Berlin: Encrochat-Daten münden in Razzia gegen Drogenbande

Nach der Auswertung von Chatverläufen des Messengerdienstes Encrochat hat die Berliner Polizei am 24. April in verschiedenen Berliner Ortsteilen fünf Personen festgenommen, die unter Verdacht stehen, im großen Stil mit Drogen gehandelt zu haben. Insgesamt wurden von 262 Einsatzkräften zwölf Wohnanschriften und eine Geschäftsanschrift durchsucht, erklärte die Staatsanwaltschaft Berlin in einer Pressemitteilung(öffnet im neuen Fenster) .
Zu den verhafteten Personen zählen demnach ein 36-jähriger Mann und sein 16-jähriger Sohn, die als Hauptbeschuldigte eingestuft wurden. Sie gelten als Köpfe einer Gruppe von elf weiteren Personen, bestehend aus zehn Männern im Alter zwischen 17 und 43 Jahren sowie einer 36-jährigen Frau.
Den Hauptverantwortlichen wird vorgeworfen, die Betäubungsmittel eingekauft und den Drogenhandel organisiert zu haben. Die übrigen Personen sollen als Händler, Bunkerhalter, Portionierer, Verpacker, Fahrer, Auslieferer und Kurierfahrer aufgetreten sein und sich um die Einfuhr aus dem Ausland gekümmert haben.
Kilogrammweise Drogen importiert
Neben den Verhaftungen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft auch größere Mengen an Betäubungsmitteln beschlagnahmt, ebenso wie elektronische Geräte, Waffen und Bargeld in sechsstelliger Höhe. Die Auswertung der Encrochat-Daten lieferte laut Staatsanwaltschaft Hinweise darauf, dass der Anführer der Drogenbande allein zwischen April und Juni 2020 insgesamt 34,5 Kilogramm Kokain, 76 Kilogramm Marihuana, 30 Kilogramm Haschisch und etwa 33 Liter Amphetaminöl einführte und veräußerte.
Seit Januar 2023 sei die Gruppe überwacht worden, hieß es weiter in der Mitteilung. Schon am 30. Juni 2023 seien bei einem ersten Zugriff in einem Fahrzeug 36 Kilogramm Amphetaminpaste, 7.000 Ecstasy-Tabletten, 310 Gramm Kokain und 500 Gramm Ketamin sichergestellt worden.
Encrochat-Hack mündet in Tausenden von Festnahmen
Nachdem Polizeibehörden aus Frankreich und den Niederlanden 2020 gemeinsam mit Europol und Eurojust die Infrastruktur des verschlüsselten Encrochat-Messengers hackten , griffen Strafverfolger für Ermittlungen gegen Kriminelle schon mehrfach auf die Daten des Dienstes zurück.
Im vergangenen Jahr gab Europol bekannt , dass durch die Encrochat-Daten mehr als 6.500 Festnahmen ermöglicht und über 900 Millionen Euro an Vermögen beschlagnahmt worden seien.
Auch deutsche Polizeibehörden setzten die Daten schon mehrfach für Ermittlungsarbeiten ein. Ob die Encrochat-Daten überhaupt als Beweismittel zulässig sind, ist aber noch strittig .



