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BMW-Formel-E-Rennwagen: Von der Straße auf die Rennstrecke und zurück

BMW ist nach Audi der zweite deutsche Autohersteller mit Werksteam in der Formel E . Drei Monate vor Saisonstart haben die Münchner ihren Rennwagen sowie die beiden Fahrer vorgestellt.
/ Dirk Kunde
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Formel-E-Rennwagen BMW IFE.18: Rennen ohne Autowechsel (Bild: Dirk Kunde)
Formel-E-Rennwagen BMW IFE.18: Rennen ohne Autowechsel Bild: Dirk Kunde

Das verhüllende Tuch von einem elektrischen Rennwagen kann man nicht einfach per Hand abziehen. Also enthüllt eine Maschine im Renntempo den BMW IFE.18. Im futuristischen Doppelkegel der Münchner BMW-Welt ist alles auf Tempo getrimmt. Die Vorstellung beginnt mit einem 2,8-sekündigen Video. Da erfasst kaum ein Zuschauer die Inhalte. Doch genau diese Zeit benötigt der blau-weiße Rennwagen, um aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen.

Gemeinsam mit der britischen TV-Moderatorin Nicki Shields stellt BMW-Motorsport-Chef Jens Marquardt Wagen und Fahrer für die kommende Formel-E-Saison vor. Für BMW ist das eine große Sache. Das belegt auch die Anwesenheit von zwei Vorstandsmitgliedern. Neun Jahre, nachdem der Autohersteller die Formel 1 verlassen hat, gibt es wieder ein Werksteam in der Königsklasse einer FIA-Rennserie.

BMW stellt seinen Formel-E-Rennwagen vor - Bericht
BMW stellt seinen Formel-E-Rennwagen vor - Bericht (01:42)

Dabei dürfen die Ingenieure keineswegs ihren eigenen Rennwagen entwickeln. Das Chassis und die Batterien sind für die elf Teams mit ihren 22 Rennwagen identisch. Auch für die Anzahl der Ingenieure am Renntag an der Strecke gibt es Begrenzungen. Formel-E-Chef Alejandro Agag möchte ein Wettrüsten wie in der Formel 1 verhindern. Nicht nur die finanzstarken Werksteams sollen in der Rennserie mithalten können.

BMW stellt seinen Formel-E-Rennwagen vor - Bericht
BMW stellt seinen Formel-E-Rennwagen vor - Bericht (01:42)

So darf jedes Team nur am Antriebsstrang, also dem Motor, dem Wechselrichter, der Steuerungssoftware sowie an der Hinterradaufhängung Veränderungen vornehmen. BMW setzt hier auf seine Erfahrung aus über 120.000 verkauften BMW i3. "Das Know-how von BMW liegt beim iFE.18 vor allem im Herzstück des Fahrzeugs, dem Antriebsstrang. Wir haben den Serien-Ingenieuren gesagt: Legt alle Überlegungen ab, die ihr normalerweise in der Entwicklung habt, und denkt einmal nur an Performance, höchste Effizienz und geringes Gewicht" , sagt Marquardt.

Herausgekommen ist ein Antriebsstrang, der im Vergleich zum BMW i3 die doppelte Performance und die dreifache Energiedichte liefert. Das Gewicht wurde halbiert und das Volumen um 66 Prozent reduziert. Davon profitiert zunächst das Rennteam, doch mittelfristig auch die Serienfertigung. Die gleichen Ingenieure, die am i3 und den kommenden iNext-Fahrzeugen arbeiten, entwickeln die Technik für die Formel E. "Für BMW ist es somit auch ein perfektes Versuchslabor für die Serienentwicklung. Der Technologietransfer zwischen Motorsport und Serienproduktion ist sehr intensiv" , sagt BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich.

