Bitkom-Umfrage: Halbleitersicherheit darf nicht allzu teuer sein

Die Krise bei Nexperia zeigt aktuell wieder einmal: Störungen in der Halbleiterlieferkette können europäischen Unternehmen ernsthafte Probleme bereiten und zu Umsatzeinbußen durch Produktionseinschränkungen führen. Mehr Sicherheit würden sich viele Unternehmen auch etwas kosten lassen, wie der Branchenverband Bitkom in einer repräsentativen Umfrage erfuhr(öffnet im neuen Fenster) . Für in Europa hergestellte Halbleiter würden fast alle Unternehmen mehr bezahlen, auch wenn der Preisaufschlag für die meisten nicht allzu hoch sein dürfte.
Von den 301 Unternehmen, die antworteten und Halbleiter kaufen, würde 74 Prozent zwischen einem und fünf Prozent Preisaufschlag in Kauf nehmen. Lediglich 17 Prozent der Befragten wären bereit, bis zu 10 Prozent mehr zu zahlen. Einzige Einschränkung: Die Leistung darf nicht schlechter sein. Der Bitkom wertet das Ergebnis als positives Signal, da Unternehmen bereit seien, für lokale Fertigung und damit höhere Versorgungssicherheit zu zahlen.
Ob die Zahlungsbereitschaft ausreicht, ist aber unklar: So soll die Fertigung eines Wafers in TSMCs Werk in Arizona bereits etwa 10 Prozent teurer sein als in Taiwan . Hier spielen Arbeitskosten aufgrund der hohen Automatisierung eine geringere Rolle. Anders sieht das beim Packaging aus, das zu einem Großteil in Asien erfolgt. Genau das bereitet aktuell auch Nexperia Probleme: Die Packaging-Werke in China haben sich als unabhängig vom Rest des Unternehmens erklärt .
Die Nexperia-Krise könnte aber die Zahlungsbereitschaft eventuell noch erhöhen, die Umfrage fand nämlich davor statt.
European Chips Act kommt gut an
Mit dem European Chips Act will die EU-Kommission mehr Halbleiterfertigung nach Europa holen. Die Bemühungen bewertet der Großteil der 503 befragten Unternehmen – ob diese Halbleiter kaufen, war hier irrelevant – trotz bislang überschaubarer Ergebnisse positiv. 71 Prozent der Befragten beurteilen die Maßnahmen als eher gut oder gar sehr gut, lediglich 28 Prozent gaben eine negative Einschätzung ab.
Der Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst appelliert im Rahmen der Umfrage an die Politik, den seiner Einschätzung nach zu hohen bürokratischen Aufwand für neue Halbleiterprojekte zu verringern. Auch für mehr Geld wirbt Wintergerst, wenn auch nicht explizit: Er weist auf die hohen Anfangskosten für den Aufbau einer Halbleiterlieferkette hin, verbunden mit dem Hinweis: "Nur gemeinsam können Wirtschaft und Politik einseitige Abhängigkeiten reduzieren."



