Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Majorana-Qubit: Beteiligte Forscher werfen Microsoft Manipulation vor

Microsoft will in wenigen Jahren nutzbare Quantencomputer bauen. Zwei ehemalige Co-Autoren zweifeln bereits an den Grundlagen.
/ Johannes Hiltscher
11 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Der Majorana 1 soll die Grundlage für praxistaugliche Quantencomputer sein, die Microsoft in wenigen Jahren bauen will. (Bild: Microsoft)
Der Majorana 1 soll die Grundlage für praxistaugliche Quantencomputer sein, die Microsoft in wenigen Jahren bauen will. Bild: Microsoft

Extrem stabil, leicht und kostengünstig herzustellen: So sieht das ideale Qubit aus. Microsoft will es im Februar 2025 erstmals auf einem Chip demonstriert haben - woran es große Skepsis gibt. Zwei Forscher zweifeln gegenüber dem Fachmagazin Science(öffnet im neuen Fenster) die Grundlagen des angeblichen Wunder-Qubits an.

Vincent Mourik und Kun Zuo waren als Co-Autoren an der Veröffentlichung beteiligt, welche die Basis für Microsofts Majorana-Qubit darstellt. Ihre Kritik: Daten sollen so ausgewählt und bearbeitet worden sein, dass sie zur aufgestellten Hypothese passen. Die Annahme des 2017 im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten Artikels(öffnet im neuen Fenster) ist, dass die Nanodrähte sogenannte Quantenpunktkontakte(öffnet im neuen Fenster) (QPC, Quantum Point Contact) bilden. Die stehen im Zentrum der 2022 veröffentlichten Kritik(öffnet im neuen Fenster) von Mourik und Zuo.

Anhand der veröffentlichten sowie ihnen nachträglich zur Verfügung gestellter Daten kommen sie zu dem Schluss, dass andere Erklärungen nicht sicher ausgeschlossen werden können - was auch den anderen Autoren vor Veröffentlichung bekannt gewesen sei. Ohne die QPC würde aber das Fundament von Microsofts Majorana-Qubits einstürzen: Sie sollen zu sogenannter ballistischer Leitung(öffnet im neuen Fenster) in den Nanodrähten führen, wodurch Elektronen diese verlustfrei passieren können. Erst das würde Nanodrähte als Qubit nutzbar machen .

Beunruhigter Herausgeber und zurückgezogene Papers

Die Kritik von Mourik und Zuo führte mittlerweile dazu, dass der ursprüngliche Artikel überarbeitet und mit einer "Expression of concern" des Herausgebers versehen wurde(öffnet im neuen Fenster) . Damit erkennt dieser die Kritik an, will den Artikel aber nicht, wie Mourik fordert, zurückziehen.

Ein weiterer von Science befragter Quantenphysiker teilt diese Einschätzung und verweist auf drei andere von Microsoft finanzierte Veröffentlichungen, die mittlerweile zurückgezogen wurden: "Es sieht so aus, als würde die gängige wissenschaftliche Praxis aus dem Fenster geworfen, wenn Microsoft mit Fördergeldern auftaucht." Zwei der Veröffentlichungen kamen von derselben Forschergruppe wie die kritisierte. Mourik und Zuo ließen von dieser ihre Namen entfernen.


Relevante Themen