Der US-Trend kommt auch nach Deutschland
Doch auch hierzulande gibt es diesbezüglich Bewegung: In der vergangenen Woche ging Lakestar SPAC I an die Frankfurter Börse, das erste deutsche SPAC seit zehn Jahren. Der bekannte Tech-Investor Klaus Hommels, der sehr früh in Skype, Xing, Facebook oder Spotify investiert hat, steht hinter dem Projekt. Der Börsengang war sehr erfolgreich: Die Einheiten waren rund acht Mal überzeichnet.
Mit Rocket Internet möchte aber auch ein deutsches Unternehmen eine leere Mantelfirma an die Börse in New York bringen. Rocket Internet Growth Opportunities wurde 2021 gegründet und will an der NYSE (New York Stock Exchange, New Yorker Börse) unter dem Symbol RKTAU gelistet werden, wie im Februar 2021 berichtet wurde. Rocket Internet könnte dann ein Unternehmen übernehmen und es in die Mantelfirma einbringen, die damit börsennotiert wäre.
Großes Risiko für die Anleger
Für Anleger kann das Risiko groß sein: Das Wall Street Journal berichtete, dass bei Fusionen im Zeitraum von Januar 2019 bis Juni 2020 der durchschnittliche Wert der von SPACs gekauften Unternehmen um zwölf Prozent zurückging.
"Wir empfehlen keine Investitionen in SPACS, da man in eine Blackbox investiert, ohne zu wissen, welches operative Geschäft eingebracht werden soll. Daher raten wir dringend davon ab", sagte Daniel Bauer, der Vorstandsvorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Golem.de auf Anfrage.
Das neue Glücksspiel an der Börse im fremden Mantel erinnert tatsächlich an einen Einbruch wie in dem Rap. In der Vergangenheit ging es oft um übernommene Unternehmen, die finanzielle Probleme hatten und in einem normalen IPO (Initial Public Offering, Börsengang) niemals durchgekommen wären, weil hier Fakten zum Geschäftsbetrieb vorgelegt werden müssen.
Der SPACs-Boom erinnert manche zudem an die Dot-Com-Blase in den späten neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts: Firmen, die noch weit von einem nennenswerten Umsatz entfernt sind, schaffen so den Börsengang.
Laut Peter Hebert, Mitbegründer von Lux Capital, stehlen SPACs "aus dem IPO-Kalender von 2021". So ging etwa aus dem Lux-Portfolio die 3D-Druck-Firma Desktop Metal im Dezember 2020 über ein SPAC an die Börse. Zu den Investoren von Desktop Metal gehören große Namen wie Google Ventures, BMW oder Ford Motor.
SPACs gelten nun als seriös in der Tech-Branche
Was sich in den vergangenen Wochen verändert hat, ist, dass SPACs nicht mehr als unseriös gelten. Dafür stehen werthaltige Firmennahmen wie Sofi, 23andMe, Matterport und Desktop Metal. Der Vorstand jedes hochkarätigen Startups diskutiere derzeit über SPACs als legitimen Weg, an die Börse zu gehen, sagte Jeff Crowe von Norwest Venture Partners zu CNBC.
In der etablierten IT-Branche sind SPACs ein Trend geworden: So soll etwa Intel-Verwaltungsratschef Omar Ishrak den Health-Tech-Bereich des Konzerns über ein SPAC an die Börse bringen wollen, um nur ein Beispiel zu nennen. Viele der bekannteren Übernahmeziele von SPACs kommen aus dem Bereich Technologie- und Finanzservices. Diese Firmen verbrauchen hohe Investitionssummen und können oft jahrelang keine Gewinne ausweisen.
Und das Modell funktioniert: Metromile, dessen Technologie es Fahrern ermöglicht, statt einer monatlichen Gebühr Autoversicherungen nach Kilometern (Meilen) zu zahlen, ging über das SPAC INSU Acquisition Corp. II an die Börse - und kam zwischenzeitlich auf eine Bewertung von über 2 Milliarden US-Dollar.
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Börse: Was zur Hölle ist ein SPAC? |
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Wer soviel Kohle hat, muß nicht mehr spielen oder gewinnen ;-)
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