Berlin: Wie Wechselakkus das Taxi-Geschäft retten sollen
Energie- und Verkehrswende stellen die Taxi-Branche vor große Herausforderungen. In Berlin soll ein Wechselakku-System helfen.

Es ist gerade einmal zweieinhalb Jahre her, als Berlins damals einziger Taxifahrer mit Elektroauto aufgeben musste. Hohe Stromkosten und schlechte Ladeinfrastruktur waren daran schuld. Doch auf lange Sicht geht an der Elektrifizierung der Taxi-Flotten kein Weg vorbei. Um lange Standzeiten der Fahrzeuge durch Ladepausen zu vermeiden, ergreift die Berliner Taxi-Innung nun die Initiative: In den kommenden fünf Jahren könnten "problemlos" 4.000 Taxis mit Wechselakkus ausgestattet werden.
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Innungschef Leszek Nadolski präsentierte am 28. April 2022 zusammen mit Alexander Yu Li und Dieter Flämig von der Firma Inframobility-Dianba das Konzept. Dabei vertritt der Maschinenbauprofessor Flämig die Firma Inframobility und Li den chinesischer Anbieter Aulton Dianba. Am Berliner Westhafen hat das deutsch-chinesische Joint Venture schon 2019 eine Wechselstation errichtet. Seit diesem Frühjahr gibt es mit dem vollelektrischen MG 5 zudem ein neues Testfahrzeug, das mit einem Wechselakku ausgestattet ist. Der MG 5 wird vom chinesischen Hersteller Saic produziert, der auch mit Volkswagen kooperiert.
Typenoffenes Wechselkonzept
Batteriewechselstationen sind in China schon recht weit verbreitet. In Europa bereitet sich derzeit der Autohersteller Nio auf den Marktstart vor. Auch in Deutschland will Nio bis Ende 2022 zwei Stationen bauen.
Im Gegensatz zu Nio verfolgt Aulton Dianba jedoch kein proprietäres, sondern ein typenoffenes Konzept. Schon 14 chinesische Marken arbeiten laut Firmenangaben mit dieser Technik, darunter Saic, FAW, Baic, Dongfeng, Changan und GAC. Der chinesische Mineralölkonzern Sinopec will 30.000 Tankstellen mit Station von Aulton Dianba ausrüsten. Der Autohersteller Geely und der Batteriehersteller CATL verfolgen inzwischen ebenfalls das Konzept.
Expresswechsel in 20 Sekunden geplant
Bei der Präsentation am Westhafen erläutert Rolf Walsch geduldig alle Details der Technik. "So eine Wechselstation ist nichts anderes als simple Hochregallagertechnik", sagt der Elektroingenieur. Anders als bei Nio ist der Akku nicht mit Schrauben am Fahrzeug befestigt, sondern lediglich eingehängt. Beim Wechselvorgang wird der Akku zunächst leicht horizontal verschoben und dadurch von der Kontaktplatte getrennt. Dann wird er von einem Wechselrahmen aufgenommen und mit diesem abgesenkt.
Anschließend fährt der Rahmen ins Lager und tauscht den leeren Akku gegen einen vollen. Walsch kann den kompletten Vorgang in der Steuerzentrale per Kameras überwachen und notfalls per Hand eingreifen. Zu guter Letzt wird der volle Akku wieder eingehängt und das Auto kann die Station verlassen. Der ganze Vorgang, den Golem.de selbst getestet hat, dauert rund drei Minuten. Die jüngste Generation der Stationen soll einen "Expresswechsel" in 20 Sekunden schaffen, der den gesamten Vorgang auf eine Minute verkürzt. Eine solche Station, die über zwei Transportschlitten verfügt, soll bis Ende 2022 am Berliner Flughafen BER aufgebaut werden. Sie soll bis zu 1.000 Wechsel am Tag ermöglichen.
Nimmt man für einen durchschnittlichen Ladevorgang an einer Schnellladesäule 30 Minuten an, wären für dieselbe Leistung rund 20 Ladepunkte erforderlich. Das wäre eine recht große Ladestation. Die Station am Westhafen benötigt nur eine Fläche von 70 Quadratmetern. Für Infra-Dianba hat das Wechselkonzept im Vergleich zum Schnellladen noch weitere Vorteile.
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Das ist das Problem. Du bist vielleicht ein Laternenparker, aber die Mehrheit aller...
Pro Tag? Bei kurzer Recherche kam ich in Berlin auf 90.000 km pro Jahr im 2-Schicht...
Wobei ich mich frage ob die Taxis überhaupt so stark im Schichtsystem genutzt werden...
Zu einfach. Da muss man ja gar nichts machen und die Fahrzeuge sind quasi immer voll...