BMW CE 02: Auf zwei Rädern elektrisch durch die Stadt
Wieder Erster. Nach dem Ampelstopp bin ich mit dem BMW CE 02 immer der Schnellste. Mit dem großen Motor (11 kW) dauert der Spurt aus dem Stand auf 50 km/h gerade mal drei Sekunden. Auf meinem CE 02 mit dem kleineren Motor (4 kW) dauert es nur unwesentlich länger.
Doch wenige Hundert Meter hinter der Ampel beginnen die Autofahrer, mich zu überholen - egal ob der Platz auf der Fahrbahn ausreicht oder nicht. Mein kleiner Tacho zeigt zwar 50 km/h, doch offiziell ist bei 45 km/h Schluss.
Für den Stadtverkehr ist das etwas zu langsam, man wird zu oft zum Hindernis. Hier ist die Variante mit 11 Kilowatt (kW) Motorleistung und bis zu 90 km/h sicher die bessere Wahl, doch dafür fehlt mir der A1-Führerschein. Die kleine Version des CE 02 zielt auf Jugendliche ab, die ab 15 Jahren mit dem AM-Führerschein(öffnet im neuen Fenster) fahren dürfen. Doch hätte der Gesetzgeber hier beim Tempolimit etwas großzügiger sein können.
Ein eParkourer
Mit einer Unterscheidung der beiden Versionen macht es BMW den Interessenten nicht gerade einfach. Beide Versionen laufen unter der Bezeichnung CE 02. Ich nutze in diesem Text zur Unterscheidung den Zusatz der Führerscheinklassen A1 und AM.
Beim CE 02 spricht BMW auch weder von Motorrad noch von Motorroller. Die Strategen haben sich als Gattungsbegriff eParkourer ausgedacht. Gerade so, als absolviere man damit kleine Kunststücke wie auf einem Skateboard. Der neue CE 02 zeige "mit ungewohnten Proportionen und plakativer Grafik eine unkomplizierte, jugendliche Form der Einspurmobilität," sagt BMW-Motorrad-Chefdesigner Edgar Heinrich.
Zweirad aus der Zukunft
Bei meiner Testrunde in Portugal auf dem CE 02 AM fällt vor allem der futuristische Look ins Auge. Einige Köpfe drehen sich am Fahrbahnrand zu mir um. In der Standardvariante dominieren die Farben Schwarz und Grau für Rahmen, Räder, Gabel sowie den Sitz für zwei Personen.
Der CE 02 nutzt torsionssteife Stahlrohre als Trägerelemente. In der Front arbeitet eine hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel. Am Hinterrad ist es eine Einarmschwinge samt Federbein.
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Die Leichtmetallräder erwecken zusammen mit den breiten Reifen den Eindruck von Scheiben. Verzögert wird mit Scheibenbremsen vorn und hinten, wobei vorn ein ABS arbeitet. Dafür bin ich bei leichtem Regen dankbar, denn auch in Kurven habe ich während der Verzögerung stets das gute Gefühl, meine Spur zu kontrollieren. Die LED-Scheinwerfer bieten ein Tagfahrlicht, damit ich besser gesehen werde.
Flash-Fahrmodus
Optisch unterscheidet sich die teurere Highline-Version durch eine mit Gold eloxierte Frontgabel. Petrol wird hier an einige Bauteilen als Kontrastfarbe eingesetzt. Diese Version bietet neben Surf und Flow noch den sportlicheren Fahrmodus Flash.
Die Griffe sind beheizt und es gibt eine Halterung für das Smartphone, so dass es mit dazugehöriger App zum zweiten Display wird oder die Fahrt aufzeichnen kann. Ein USB-C-Ladeanschluss ist vorhanden. Mir genügt heute das fest verbaute TFT-Display mit 3,5-Zoll-Diagonale. Das ist nicht sonderlich groß, doch ich habe mein Tempo sowie Fahrmodus und Restreichweite gut im Blick.
