Kaum Änderungen bei Grafiktreibern, umstrittene NSA-Verschlüsselung

Bei den Grafiktreibern ist in Linux 4.18 vergleichsweise wenig hinzugekommen. Für die Grafikchips von Intel wurden Verbesserungen an HDCP (High-bandwidth Digital Content Protection) vorgenommen, dessen Unterstützung bereits in Linux 4.17 eingebaut wurde. Damit können verschlüsselte Blu-Rays, HD-DVDs oder TV-Signale auch über die in einigen Intel-CPUs verbauten Grafikeinheiten ausgegeben werden. Erste Arbeiten an der übernächsten Generation der Intel-Chips namens Icelake wurden ebenfalls eingepflegt. Ferner gibt es den neuen Treiber V3D DRM für den Videocore-V-Chip von Broadcom, der in den nächsten Versionen des Raspberry Pis verbaut werden soll. Linux 4.18 unterstützt die neueren Raspberry-Pi-Versionen 3B und besonders 3B+ jetzt deutlich besser, etwa auch deren GPIO-Expander.

Der GV100-Chipsatz - alias Volta - von Nvidia, der in erster Linie auf einigen High-End-Quadro-Karten und dem Tesla V100 mit Fokus auf Machine Learning ausgeliefert wird, wird jetzt zumindest rudimentär vom freien Nouveau-Treiber unterstützt. Der Linux-Kernel kann automatisch die richtige Auflösung setzen, eine Hardware-Beschleunigung fehlt bislang jedoch, bis Nvidia die dazugehörige Firmware freigibt.

Für die nächste Generation der Grafikprozessoren von AMD, die unter dem Namen Vega 20 laufen, gibt es ebenfalls ersten Code. Auch für die Grafikeinheit Vega M, die auf der aktuellen Polaris-Generation basiert und in einigen Intel-CPUs integriert wird, gibt es erste Codeteile, die allerdings noch nicht alle Funktionen bereitstellen können. Weitere Arbeiten wurden an der Unterstützung von Leistungsprofilen und Verbesserungen an den Taktraten aktueller Grafikchips von AMD vorgenommen. Der in Linux 4.17 hinzugekommene AMDKFD-Treiber, mit dem auf die OpenCL- beziehungsweise ROCm-Fähigkeiten von AMDs Grafikkarten zugegriffen werden kann, lässt sich jetzt auch mit den aktuellen Vega-Karten nutzen. Der Linux-Kernel kann jetzt auch die Temperatur älterer Grafikeinheiten der Bristol-Ridge- und Stoney-Ridge-Reihe auslesen.

Verschlüsselungsalgorithmus von der NSA

Äußerst umstritten sind die Verschlüsselungsalgorithmen Speck und Simon vor allem deshalb, weil sie von der NSA entwickelt wurden und der US-Geheimdienst sich mit Details zu den Algorithmen zurückhält. Die NSA bewirbt Speck und Simon als effiziente Verschlüsselungsalternative, die vor allem für den Einsatz auf leistungsschwachen IoT-Geräten gedacht sind. Simon ist die Variante für den Einsatz auf Hardware-Chips, während Speck die Lösung von der Softwareseite her ist. Speck128 und Speck256 wurden bereits im Crypto-Stack in Linux 4.17 eingebaut. Jetzt hat Ted T'so die beiden Speck-Versionen für den Einsatz auf etlichen Dateisystemen freigegeben, etwa EXT4 und F2FS.

Allerdings sollten die Verschlüsselungsalgorithmen lediglich auf den schwächsten Android-Smartphones zum Einsatz kommen, die keine andere Verschlüsselung unterstützen. Da Google aber inzwischen seine eigene Lösung mit dem Namen Hpolyc arbeitet und voraussichtlich in Android verwenden wird, geht der Verwendungszweck von Speck nahezu gegen null. Hinzu kommt, dass der Widerstand der Kernel-Entwickler gegen Speck nicht geringer wurde.

Hitzige Diskussionen um Speck

Bereits im April 2018 wies der Entwickler Jason Donenfeld darauf hin, dass Speck und Simon der ISO-Standard verweigert wurde, weil die NSA keine Informationen zu ihren bisherigen Analyse der verwendeten Kryptografie preisgeben wollte. Während der Testphase von Linux 4.18 reichte Google dann erste Patches ein, die als Basis für Hpolyc dienen sollen. Entwickler Samuel Neves monierte jedoch, dass Hpolyc nicht nur schwieriger umzusetzen sei, sondern auch weniger effizient arbeite als Speck. Donenfeld beharrte angesichts Googles Entscheidung darauf, Speck wieder zu entfernen und reichte einen entsprechenden Patch. Der wurde von Eric Biggers zwar akzeptiert, der allerdings auch anmerkte, dies sei keine technische Entscheidung. Der Linux-Kernel sei jedoch kein Ort, um umfassende Kryptografie oder gar Referenzimplementationen zu bieten. Ted T'so brachte das Ergebnis auf folgenden Punkt: "Die Entscheidung, Speck zu entfernen, ist eine politische und keine technische."

In Linux 4.18 zog die Unterstützung für USB 3.2 ein. Der kommende Standard sieht die Datenübertragung auf der Ader der USB-C-Stecker, die bislang für Thunderbolt oder Displayport verwendet wird. Dadurch verdoppelt sich die mögliche Datenübertragungsgeschwindigkeit von 10 GBit/s auf 20 GBit/s.

Diese und weitere Änderungen können in der finalen Version von Linux 4.18 verwendet werden, dessen Quellcode unter kernel.org erhältlich ist.

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