Börsengang: Porsche ist einer der wertvollsten Autokonzerne der Welt

Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche ist nach seinem Börsendebüt einer der wertvollsten Autohersteller der Welt. Der Ausgabekurs von 82,50 Euro pro Aktie entspreche einer Marktkapitalisierung von 78 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am 29. September 2022 mit(öffnet im neuen Fenster) . Das sei gemessen an der Marktkapitalisierung "der größte in Europa jemals durchgeführte Börsengang" . Am ersten Börsentag notierte die Aktie(öffnet im neuen Fenster) zunächst leicht oberhalb des Ausgabekurses.
Gemessen am Börsenwert ist Porsche aktuell wertvoller als Konzerne wie Mercedes-Benz oder BMW. Medienberichten zufolge(öffnet im neuen Fenster) werden weltweit neben dem Mutterkonzern VW nur der US-Elektroautohersteller Tesla, der japanische Konzern Toyota und der chinesische Anbieter BYD höher bewertet.
VW nimmt fast 20 Milliarden Euro ein
Der Börsengang soll Porsche größere unternehmerische Freiheit bringen. "Der Beherrschungsvertrag sowie der Gewinn- und Verlustabführungsvertrag mit Volkswagen werden Ende des Jahres 2022 auslaufen" , hieß es in der Mitteilung.
Volkswagen nahm mit dem Verkauf von 113.875.000 stimmrechtslosen Vorzugsaktien eine Summe von knapp 9,4 Milliarden Euro ein. Einem Bericht der FAZ zufolge(öffnet im neuen Fenster) erzielte VW weitere 10,1 Milliarden Euro durch den Verkauf von Stammaktien an die Familien Porsche und Piech. Von den eingenommenen 19,5 Milliarden Euro soll knapp die Hälfte voraussichtlich im Januar an die VW-Aktionäre ausgeschüttet werden.
Porsche will mit dem Börsengang unter anderem den Umstieg auf die Elektromobilität finanzieren. "Im Jahr 2030 sollen mehr als 80 Prozent der neu ausgelieferten Fahrzeuge vollelektrisch (BEV) angetrieben sein" , schreibt das Unternehmen. Zudem arbeite man "auf eine bilanziell CO2-neutrale Wertschöpfungskette im Jahr 2030 hin und eine CO2-neutrale Nutzungsphase für zukünftige BEV-Modelle" .
Ausstiegsklausel bei Cariad
Verzögert werden könnte der Umstieg auf Elektroautos durch anhaltende Softwareprobleme beim Mutterkonzern VW. Allerdings ist Porsche laut Börsenprospekt gemäß einer Zusatzvereinbarung mit der VW-Softwarefirma Cariad berechtigt , aus der gemeinsamen Rahmenvereinbarung und der Lizenz- und Servicevereinbarung für die Entwicklung der Softwarearchitektur E3 2.0 auszusteigen.
Porsche will zusammen mit Audi und Cariad die Software für die kommenden Fahrzeugmodelle selbst entwickeln. So soll der geplante vollelektrische Macan die Version E3 1.2 erhalten. Da deren Entwicklung sich stark verzögerte , soll der Macan erst 2024 auf den Markt kommen.
Die Version E3 1.2 soll dabei als Basis für die nächste Plattformgeneration E3 1.2 Evo dienen. Letztere ermögliche fortgeschrittene Funktionen wie autonomes Fahren oder Online-Updates (OTA), heißt es. Die Version E3 2.0 soll 2026 erstmals beim VW-Prestigeprojekt Trinity zum Einsatz kommen.
Porsche schließt nicht aus, dass sich der Produktionsstart des Macan weiter verzögert. Das beträfe dann auch die geplanten vollelektrischen Versionen des 718 sowie des Cayenne und hätte Auswirkungen auf die Modelle, die auf der Evo-Plattform basieren. Porsche will ebenfalls ein vollelektrisches Luxus-SUV auf den Markt bringen.
Skepsis bei E-Fuels
Mit Blick auf das geplante Verbrennerverbot in der EU zeigt sich Porsche skeptisch, was die Neuzulassung von Fahrzeugen auf Basis synthetischer Kraftstoffe betrifft. "Es ist derzeit völlig unklar, ob die Einführung der sogenannten E-Fuels den weiteren Verkauf von neuen Pkw mit Verbrennungsmotoren nach 2035 erlaubt. Sollte dies nicht der Fall sein, müssten alle neuen Personenkraftwagen, auch die des Konzerns, die in der EU vermarktet werden sollen, bis spätestens 2035 frei von abgasbedingten CO2-Emissionen sein" , heißt es in dem Prospekt. Porsche beteiligt sich an einem Forschungsprojekt in Chile, das von Mitte des Jahrzehnts an bereits große Mengen an synthetischem Treibstoff herstellen soll.