Laden an der Haushaltssteckdose
Die Highline-Version kommt in der 11-kW-Version mit einem 1.500-Watt-Ladegerät. Standard ist ein 900-Watt-Lader für die heimische Steckdose. Die Batterie lässt sich entnehmen, falls sie in der Wohnung geladen werden muss.
Im CE 02 A1 arbeiten zwei luftgekühlte Lithium-Ionen-Batterien mit jeweils 1,96 kWh. In der AM-Version ist es eine Batterie mit 1,96 kWh. Damit soll ich 45 km schaffen, was für meine heutige Runde am Meer ausreicht.
Hier weht ein kräftiger Wind von vorn, so dass ich auf der Sitzbank weit nach hinten rutsche und mich nach vorn beuge. Aufgrund der niedrigen Sitzhöhe von 750 mm und einem fehlenden Windschutz am Lenker wird es schnell unbequem und ist auch wenig effektiv. Daher genieße ich lieber aufrecht den Blick auf die tosenden Wellen.
Leise und abgasfrei
An der Küstenstraße wähle ich den Flow-Fahrmodus. Nun ist die Rekuperationsleistung reduziert und der eParkourer rollt ohne spürbare Verzögerung über die Landstraße, wenn ich nicht beschleunige. Im Wohnviertel wechsle ich wieder zum Surf-Modus, um vor jedem Ampelstopp Energie zurückzugewinnen.
An der leisen und abgasfreien Fahrt dürfte nicht nur ich Spaß haben, sondern auch die Bewohner der Häuser, an denen ich entlangfahre. Beim Stopp mit dem CE 02 AM rolle ich die 119 kg aus eigener Kraft an die gewünschte Parkposition.
Der CE 02 A1 wiegt bereits 132 kg. Wem das zu schwer ist, der nutzt die Rückfahrhilfe zum Einparken. Ich habe heute nichts an Gepäck dabei. Für den Fall bietet BMW Seiten- und Hecktaschen als auch einen Topcase mit 29 Liter Fassungsvermögen an.
100.000 Stück bis 2030
Die CE-Reihe soll die Marke BMW Motorrad in die elektrische Zukunft führen, auch wenn es mit den klassischen Motorrädern noch bestens läuft. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen mit 209.000 verkauften Modellen einen Absatzrekord.
Dabei sind die GS-Modelle bei den Kunden am beliebtesten. Bereits vor zwei Jahren wagte BMW Motorrad mit dem CE 04 (Test) den Einstieg in zweirädrige Elektromobilität.
Mit einem 31 kW starken E-Motor schafft es das Motorrad auf Tempo 120 km/h und die Reichweite liegt bei 130 km. Mit dem Modell erreicht der Hersteller 70 Prozent Marktanteil bei E-Motorrädern.
Das dürfte nicht überraschen, denn noch ist die Auswahl in diesem Segment übersichtlich. Doch BMW-Motorrad-Geschäftsführer Markus Flasch hat ehrgeizige Pläne. Er will bis zum Jahr 2030 bis zu 100.000 Modelle aller CE-Reihen im Markt haben.
Neben Aussehen und Funktionalität dürften dabei auch die Preise eine Rolle spielen. Der BMW CE 02 AM startet bei 7.500 Euro. Die größere Variante CE 02 A1 kostet 8.500 Euro. Für die Highline-Variante hätte BMW gern 9.400 Euro.
| BMW CE 02 | groß | klein |
|---|---|---|
| Maximalleistung/Nennleistung | 11 kW/6 KW | 4 kW/3,2 kW |
| Geschwindigkeit | 90 km/h | 45 km/h |
| Fahren mit Führerscheinklasse | A1 | AM |
| Reichweite | 90 km | 45 km |
| Batteriekapazität | 2 x 1,96 kWh | 1,96 kWh |
| Drehmoment | 55 Nm | 55 Nm |
| Gewicht | 132 kg | 119 kg |
| 900-Watt-Lader 20 bis 80 Prozent | 168 Minuten | 85 Minuten |
| 1.500-Watt-Lader 20 bis 80 Prozent | 102 Minuten | - |
| Preis ab | 8.500 Euro | 7.500 Euro |
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