Das Team um Fahrzeugentwickler Rudolf Dittrich experimentierte mit neuen Materialien wie wärmeleitenden Harzen, Titan, Keramik sowie neuen Kühlsystemen. Sie kombinierten Carbon und Stahl bei der Antriebswelle sowie mit Kupferdrähten durchwobenen Flachs für Oberflächen. Der Rennwagen soll möglichst leicht ausfallen, muss aber robust genug für die Kurse auf öffentlichen Straßen sein. Auf dem Tempelhofer Feld in Berlin holpern die Wagen mit 240 km/h, kurzzeitig sogar mit bis zu 280 km/h, über die Spalten zwischen den Betonplatten. Das Mindestgewicht inklusive Fahrer und Batterie liegt in der kommenden Saison bei 900 kg. Rund 385 kg macht dabei die Batterie aus.

Von Berlin nach München

Das Energiepaket liefert nun McLaren Applied Technologies. Mit einer Kapazität von 54 kWh bietet der Energiespeicher bei vergleichbarem Gewicht die doppelte Kapazität im Vergleich zum Vorgänger. Somit entfällt der fürs Publikum spannende Wechsel der Fahrzeuge. Doch für die Motorsport-Verantwortlichen bei BMW war genau das der Hemmschuh für ein früheres Engagement . Der Fahrzeugwechsel zur Mitte des Rennens sei das falsche Zeichen für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität gewesen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Jetzt absolvieren die Rennwagen die Rennzeit von 45 Minuten plus eine Runde ohne Unterbrechung.

Der 5,2 m lange, 1,8 m breite und einen Meter hohe Rennwagen leistet im Rennmodus 200 kW. Das kann beim IFE.18 kurzzeitig auf 250 kW steigen. In welchem Modus sich der Wagen befindet, sehen Zuschauer an einem farbigen LED-Leuchtstreifen im Halo. Das ist der markante Bügel über dem Cockpit, der den Fahrer bei Unfällen vor herumfliegenden Teilen schützt. Den sogenannten Attack-Mode mit höherer Leistung kann der Fahrer in einer speziellen Zone der Rennstrecke aktivieren oder wenn er den Fan-Boost gewinnt. Bis zum Rennstart können Zuschauer in Social-Media-Kanälen abstimmen, welcher Fahrer 100 Kilojoule zusätzliche Energie erhält.

Die Rennen auf Innenstadtkursen sind für BMW nichts Neues. Ein BMW i8 dient schon länger als Safety Car und diverse BMW i3 werden als Ambulanzfahrzeuge sowie von der Rennleitung eingesetzt. Seit der dritten Formel-E-Saison besteht eine technische Kooperation mit dem Team Andretti. Das von Roger Griffiths geleitete Team des US-Rennfahrers Michael Andretti wird ab der kommenden Saison zum BMW-Werksteam. Der offizielle Name lautet BMW i Andretti Motorsport.

Neben dem Fahrzeug präsentierte BMW auch seine beiden Fahrer. Die Startnummer 27 erhält der Brite Alexander Sims (30). Der BMW-Werksfahrer fährt aktuell in der US-Sportscar Championship. Mit der Nummer 28 startet der Portugiese António Félix da Costa (27). Er ist bereits seit der ersten Saison 2014 im Andretti-Team in der Formel E aktiv und fuhr drei Jahre lang für BMW in der Tourenwagenserie DTM. In der Siegliste aller bisherigen Formel-E-Rennen liegt er mit einem Sieg auf Platz zehn von insgesamt 57 Fahrern.

Nach Audi ist BMW der zweite deutsche Hersteller mit einem Werksteam in der Formel E. Ab der Saison 2019/2020 stoßen noch Porsche und Mercedes-Benz hinzu. An der Leistungsschau für Elektromobilität beteiligten sich bereits die Autohersteller Jaguar und Renault-Nissan.

Die fünfte Saison der Formel E startet am 15. Dezember 2018 in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Es stehen 12 Städte für 13 Rennläufe(öffnet im neuen Fenster) auf dem Programm. Zwei der Innenstadtkurse müssen noch benannt werden. In Berlin drehen die Elektroflitzer am 25. Mai 2019 auf dem Tempelhofer Feld ihre Runden. Hier war BMW bereits im vergangenen Jahr Titelsponsor.

Spätestens wenn der Einstieg aller deutschen Hersteller komplett ist, rechnen etliche Beteiligte mit einer Verlegung des deutschen Rennlaufs aus der Hauptstadt nach Süddeutschland - vorzugsweise nach München.


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