden wir die Bildeinstellung mit der langsamsten Aktualisierungsrate und dafür der besten Bildqualität. Onyx hat die Einstellungen etwas vereinfacht, was wir grundsätzlich gut finden, dabei aber zu mitunter verwirrenden Bezeichnungen gegriffen. Während die Einstellung mit der besten Bildqualität (aber auch dem stärksten Ghosting) auf anderen Onyx-Geräten mit HD bezeichnet wird, heißt sie beim Boox Go Color 7 Normal.
Die Speed-Einstellung eignet sich für Inhalte mit mehr Bewegung - also wenn wir beispielsweise Text scrollen. Das Ghosting nimmt dann zu, ist aber noch akzeptabel. Wollen wir eine noch flüssigere Darstellung, können wir die A2-Einstellung verwenden. Bis heute wissen wir nicht, wofür A2 steht, Onyx verrät dies leider auch nirgendwo. Bei A2 ist das Ghosting stärker, dafür werden Inhalte wesentlich flüssiger angezeigt - wir finden das etwa bei Webseiten praktisch.
Feineinstellungen der Presets und Farbanpassungen
Die vierte mögliche Einstellung namens Regal entspricht weitestgehend der Normaleinstellung, eignet sich aber etwas besser für Inhalte mit größeren farbigen Flächen - also etwa Graphic Novels und Comics. Die einzelnen Bildschirmeinstellungen lassen sich mitunter noch feineinstellen. Außerdem können wir auch die Farben bearbeiten und beispielsweise die Sättigung verändern - wenngleich wir aufgrund der verwendeten E-Paper-Technologie diese Veränderungen eher subtil finden.









Jede App hat außerdem eine App-Optimierung, mit der Texte besser lesbar gemacht werden können. Wie bei den anderen Onyx-Tablets werden die individuellen Einstellungen für jede App separat gespeichert. Öffnen wir etwa die Kindle-App, werden automatisch deren Einstellungen aktiviert. Wechseln wir zu Chrome, schaltet das Tablet entsprechend die Optionen um. Derartig umfangreiche Bildeinstellungen machen das Boox Go Color 7 zu einem sehr wandlungsfähigen E-Reader, wie es die anderen Geräte von Onyx verglichen mit der Konkurrenz auch sind.
Der Rahmen um das Display des Boox Go Color 7 ist etwas breiter als auf den anderen drei Seiten, weshalb sich der E-Reader gut mit einer Hand halten lässt. Wer das Gerät lieber mit der linken Hand halten möchte, kann den Reader auch drehen. Im breiten Teil des Rahmens sind zwei Buttons integriert, die im Hauptmenü zwischen den Seiten der App-Übersicht umherschalten.
In Apps können die Buttons unterschiedliche Funktionen erfüllen: In der Kindle-App beispielsweise funktionieren sie wie die Lautstärketasten und können entsprechend auch dafür verwendet werden, die Seiten umzublättern. In diesem Sinne ähnelt die Benutzung des Boox Go Color 7 stark der des Kindle Oasis, der sowohl den gleichen Formfaktor hatte als auch zwei Buttons an der gleichen Stelle.
Akku hält bei uns bei Hintergrundbeleuchtung mehrere Tage
Der Akku des E-Readers hat eine Nennladung von 2.300 mAh. Eine Aussage über die Laufzeit zu machen, ist angesichts der Hintergrundbeleuchtung schwierig; sie kann von mehreren Tagen bis zu mehreren Wochen reichen. Geladen wird das Gerät über einen USB-C-Anschluss, der über einen Adapter auch für Kopfhörer verwendet werden kann. Alternativ lassen sich Bluetooth-Kopfhörer verwenden.
Der Boox Go Color 7 hat einen Steckplatz für eine Speicherkarte und eingebaute Lautsprecher, die ihren Zweck erfüllen. Der eingebaute Speicher ist 64 GByte groß, der RAM 4 GByte. Der E-Reader ist vor Spritzwasser geschützt, allerdings nicht vor Eintauchen - wasserdicht ist das Gerät nicht.
Verfügbarkeit und Fazit: Boox Go Color 7
Der Boox Go Color 7(öffnet im neuen Fenster) kostet im europäischen Onlineshop des Herstellers Onyx 280 Euro. Im Lieferumfang inkludiert ist eine magnetische Hülle aus Kunstleder.
Fazit
Der Boox Go Color 7 ist ein kompakter E-Reader mit Farbdisplay, der dank vollwertigem Android-Betriebssystem wesentlich mehr Optionen bietet als andere, vergleichbare Geräte. So kostet Tolinos Vision Color zwar 80 Euro weniger bei gleicher Displaygröße und Farbbildschirm, dieser ist aber auf Inhalte von Tolino beschränkt. Allerdings unterstützt er einen Eingabestift.
Mit dem Boox Go Color 7 können wir, wie bei allen E-Readern von Onyx, alle möglichen Apps verwenden - verschiedene E-Reader-Anwendungen, Nachrichten-Apps oder auch einfach einen Browser. Zudem unterstützt das Gerät eine Reihe von verschiedenen Formaten.
Hilfreich finden wir auch beim Boox Go Color 7 die Bildschirmeinstellungen, die wir für jede App einzeln festlegen können. So lassen sich Bücher mit hoher Bildqualität gut lesen, es lässt sich aber auch einigermaßen flüssig durch Webseiten scrollen.









Die Betonung liegt auf "einigermaßen" : Ein E-Paper-Display bietet zwar vor allem bei Auflicht einen wesentlich höheren Lesekomfort, ist aber, was die Aktualisierungsrate und vor allem das Ghosting betrifft, gegenüber OLED- und LC-Displays klar im Nachteil. Videos können wir zwar auf dem Boox Go Color 7 schauen, würden es aber nicht. Auch Browsing macht nur bedingt Spaß - im Zweifel erledigen wir das lieber auf unserem Smartphone.
Auch bezüglich der Farben gibt es Einschränkungen: Zwar verwendet Onyx das sehr gute Kaleido-3-Display von E-Ink, die Farben unterscheiden sich aber technisch bedingt doch stark von dem, was man von herkömmlichen Bildschirmen gewohnt ist. Sie sind weniger leuchtstark und verlieren vor allem bei Nutzung der Hintergrundbeleuchtung stark an Wirkung. Für Comic-Leser ist ein E-Reader mit Farbdisplay aber sicherlich besser als einer mit Graustufenanzeige.
Der Boox Go Color 7 ist kein vollwertiger Ersatz für ein Android-Tablet, aber ein sehr guter E-Reader mit zusätzlichen Funktionen, die wir zu schätzen wissen. Im Bereich um die 7 Zoll würden wir das Gerät uneingeschränkt empfehlen, vor allem auch wegen der vielfältigen Bildoptionen und der Vielseitigkeit des Android-Systems. Noch besser fänden wir den Reader mit einer automatischen Lichtsteuerung, wie sie der Boox Palma hat.



