Forschung heißt Erfolg und Scheitern bei der Suche nach Alternativen
Letztendlich ist das Primove-System ein ambitioniertes Forschungsprojekt unter Einbeziehung mehrerer Städte, und zu Forschungsprojekten gehört ein Scheitern. Davon geht die BVG aber nicht aus, und es sieht insgesamt gut aus. Denn in den vergangenen Jahren hat die Akkutechnik in Bussen enorme Fortschritte gemacht.
Das zeigt sich etwa an Forderungen der Partei Die Linke, die Ende 2012 für Berlin kein Potenzial für Akkubusse sah und deswegen auf bewährte Oberleitungsbusse setzen wollte. Der Oberleitungsbus hat allerdings auch große Vorteile: Er muss weder einen Tank für Diesel noch schwere Akkus mit sich führen.
Ein typenreines ÖPNV-System ist nicht möglich
Jedes einzelne Verkehrssystem hat Vor- und Nachteile. Daher sind in einer großen Stadt in der Regel viele unterschiedliche Systeme im Einsatz. In Berlin sind das Busse (Doppeldecker, Gelenkbusse, 3-Achser, 2-Achser), Straßenbahn (Zweirichter/Einrichter), U-Bahn (Kleinprofil und Großprofil), Fähren, S-Bahn und Regionalbahn (elektrisch, dieselelektrisch, dieselhydraulisch). Die Vielfalt ist also groß und nur große Städte können sich so eine kleinteilige Aufteilung auch leisten. Um einen Fluss zu überqueren, muss es beispielsweise nicht immer die teure Eisenbahnbrücke sein, auch wenn prinzipiell ein "System für alles" einfacher zu warten wäre.
Die Induktionsbusse sind also sowohl eine interessante Alternative als auch eine interessante Ergänzung, die sich nun bewähren muss. Die BVG plant, die Busse auch nach Ablauf der Forschung in einem Jahr im Einsatz zu lassen und eventuell zu erweitern. Dann hofft sie auch auf günstigere Technik, denn die Busse sind Einzelanfertigungen, auch wenn die Grundbestandteile größtenteils in Serie gefertigt werden. Wenn sich das System bewährt, können größere Stückzahlen der Gesamtsysteme (Bus, Antrieb, Ladetechnik, Akku) bestellt werden, die dann in Serie gefertigt werden, was die Preise reduzieren dürfte.
Wie kleinteilig das System derzeit ist, zeigen Mannheim und Braunschweig. Dort fahren ebenfalls nur wenige Busse, die anders aufgebaut sind und teils andere Primove-Akkukapazitäten und einen anderen Wagenkastenaufbau nutzen. Auch betrieblich wird Primove dort etwas anders eingesetzt. Damit das Ganze nicht zu teuer wird, schießt das Bundesverkehrsministerium allein in Berlin 4,1 Millionen Euro an Mitteln zu. Ein Teil des Geldes geht allerdings auch an die TU Berlin für die begleitende Forschung.
Erprobungsbusse sind teuer
Ein Problem der teuren Busse, deren Preis die BVG nicht verraten hat, der aber bei dem Zwei- bis Dreifachen eines normalen Busses liegen soll, ist zudem, dass sie nicht ständig im Einsatz sind, zumindest nach derzeitigem Fahrplan des 204er. Für den Betrieb am Anfang gibt es immerhin bereits Gedankenspiele, die Linie 204 häufiger fahren zu lassen. Sie fährt nämlich am späten Abend und an Sonntagen gar nicht.
Für die bessere Auslastung der Busse würde sich eine Betriebsverlängerung anbieten. Die Busse können schließlich sonntags nicht auf anderen Linien eingesetzt werden. Selbst ein 24-Stundenbetrieb wäre machbar, wenn auch unökonomisch, da es keinen Bedarf bei Fahrgästen gibt. Allerdings fährt die Linie M46 um Mitternacht herum mit einigen Umläufen ebenfalls nur zwischen Südkreuz und Zoologischer Garten, wenn auch auf einer anderen Streckenführung. Die kleinen E-Busse könnten abends die dort verkehrenden schlecht ausgelasteten Doppeldecker ersetzen.
Prinzipiell wäre eine bessere Nutzung der Induktionsbusse damit möglich. Andererseits würden dann die Doppeldecker unnütz im Hof stehen. Wir gehen davon aus, dass das System dank der Reserven recht flexibel ist und die BVG lieber vorsichtig in den Betrieb einsteigen will und sich deswegen zurückhält.
Auf einen Starttermin will sich die BVG nicht mehr festlegen lassen. Eigentlich sollte es schon Ende Juni 2015 losgehen. Die beteiligten Partner wünschen sich jedoch Zeit für den Test vor dem Praxistest. Um den September 2015 herum können Berliner wohl damit rechnen, sich leise per Induktion vom Zoo zum Südkreuz befördern zu lassen. Wer derweil auch schon elektrisch durch Berlin fahren will, kann dies mit schienengebundenen Verkehrsmitteln oder einer der vier mit Solarzellen betriebenen BVG-Fähren auf dem Wasser tun.
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Primove-Induktionsladestationen an jeder Endstelle |
Ich würde mit knapp unter 10 cm Bauhöhe rechnen. Entfall der Klimaanlage, dazu vorne und...
Dank Internet ist das echt nicht schwer... http://www.bz-berlin.de/berlin/senat-bvg...
und bei Stromausfall? Oberleitungsstörung? Wie kommt man da von A nach B. Einen reinen...
das ist der Gund warum ich immer versuche sie zu dezimieren, indem ich viel davon esse.
Ich bin jederzeit bereit ein bisschen mehr zu zahlen, wenn es dafür keine Klimaanlage gibt.