Big Brother Awards: Negativpreis für Microsoft 365
Neben Microsoft wurde mit Zoom auch eine "Nebenwirkung" der Coronapandemie ausgezeichnet.

Bereits zum dritten Mal erhält Microsoft den Negativpreis Big Brother Award. Oft würden Google, Facebook und vielleicht noch Amazon oder Apple in Sachen Datengier wahrgenommen, Microsoft hingegen segle oft unterhalb der Wahrnehmungsschwelle, erklärte der Laudator und Datenschützer Thilo Weichert. Dabei verfolge auch Microsoft eine gefährliche Datenstrategie, die weniger auf kurzfristige Werbeerlöse setze, "sondern darauf, Menschen, Unternehmen und Behörden total von seinen Diensten abhängig zu machen".
So habe der Konzern nicht nur seine Bürosoftware weltweit als Standard etabliert, sondern trage nun Sorge dafür, dass auch die zugehörige Microsoft-Cloud genutzt werden müsse, erklärte Weichert. Von Unternehmen über Behörden bis hin zu Schulen werde Microsoft 365 genutzt. "Das Ergebnis: Microsoft kontrolliert praktisch die gesamte Datenverarbeitung." Das Unternehmen habe inzwischen weltweit einen Cloud-Marktanteil von rund 30 Prozent.
Wie 2002 erhält der Konzern den Negativpreis in der Kategorie Lebenswerk. Damals ging es um Microsofts Digital Rights Management (DRM), diesmal vor allem um Microsoft 365, aber auch um das Geschäft mit künstlicher Intelligenz (KI) und die Pläne zum Cloudgaming. 2018 erhielt das Unternehmen den Preis in der Kategorie Technik – für die Übermittlung umfangreicher Telemetriedaten durch sein Betriebssystem Windows 10 an US-Server.
Pakete und Konferenzen mit Datenhunger
DHL erhielt für seine Packstationen ebenfalls einen Big Brother Award. Deren Lean genannte moderne Ausführung lasse sich nur noch mit einem Smartphone nutzen, erklärte Rena Tangens von der Bürgerrechtsorganisation Digitalcourage, die den Preis jährlich vergibt. Über die DHL-App müsse eine Bluetooth-Verbindung zur Packstation und über Mobilfunk eine Verbindung zum DHL-Server hergestellt werden.
Damit würden Menschen ausgeschlossen, die nicht über ein Smartphone oder Guthaben für mobile Daten verfügten, kritisierte Tangens. Dazu komme, dass die App etliche Trackingdienste von Google und Adobe enthalte. Das verstößt nach Ansicht des Rechtsanwaltes Peter Hense gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) sowie das Telekommunikation-Telemedien-Datenschutzgesetz (TTDSG)
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Videokonferenzsoftware Zoom. Dies sei eine "Nebenwirkung" der Coronapandemie, ein Versuch, die Menschen, die miteinander in einer Videokonferenz kommunizieren wollten, in den Strudel des Überwachungskapitalismus zu ziehen, erklärte Padeluun, ebenfalls von Digitalcourage.
Bereits ein Blick in die Datenschutzerklärung verrate, wie umfangreiche Daten von Geräten bis zu nutzenden Person gesammelt würden, erklärte Padeluun und zählte bei der Verleihung etliche Beispiele auf.
Big-Brother-Finanzen
Das Bundesfinanzministerium erhielt den Preis für das seit dem 1. Januar 2023 geltende Plattformen-Steuertransparenzgesetz (PStTG). Dieses habe eigentlich für mehr Steuergerechtigkeit im Bereich der Plattformökonomie sorgen sollen, führe jedoch zu einer Vorratsdatenspeicherung über private Flohmarktverkäufe.
Außerdem erhielt das Fintech-Unternehmen Finleap einen Big Brother Award, nachdem es über Jahre hinweg fälschlicherweise Informationen zum Kontowechsel an Firmen geschickt hatte, die mit dem Vorgang nichts zu tun hatten. Hinweise dazu habe das Unternehmen immer wieder ignoriert.
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"The FSFE's Kirschner agrees the move is unlikely to go smoothly, given the scale of the...
Was hat das BSI damit zu tun? Das schreibt nur vor, dass eine sichere Bereitstellung zu...
Hallo, Danke für den Hinweis. Wir haben den Link ergänzt. Viele Grüße Moritz
Aber auch die anderen Vorträge sind sehenswert.
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