Fake-Fleisch und klimaneutraler Zement
Eine völlige Leerstelle in Gates' Buch ist der politische Lobbyeinfluss der fossilen Industrie. McKibben verweist hier auf eine kürzliche Recherche der Journalistin Emily Atkin, die aufdeckte, dass Gates' ehemalige Firma Microsoft - bekanntlich rühmt sich der Softwarekonzern selbst gern für sein Klima-Engagement - vielfach Politiker finanziell unterstützt, die den Klimawandel leugnen.
Doch bei aller Kritik enthält das Buch von Bill Gates eine Nachricht, die es wert ist, gehört zu werden. Wer die Klimakrise bekämpfen wolle, müsse letztendlich die Emissionen in allen Bereichen auf nahezu null senken - und in vielen Bereichen wurde die Technik dafür schlicht noch nicht entwickelt.
Eines der größten Probleme, auf das Gates hinweist, ist die Herstellung von Zement. Bei der Produktion des Klinkers entsteht in der chemischen Reaktion Kohlendioxid. Die meisten Ansätze, diese Emissionen zu senken, schaffen allenfalls moderate Emissionsreduktionen. Auch die Technologie einer Firma, die von Gates mitfinanziert wird - sie heißt Carboncure -, könnte im besten Fall die Emissionen um 20 bis 30 Prozent senken. Als letzte Möglichkeit bleibt, die Kohlendioxid-Emissionen von Zementwerken abzufangen und unterirdisch einzulagern, eine Technik, die als Carbon Capture and Storage bezeichnet wird.
Industrieländer sollten auf Fake-Fleisch umstellen
Doch Zement ist nur eines von vielen Beispielen von Sektoren, die als besonders schwer umzustellen gelten. Ein anderer Bereich, zu dem Gates viel zu sagen hat, ist die Produktion von Lebensmitteln. Der Microsoft-Gründer kann sich vorstellen, dass Fake-Fleisch wie die Produkte von Impossible Foods und Beyond Meat - beides Firmen, in die Gates ebenfalls investiert hat - zumindest in Industrieländern die klimaschädliche Fleischproduktion verdrängen könnten. In einem Land wie Deutschland, wo der Veggie-Day als der Diskussionskiller schlechthin gilt, eine geradezu revolutionäre Vorstellung.
Bill Gates blickt auf die Klimakrise vor allem aus der Sicht eines Ingenieurs - und macht daraus kein Geheimnis. Dieser Blick ist, wie Kritiker zurecht bemängeln, ein eingeschränkter. Die Klimakatastrophe wird sich mit Technologie alleine nicht verhindern lassen, doch es wird Technologien brauchen. Manche davon wie Windkraft- und Solaranlagen stehen längst bereit und warten nur darauf, in noch viel größerem Maßstab genutzt zu werden. Andere wird man noch entwickeln müssen. Es ist diese Nachricht, die das Buch von Gates lesenswert macht.
Das Buch "Wie wir die Klimakatastrophe verhindern" von Bill Gates wird in der deutschsprachigen Version vom Piper-Verlag veröffentlicht. Die englischsprachige Originalversion mit den Titel "How to avoid a Climate Disaster" wurde von Penguin Random House veröffentlicht.
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Bill Gates: Mit Technik gegen die Klimakatastrophe |
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Lustigerweise schon (erstmalig in UK).... Aber sollte Atomenergie vor 2083 (bis dahin...
Also lieber 365 Tage im Jahr Kohle verbrennen statt nur 60-90 Tage?
Auch wenn das Quatsch ist sind wir offen für (d)einen alternativen Vorschlag
Wenn Holz als Baustoff eingesetzt wird, konserviert es ja auch Kohlenstoff. Wenn man nur...
Zumal das alles darauf basiert, dass sich alle vernünftig verhalten. Sowas wie...
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