Berufseinstieg: Wie werde ich Software-Entwickler?

Manchen hilft beim Einstieg als Coder ein guter Ausbilder, andere möchten einen Master und eine steile Karriere. Wir vergleichen die drei gängigen Wege in die IT.

Ein Ratgebertext von Rene Koch veröffentlicht am
Manchmal ist es echt schwer, sich für einen Weg zu entscheiden.
Manchmal ist es echt schwer, sich für einen Weg zu entscheiden. (Bild: Pixabay)

Laut Wikipedia sind Software-Developer Fachinformatiker, die Software und Applikationen konzipieren, implementieren und warten. Klingt einfach, ist es aber oft nicht, wenn wir Entwickler Tag für Tag unsere Tastatur zum Glühen bringen, Ungeziefer jagen und uns über fehlende Semikolons aufregen.

Aber: Wie kommt man überhaupt dahin, das zu tun? Wie macht man das Hobby zum Beruf? Wie wird man Software-Entwickler? In Deutschland gibt es dafür viele Wege. Die drei bekanntesten: Ausbildung, Studium oder man bringt es sich selbst bei. Wir geben eine Übersicht über die Vor- und Nachteile der einzelnen Wege.

In der Ausbildung hängt alles am Betrieb

Die Ausbildung zum Fachinformatiker Anwendungsentwicklung ist attraktiv, wenn man einen tollen Ausbildungsbetrieb und eine tolle Berufsschule erwischt. Sie ist nicht attraktiv, wenn man hier danebenlangt. Die Voraussetzungen für einen Ausbildungsplatz sind nicht klar festgeschrieben. Es kommt auf den Betrieb an, der den oder die Azubi einstellt. Die meisten Firmen fordern mindestens einen Hauptschulabschluss, manche aber auch einen Realschulabschluss oder Abitur.

Die Ausbildung dauert drei Jahre im dualen System, also im Ausbildungsbetrieb und in einer Berufsschule. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) nimmt zum Ausbildungsende eine Abschlussprüfung ab. Wird sie erfolgreich absolviert, übernimmt nicht selten der Ausbildungsbetrieb den oder die Azubi. Somit könnte nahtlos von der Ausbildung in den Job eingestiegen werden.

Die Abschlussprüfung ist in drei Teile unterteilt: eine Projektarbeit, die in den letzten sechs Monaten der Ausbildung, oft gemeinsam mit dem Betrieb, durchgeführt wird, eine schriftliche Prüfung (rund 240 Minuten lang, variiert aber je nach Bundesland) und eine mündliche Prüfung (Präsentation des Abschlussprojektes und Fachgespräch mit Fragen der Prüfer, dauert etwa 45 Minuten).

Die Ausbildung kann auf zwei Jahre verkürzt werden. Sechs Monate können durch Vorwissen bei Antritt der Ausbildung eingespart werden sowie weitere sechs Monate durch gute Noten und eine positive Bescheinigung des Ausbilders während der Ausbildung.

Der Betrieb entscheidet, wie viel er zahlt

Während der Ausbildung wird eine Vergütung vom Betrieb gezahlt. Was er zahlen will, entscheidet jeder Betrieb letztlich für sich. Allerdings gibt es von der IHK Richtwerte. Üblich sind rund 1.000 Euro pro Monat im ersten Jahr und danach pro Lehrjahr je 100 Euro mehr. Materialien zum Lernen oder Büromaterial muss die Firma stellen, unter Umständen auch Fahrtkosten.

Im Betrieb hat der oder die Azubi über den Ausbildungsvertrag einen Urlaub von mindestens 24 Werktagen, der gesetzlich verpflichtend ist. Erfahrungsgemäß ist er aber oftmals wesentlich großzügiger, nicht selten sind es 30 Tage pro Jahr. Die Berufsschule hat die normalen Schulferienzeiten, in den Ferien sind die Azubis aber verpflichtet, den Betrieb zu besuchen – daher der reguläre Urlaub.

Bei Problemen in der Schule oder mit dem Betrieb gibt es diverse Anlaufstellen: Vertrauenslehrer, die Personalabteilung der Firma oder den zuständigen Ausbildungsbeauftragten bei der IHK. Alleingelassen wird man hier selten, da alle Seiten daran interessiert sind, dass die Prüfung erfolgreich bestanden wird.

Nicht überall hat man die große Auswahl

Eine gute Schule und ein guter Betrieb sind entscheidend – aber nicht überall hat man die Wahl. In Berlin gibt es beispielsweise nur eine einzige Berufsschule für diesen Ausbildungsgang.

Glück hat man, wenn in der Berufsschule engagierte, interessierte und fortschrittliche Lehrer an der Tafel stehen und es im Betrieb interessante Projekte, Aufgaben und einen leidenschaftlichen Ausbilder gibt. Leider ist beides nicht garantiert. Nicht modernisierte Schulen, gelangweilte Lehrer, ein Betrieb, der nur an einer günstigen Arbeitskraft interessiert ist und Wissen nicht vermittelt – all das sind Szenarien, die leider Alltag sind.

Erst 2020 wurde der Rahmenplan für die Ausbildung (sowie die drei Nachbar-Ausbildungen Fachinformatiker Systemelektronik, Digitale Vernetzung und Daten- und Prozessanalyse) erneuert. Sie sind aber je nach Bundesland unterschiedlich, zum Beispiel in Berlin oder NRW.

Die IHK ist bemüht, die Pläne aktuell zu halten. Leider ist es aber häufig so, dass die Schnelllebigkeit in der IT gegen die Bürokratie einer Kammer gewinnt und die gelehrten Inhalte veraltet sind, bevor die Ausbildung abgeschlossen ist.

Verhandeln lohnt sich bei der Übernahme

Ein großer Vorteil der Ausbildung ist, dass die Azubis im Betrieb angelernt werden. Sie bekommen das Firmen- und Branchenwissen mitgeliefert. Daher folgt oftmals direkt nach der Ausbildung das Übernahmeangebot.

Der Lohn übernommener Azubis ist jedoch oft geringer als der anderer, gleichwertig qualifizierter Mitarbeiter. Hier lohnt es sich, beim ersten richtigen Arbeitsvertrag zu verhandeln. Denn häufig wissen Vorgesetzte durchaus, dass seit drei Jahren im Betrieb befindliche Mitarbeiter Gold wert sind.

Wesentlich mehr Selbstdisziplin und mehr finanzielle Mittel als die Ausbildung erfordert das Informatikstudium.

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Nur die Hälfte schafft das Informatikstudium 
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Datalog 10. Mai 2022

Das widerspricht sich doch in keinster Weise. Wer sich mit "Ehrgeiz und Disziplin" in...

dummzeuch 10. Mai 2022

Die Idee ist, dass wir darüber auch neue Mitarbeiter bekommen. Deshalb dürften die...

derMatthias 08. Mai 2022

Ist ein komplexes Thema. Ich habe - rein subjektiv - das Gefühl, dass vieles in der IT in...

Bluejanis 07. Mai 2022

Interessant ist auch, dass Migranteneltern ihre Kinder auch bei guter Empfehlung der...



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