Betriebsrat: Ford plant weiteren Stellenabbau in Köln

Der US-Autohersteller Ford will in Europa offenbar weitere Stellen abbauen. Man sei informiert worden, dass es in Köln und an Standorten anderer EU-Staaten ein weiteres Restrukturierungsprogramm geben werde, sagte der Betriebsratschef von Ford Europa, Benjamin Gruschka, dem Kölner Stadt-Anzeiger (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) . Der Konzern wolle "schlanker und effizienter" werden. Dem Vernehmen nach soll es um Tausende Arbeitsplätze gehen.
Dazu sollen Führungspositionen sowie Stellen in den Bereichen Verwaltung, Marketing, Vertrieb und Services abgebaut werden. Laut Gruschka sollen Arbeiten eingestellt werden, die nicht zu den Kernkompetenzen wie die Entwicklung und Produktion von Autos gehören.
Das bedeutet jedoch nicht, dass bei Produktion und Entwicklung keine weiteren Stellen wegfallen sollen. Von ursprünglich etwa 3.600 Beschäftigten bei der Produktentwicklung in Köln-Merkenich sollten nach den früheren Plänen etwa 1.700 das Unternehmen bis 2026 verlassen. Aus Ford-Kreisen hieß es laut Stadt-Anzeiger nun, die Zahl sei bislang noch nicht vollständig erreicht.
Von 20.000 auf 13.000 Beschäftigte
Nach Angaben des Betriebsrats handelt es sich bereits um das vierte Restrukturierungsprogramm seit 2018. Damals hatte Ford in Köln noch knapp 20.000 Beschäftigte. Inzwischen sind es nur noch rund 13.000. Der genaue Umfang des geplanten Stellenabbaus für Deutschland ist demnach noch unklar. Entsprechende Angaben will das Management dem Betriebsrat zufolge erst Ende Juni machen.
Ein Ford-Firmensprecher verwies der Nachrichtenagentur dpa zufolge auf den historischen Wandel, in dem sich die Autoindustrie derzeit befinde. Ford habe in Köln nach der Milliarden-Investition in die Elektroautoproduktion die Möglichkeit, "sich weiterhin als Standort für hohe Qualität und Innovation in der Autobranche zu behaupten" . Man habe in Deutschland über die vergangenen Programme zur Restrukturierung hinaus keine weiteren Ankündigungen gemacht, sagte er.
Dem widersprach Gruschka: Es handele sich um neue Restrukturierungen, die vergangenes Jahr nicht thematisiert worden seien.
Elektroautoproduktion gestartet
Nach dem überraschenden und kurzfristigen Wechsel von Deutschland-Chef Martin Sander zum Konkurrenten VW ist die Führungsspitze bei Ford derzeit nur kommissarisch besetzt. Die schlechten Nachrichten überbrachte daher der Betriebsrat an die Mitarbeiter, nachdem die Arbeiternehmervertreter vom Management über die Pläne informiert worden waren.
Betriebsrat Gruschka kritisierte die Pläne scharf. "Anstatt sich auf die Markteinführung der zwei Kölner Elektroautos zu konzentrieren, verursacht das europäische Top-Management mit seiner Ankündigung einer neuen Restrukturierungswelle viel Unsicherheit" , sagte der Arbeitnehmervertreter. Man habe gerade erst einen Restrukturierungsplan abgeschlossen und schon folge der nächste.
Neben Köln hat Ford in Deutschland noch einen Standort in Saarlouis (Saarland). Dort soll die Produktion Ende 2025 eingestellt werden, was bereits vor längerer Zeit entschieden wurde.
Ford ist im Umbruch, sein altes Geschäft mit Verbrennermotor-Fahrzeugen lässt der Konzern schrittweise auslaufen. Bei seinen Elektroanstrengungen ist das Unternehmen spät dran, erst Anfang Juni 2024 begann in Köln die Serienproduktion des ersten Elektroautos , das Ford im großen Stil in Europa produziert.
Bei dem kompakten SUV, Explorer genannt, bekommt Ford die Plattform, den Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB), von Volkswagen geliefert. In diesem Jahr soll noch ein zweites Modell auf MEB-Basis folgen.



