BND-Doppelagent geständig: Spionageofferte per E-Mail an die US-Botschaft

Ein früherer BND-Mitarbeiter hat vor Gericht ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Über mehrere Jahre will er der CIA hunderte geheimer Dokumente übergeben haben.

Artikel veröffentlicht am , /dpa
Die E-Mail ging an die frühere US-Botschaft in Berlin.
Die E-Mail ging an die frühere US-Botschaft in Berlin. (Bild: Friedhelm Greis/Golem.de)

Es begann mit einer E-Mail an die US-Botschaft. Im Jahr 2008 will ein früherer Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) den USA eine Spionagetätigkeit in den eigenen Reihen angeboten haben. Am Mittwoch legte der 32-Jährige vor dem Münchner Oberlandesgericht (OLG) ein umfangreiches Geständnis ab. Über die Jahre hinweg will er 300 bis 350 Dokumente an den US-amerikanischen Geheimdienst CIA weitergegeben haben. Darunter sei auch eine umfangreiche Personaldatenbank gewesen. Diese soll Decknamen und echte Identitäten deutscher Agenten im Ausland enthalten haben.

Die US-Amerikaner waren vor sieben Jahren auf das Angebot gleich eingegangen. Meist habe er die Unterlagen per E-Mail weitergeleitet, seit 2012 über ein spezielles Notebook, das ihm von seinem amerikanischen Verbindungsmann zur Verfügung gestellt worden sei. Laut Anklageschrift soll der Angeklagte unter dem Decknamen "Uwe" seinem US-Verbindungsmann "Alex" die geheimen Dokumente "auf verborgenen und verschlüsselten elektronischen Wegen" übermittelt haben. Am Ende versandte er demnach geheime Dokumente nahezu im Wochenrhythmus.

Langeweile als Grund für Spitzeltätigkeit

Die Bundesanwaltschaft wirft dem gelernten Bürokaufmann Spionage für die CIA sowie für den russischen Geheimdienst vor. Die Anklage lautet auf Landesverrat, die Verletzung von Dienstgeheimnissen sowie Bestechlichkeit. Von der CIA soll er mindestens 95.000 Euro bekommen haben. Der Mann sitzt seit Juli 2014 in Untersuchungshaft.

Wie bereits zum Prozessauftakt am Montag begründete der 32-Jährige die Spitzeltätigkeit mit Frust, Langeweile, Unterforderung und Unzufriedenheit an seinem Arbeitsplatz beim BND - und mit "Nervenkitzel" und "Abenteuerlust". "Ich wollte was Neues, was Spannendes erleben." Geld habe anfangs keine Rolle gespielt. Über Risiken und mögliche Konsequenzen habe er nicht nachgedacht. Nun sagte er aber vor Gericht: "Zuallererst möchte ich sagen, dass mir mein Handeln leidtut."

Bei Anfrage an Russen aufgeflogen

Der Angeklagte räumte auch die Kontaktaufnahme mit dem russischen Generalkonsulat in München ein, um sich dort als Informant anzudienen. Er habe aber schnell wieder einen Rückzieher gemacht: "Da habe ich Bedenken bekommen, dass es doch schon eine andere Hausnummer ist, für die Russen zu arbeiten als für die Amerikaner." Denn mit den USA gebe es ja vom BND aus eine enge Zusammenarbeit. Der Agent flog im Zuge der Kontaktaufnahme mit den Russen auf, als er eine unverschlüsselte E-Mail an das Generalkonsulat über ein Gmail-Konto verschickte, um Dokumente anzubieten.

Der Fall hatte 2014 für großes Aufsehen gesorgt. Auch der NSA-Untersuchungsausschuss soll davon betroffen gewesen sein. Eine Folge war, dass der damals höchste Geheimdienstvertreter der USA in Deutschland ausreisen musste. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte zunächst erklärt: "Wenn es dabei bleibt, was wir jetzt wissen, sind die durch diese mutmaßliche Spionage gewonnenen Informationen lächerlich." Die Weitergabe der Personaldatenbank war damals offenbar noch nicht bekannt.

Vor dem 8. Strafsenat des Oberlandesgerichts sind zunächst 24 Verhandlungstage bis zum 15. März 2016 vorgesehen. Der Prozess findet unter großen Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Prozessbeobachter dürfen keine elektronischen Geräte mitnehmen. Nur Bleistifte sind erlaubt.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Direkte-E-Fuel-Produktion  
Porsches Masterplan hinter dem Verbrennerkompromiss

Der Sportwagenhersteller will künftig E-Fuels direkt im Fahrzeug produzieren. Dazu übernimmt Porsche das strauchelnde Start-up Sono Motors.
Ein Bericht von Friedhelm Greis

Direkte-E-Fuel-Produktion: Porsches Masterplan hinter dem Verbrennerkompromiss
Artikel
  1. BrouwUnie: Tesla verkauft Giga Bier zu einem stolzen Preis
    BrouwUnie
    Tesla verkauft Giga Bier zu einem stolzen Preis

    Tesla hat, wie von Elon Musk versprochen, nun eine eigene Biermarke im Angebot und verkauft drei Flaschen für knapp 90 Euro.

  2. Google: Ursache für Acropalypse-Lücke in Android seit Jahren bekannt
    Google
    Ursache für Acropalypse-Lücke in Android seit Jahren bekannt

    Eine wohl undokumentierte API-Änderung führte zu der Acropalypse-Sicherheitslücke. Das Problem dabei ist Google schon früh gemeldet worden.

  3. Sprachmodelle: Warum ChatGPT so erfolgreich ist
    Sprachmodelle
    Warum ChatGPT so erfolgreich ist

    KI-Insider Wie erklärt sich der Erfolg von ChatGPT, obwohl es nur eines von vielen Sprachmodellen und leistungsstarken KI-Systemen ist? Drei Faktoren sind ausschlaggebend.
    Von Thilo Hagendorff

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • ASUS VG27AQ1A QHD/170 Hz 269€ • Crucial P3 Plus 1 TB 60,98€ • ViewSonic VX3218-PC-MHDJ FHD/165 Hz 227,89€ • MindStar: be quiet! Pure Base 600 79€ • Alternate: Corsair Vengeance RGB 64-GB-Kit DDR5-6000 276,89€ und Weekend Sale • Elex II 12,99€ • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /