Bezahlbare Mobilität: Habeck fordert von VW das 20.000-Euro-E-Auto

Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in einem Interview mit der Bild am Sonntag(öffnet im neuen Fenster) deutliche Kritik an der Preispolitik deutscher Automobilhersteller im Bereich der Elektromobilität geäußert. Der Grünen-Politiker sieht die aktuelle Krise der Branche als Resultat strategischer Fehlentscheidungen der Automobilkonzerne.
Die deutschen Autobauer hätten sich bewusst dafür entschieden, zunächst das Premium-Segment mit Elektrofahrzeugen zu bedienen, argumentiert Habeck. Diese Strategie basierte auf der Annahme, dass Käufer im gehobenen Preissegment weniger preissensibel seien und höhere Aufschläge für E-Mobilität akzeptieren würden.
Herausforderung für die deutsche Automobilindustrie
Die Transformation der Automobilindustrie erfordere ein Umdenken in der Preispolitik und Produktstrategie, so der Minister. Die Entwicklung bezahlbarer Elektrofahrzeuge sei entscheidend für den langfristigen Erfolg der deutschen Automobilbranche im internationalen Wettbewerb. Die Herausforderung bestehe darin, die Preise für Elektrofahrzeuge so zu gestalten, dass sie für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich werden.
Besonders VW steht im Fokus der Kritik des Wirtschaftsministers. Als Volkswagen-Konzern müsse das Unternehmen seinem Namen gerecht werden und Elektrofahrzeuge im Preissegment um 20.000 Euro anbieten, betont Habeck. Er verweist dabei auf die wachsende Konkurrenz aus Japan und China, die genau dieses Marktsegment ins Visier nehmen.
Die deutsche Automobilindustrie befinde sich in einer kritischen Phase, warnt der Minister. Während internationale Wettbewerber bereits erschwingliche Elektromodelle entwickeln, hinken deutsche Hersteller dieser Entwicklung hinterher. Dennoch sieht Habeck noch Chancen für eine erfolgreiche Transformation der Branche.
Der Wirtschaftsminister betont die Notwendigkeit verbesserter Rahmenbedingungen für die E-Mobilität. Dies umfasse die Optimierung der Ladeinfrastruktur, günstigere Strompreise und attraktivere Kaufbedingungen.
Habeck zeigt sich jedoch verständnisvoll gegenüber Verbrauchern, die weiterhin Verbrennerfahrzeuge nutzen. Er stellt klar, dass bestehende Fahrzeuge auch nach 2035 weiterbetrieben werden können, etwa mit klimaneutralem Kraftstoff - auch wenn dieser derzeit noch sehr kostspielig sei.
Führerscheinzuschuss für Auszubildende
Zudem machte Habeck den Vorschlag, Auszubildende bei den hohen Kosten des Führerscheinerwerbs finanziell zu unterstützen. Die durchschnittlichen Kosten für einen Führerschein belaufen sich derzeit auf etwa 4.000 Euro, was für viele Auszubildende eine erhebliche finanzielle Belastung darstellt. Der Grünen-Politiker schlägt ein Modell vor, bei dem der Staat einen Zuschuss von 1.000 Euro gewährt, ergänzt durch einen Arbeitgeberbeitrag von 500 Euro.
Führerschein als Schlüssel zur beruflichen Entwicklung
Der Wirtschaftsminister betont die Bedeutung der Mobilität für die berufliche Ausbildung. Es sei nicht akzeptabel, wenn Ausbildungsverhältnisse aufgrund fehlender Fahrmöglichkeiten scheitern oder gar nicht erst zustande kommen, insbesondere in ländlichen Regionen mit eingeschränktem öffentlichem Nahverkehr.



