Die Eskalation der Bill-Gates-Verschwörungstheorien
"Die erste Eskalationsstufe Anfang März bestand aus vielen einfachen Falschmeldungen. Diese konnte man in weiten Teilen noch als 'Fake' oder 'kein Fake' kennzeichnen und waren eher harmlos", erklärt Wolf.
In der zweiten Stufe erschienen demnach Videos oder Aussagen angeblicher Experten, die konträr zu etablierten wissenschaftlichen Erkenntnissen sind. Wolf sagt: "Diese einzelnen Aussagen stellten sich gegen den allgemeinen Konsens und wurden gezielt von sogenannten alternativen Webseiten und Blogs aufgegriffen, die diese Interviews oder Statements überproportional verbreiteten und eine Scheinomnipräsenz errichteten."
In dieser Stufe sei es nicht mehr möglich gewesen, mit Begriffen wie "richtig" oder "falsch" zu arbeiten, "da die Aussagen in gewisser Weise auch Interpretationen waren oder Kernwahrheiten beinhalteten. Dennoch wurden sie tendenziös eingesetzt und sollten ein Misstrauen gegen Maßnahmen zum Coronavirus erschaffen, gleichzeitig aber auch auf gewisser Ebene das Virus an sich verleugnen und Regierungen diffamieren."
In der dritten Eskalationsstufe sei es dann "skurril und absurd" geworden. "Seit Anfang April begleiten uns auf Social Media komplett evidenzfreie Mythen. Da geht es auf einmal um Kinder in unterirdischen Gefängnissen, denen ein Hormon in speziellen Ritualen abgezapft wird, oder dann wieder um 5G, welches das Coronavirus erzeugen soll."
Seit Mitte April befänden wir uns in einem Übergang zwischen Eskalationsstufe 3 und Stufe 4, erklärt Wolf weiter. "Die Mythen und tendenziösen Inhalte aus dem Netz werden durch einzelne Gruppen und Influencer auf die Straße übertragen. Das bedeutet zum einen beispielsweise zerstörte 5G-Masten, aber auch (teilweise unerlaubte) Protestaktionen, bei denen andere Menschen gefährdet und Sicherheitskräfte und Journalisten angegriffen werden".
Verschwörungstheorien im eigenen Umfeld
Mit der zunehmenden Verbreitung solcher Verschwörungstheorien stehen immer mehr Menschen vor dem Problem, dass plötzlich Freunde, Kollegen oder Angehörige felsenfest von finsteren, geheimen Machenschaften überzeugt sind. Und sich fragen, wie sie damit umgehen sollen. Andre Wolf hat kein Patentrezept.
"Nicht jede oder jeder, die oder der ein Video mit einem Mythos postet, ist gleich ein radikaler Verschwörungsanhänger. Man darf nicht vergessen, dass ein Verschwörungsmythos und seine Zirkellogik grundsätzlich schlüssig wirken und entsprechend auch verlockend sind", sagt Wolf. Ein solcher Mythos gebe eben auch Halt, weil er Erklärungen liefert und aussagt, dass hinter allem ein Plan steckt. "Und sei es ein böser Plan."
Wolf empfiehlt ein "sensibles Vorgehen". Nach Möglichkeit solle man "die direkte Kommunikation wählen, sollte man ein Feedback wünschen".
Unangenehm werde es, "wenn im eigenen Familienkreis auf einmal Mythen auftauchen. Hier wäre es eventuell sinnvoll, wenn man direkt klarstellt, dass man kein Interesse an dem Thema hat und man nun vorgreifen möchte, dass es keinen Streit geben wird." Damit liege es in der Entscheidungsgewalt des anderen, ob es zu einer Diskussion kommen kann und wohin diese führt.
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Bill Gates als Nostradamus: Wie konnte er das wissen? | Verschwörungstheorien über Gates - ist das denn neu? |
Das tut jeder denkende und halbwegs gebldete Mensch. Nur leider lassen die typischen...
was genau ist das Problem? o.O
Durch eine Impfpflicht sind aber schon viele Krankheiten nahezu ausgerottet wurden...
Aber es nützt nichts! Wer diesen ganzen Verschwörungskram glaubt, ist sowieso schon...