Wie übergibt man digitalen Zahlensalat?

Das läuft so ab: Im Chat von #bitcoin-otc erklärt jemand, er wolle Bitcoins in Berlin kaufen. Schreiber meldet sich und macht ein Angebot. Meist verlangt er drei bis fünf Prozent der Kaufsumme als Provision. Der Kunde kann die Bewertungen Schreibers im Order Book auf der Seite von #bitcoin-otc überprüfen. Ist der Preis in Ordnung und sieht alles vertrauenswürdig aus, wird ein Treffen vereinbart.

Die meisten von Schreibers Kunden sind etwa 20 bis 35 Jahre alt. Es ist eine noch kleine, technikaffine Gruppe. "Den Jüngeren fehlt das Geld, den Älteren das Know-how", sagt Schreiber. Dubiose Gestalten seien nur selten darunter.

Die Übergabe der Bitcoins geschieht dann auf der Straße oder in der Kneipe mit Bitcoin-Programmen wie der Bitcoin Wallet für Android-Smartphones. Der Käufer gibt in der App an, wie viele Bitcoins er kaufen will. Die App generiert daraufhin einen QR-Code. "Ich überprüfe dann die Summe und lasse mir das Bargeld zeigen", sagt Schreiber. Dann scannt er mit seinem Smartphone den QR-Code des Käufers und die Bitcoins werden an die Wallets des Käufers übertragen.

So läuft das nicht nur beim Umtausch. Schreiber bezahlt in Berlin-Kreuzberg mit Bitcoins auch sein Bier und seine Burger. In Läden wie dem Floors oder dem Room77 kauft er so bargeldlos. Das war nicht immer so einfach: "Früher mussten wir die Bitcoin-Adressen des anderen mühselig abtippen", sagt Schreiber.

Der gesamte Handel mit der Währung basiert auf einem sogenannten Peer-to-Peer-Netzwerk. "Es ist wie mit normalem Bargeld, jeder kann Käufer und Verkäufer sein", sagt Andreas Schildbach. Er hat die Bitcoin Wallet für Android programmiert, die den Handel direkt zwischen den Menschen möglich macht. Die App umgeht zentrale Stellen wie Börsen oder Banken.

Bitcoins sind transparent und vertraulich zugleich

Die Bewegungen der Bitcoins selbst werden immer erfasst, sie stehen in einer großen Datenbank namens Block Chain. Die ist dezentral verteilt und setzt sich aus all denen zusammen, die Bitcoins besitzen und handeln. Visualisiert ist sie etwa hier zu sehen. Jeder Teilnehmer am Handel muss eine oder mehrere Bitcoin-Adressen registrieren. Bitcoin-Programme verwenden die Adressen, um festzustellen, zwischen wem die Transaktionen stattfinden - also von wo nach wo die Bitcoins verschoben werden sollen. Diese Informationen geben die Programme an die Block Chain weiter. Dort sind Sender und Empfänger jeder Transaktion öffentlich einsehbar, jede Bitcoin lässt sich bis zu ihrer Erzeugung zurückverfolgen. Das soll sicherstellen, dass keine gefälschten in Umlauf geraten.

Da man sich aber für jede Transaktion eine neue Bitcoin-Adresse zulegen kann, ist es nur schwer möglich, Personen und Adressen zu verbinden. Viele Händler nutzen zusätzlich Anonymisierungsdienste, die Teile der Bitcoins auf dem Weg zwischen den Handelspartnern hin- und herverkaufen. Das soll die Herkunft der Bitcoins verschleiern. Denn das ist der Vorteil der Währung, sie ist so anonym wie Bargeld. Wer es vorher hatte, ist irrelevant, nur der Wert zählt.

Die Gruppe derer, die das schätzen und nutzen wollen, wächst. In Kreuzberg zum Beispiel gibt es dank der Initiative Bitcoin-Kiez immer mehr reale Geschäfte, in denen Kunden mit Bitcoins zahlen können.

Noch im Oktober vergangenen Jahres mutmaßte die Europäische Zentralbank in einer Studie, die Wechselwirkungen zwischen Bitcoins und der Realwirtschaft seien sehr begrenzt. Kreuzberg könnte bald den Gegenbeweis antreten.

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 Bitcoins: Wie das Geschäft mit dem digitalen Bargeld funktioniert
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