Blackshades: Erfolg der internationalen Razzia ist umstritten
Die internationale Aktion gegen Käufer und Besitzer der Spionagesoftware Blackshades ist rechtlich umstritten. Eine Anklage wegen illegaler Nutzung dürfte in vielen Fällen schwierig sein.

Etwa 100 Verhaftungen soll die Razzia bei mehr als 350 angeblichen Besitzern der Spionagesoftware Blackshades nach sich gezogen haben. In Deutschland seien die Wohnungen von 111 Verdächtigen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und im Saarland durchsucht und Hardware beschlagnahmt worden. Die internationale Aktion fand bereits in der vergangenen Woche statt, nachdem das FBI eine Kundendatenbank des Herstellers der umstrittenen Software ergattert hatte. Weitere Verhaftungen wurden aus Frankreich, den Niederlanden und den USA gemeldet. Die Aktion richtet sich gegenwärtig gegen alle Besitzer der Software. Das ist aber rechtlich umstritten.
Blackshades ist ein Trojaner, mit dem sich fremde Windows-Rechner fast uneingeschränkt kontrollieren lassen. Er schneidet Tastatureingaben mit oder steuert Webcams. Blackshades unterscheidet sich im Funktionsumfang aber deutlich von anderen Remote-Desktop-Werkzeugen (Remote Access Tools, RAT). Denn es enthält beispielsweise ein Modul, mit dem Ransomware auf Rechnern des Opfers installiert werden kann. Die Hersteller bewerben die Software explizit als Spionagewerkzeug.
Gegen den mutmaßlichen Mitentwickler sowie den Marketingchef des Unternehmens hat das FBI Anklage erhoben. Bereits 2012 wurde ein weiterer mutmaßlicher Entwickler der Software wegen Kreditkartenbetrugs angeklagt. Er bekannte sich schuldig.
Schwierige Beweislage
Wer Blackshades lediglich für 40 US-Dollar erworben, aber nicht für illegale Zwecke genutzt hat, wird wohl keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten müssen. Denn der alleinige Besitz der Software ist laut Rechtsanwalt Udo Vetter nach dem Dual-Use-Prinzip nicht illegal. Anklage wegen Nutzung der Software dürfte in den meisten Fällen nur schwer nachzuweisen sein.
Ein beschuldigter Blackshades-Besitzer in den Niederlanden soll 2.000 Rechner mit Blackshades infiziert und von dort Aufnahmen der teils minderjährigen Nutzer heruntergeladen haben. Bei anderen Besitzern der Spionagesoftware sollen zusätzlich Waffen und Drogen gefunden worden sein, berichten Strafverfolgungsbehörden. Diese Beschuldigten dürften tatsächlich mit einer Anklage rechnen.
Blackshades wurde auch bei Oppositionsmitgliedern in Syrien und Libyen entdeckt. Dort wurde es als Trojaner über Skype verteilt. Im Unterschied zu Spionagesoftware von Gamma oder Finfisher ist Blackshades nicht nur preiswert, sondern auch allgemein erhältlich. Erst gestern hatte Bundeswirtschaftsminister Sigma Gabriel einen Export von Spionagesoftware aus Deutschland ausgesetzt.
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@kleiner Boss: der Vergleich ist nicht richtig. das Programm hier ist kein Trojaner...
Wenn der Besitz verboten ist, ist der Besitzer zweifellos des Besitzes schuldig. Dazu...
Das ist durchaus auch wörtlich gemeint.
Gibt bestimmt auch Leute die sich sowas nur mal anschaun, verwerflich ist das nicht. Wer...
200 !!!!!!11