Zweifel an der Blu-ray Pure Audio

Die Blu-ray Pure Audio eignet sich den Vorstellungen von Arvato zufolge nicht nur für Klassikaufnahmen im Mehrkanalton, etwa direkt aus einem Konzert. Auch in die Archive sollen die Musikanbieter schauen und das Material so bearbeiten, dass es sinnvoll auf einem Blu-ray-Player abgespielt werden kann. Außerdem bietet sich auch der Jazzmarkt an. Auch hier sollen sich hohe Qualität und Mehrkanalaufnahmen verkaufen lassen. Es ist in erster Linie ein Produkt für den Musikliebhaber, der bereit ist, viel Geld in seine Musikanlage zu stecken, wie uns Shammut im Gespräch erklärte. Ein paar Euro mehr für eine Mehrkanal-Audioaufnahme machen da nicht viel aus.

Es gab auf der Classical Next auch kritische Stimmen zur Blu-ray Pure Audio. Eines der Argumente, die die Pure-Audio-Gruppe aus der Welt schaffen will, sind die enormen Kosten. Für die zwingend notwendige AACS-Lizenz und die Verträge werden Beträge von 3.000 Euro fällig. Dazu kommen 4 US-Cent je Datenträger und noch einmal Gebühren von 500 US-Dollar. Kritik kam aus dem Publikum an der Preisgestaltung von AACS, die sich zu sehr an der Filmwirtschaft orientiert. Für die Produktion einer Klassik-Blu-ray sind das hohe Kosten, schließlich liegt die Auflage von Klassikwerken in dieser Nische nur im vierstelligen Bereich. Die Kosten müssten also mehr oder weniger direkt auf die produzierten Alben umgelegt werden. Kleine Labels mit wenigen Veröffentlichungen können sich das nicht leisten.

  • Die Reihenfolge der farbigen Tasten ist nicht überall gleich. Die Bildschirmausgabe zeigt eine andere als auf der Fernbedienung zu finden ist. (Foto: Nina Sebayang/Golem.de)
  • Eine unserer Demodiscs. Diese hat schon ein Pure-Audio-Logo auf dem Cover. (Foto: Nina Sebayang/Golem.de)
  • Es handelt sich technisch um eine normale Blu-ray. (Foto: Nina Sebayang/Golem.de)
  • Der Diabolo-Disc fehlt das neue Logo noch auf der Packung. (Foto: Nina Sebayang/Golem.de)
  • Blu-ray Pure Audio und Super Audio CD in einer Packung. (Foto: Nina Sebayang/Golem.de)
  • Links die Höhe einer SACD-Packung und rechts die vorgeschlagene Höhe der Pure-Audio-Verpackung in einem Super Jewel Case Plus. (Foto: Nina Sebayang/Golem.de)
Eine unserer Demodiscs. Diese hat schon ein Pure-Audio-Logo auf dem Cover. (Foto: Nina Sebayang/Golem.de)

Die Pure-Audio-Gruppe will genau dieses Problem angehen. Vorstellbar ist, dass die AACS-Lizenz nur von der Gruppe beantragt wird und dann für alle Pure-Audio-Partner gilt. Die Gebühren würden sich dann etwa auf die Produktion einer SACD reduzieren, da die 3.000 Euro nicht mehr von jedem Label bezahlt werden müssten. Noch gibt es so eine Vereinbarung allerdings nicht. Immerhin sollen sich die bereits vorhandenen Audio-Blu-rays, ohne das Pure-Audio-Logo, schon ganz gut verkaufen. So war auf der Klassikmesse von verschiedenen Seiten zu hören, dass sich die Produktionen von 2L zwei- bis dreimal besser auf der Blu-ray verkaufen als auf einer SACD, die ohne speziellen Player nur als CD abspielbar ist.

Ein weiteres Problem ist die Zunahme von digitalen Verkäufen. Es gab Zweifel, dass sich überhaupt noch eine Produktion einer Blu-ray lohnt. Combrinck entgegnete, dass gerade im Klassikbereich derartige Produkte mit Mehrwert verglichen mit digitalen Downloads eine Chance haben. Musikliebhaber haben gern etwas in der Hand.

Wer einen Blu-ray-Player hat, ist nicht unbedingt ein Audiophiler

Der Heimkino-Enthusiast ist zudem nicht mit dem Audio-Enthusiasten vergleichbar. Viele, die einen Blu-ray-Player besitzen, wissen gar nicht, dass sie ein qualitativ hochwertiges Audio-Abspielgerät haben und anders herum gibt es SACD-Besitzer, die keinen Blu-ray-Player besitzen. Diese beiden Gruppen zusammenzubringen, wäre demzufolge eine Herausforderung. Es handelt sich hier um unterschiedliche Nutzer, die zum Teil sogar ihre Boxen anders anordnen.

Ein weiteres Problem entsteht noch in der Industrie selbst. Die vorgestellte Blu-ray Pure Audio unterscheidet sich von Universals gleich genannter Blu-ray Pure Audio, die kürzlich in Frankreich auf den Markt gebracht wurde - allerdings laut dem Arvato-Toningenieur Shammout nur in Details. So funktioniert die Kanalwahl bei Universal nicht über die farbigen Tasten, sondern nur über das Kanal-Wahl-Menü einer Blu-ray. Der Kanal wird in der Regel nicht über das Display eines Blu-ray-Players angezeigt. Die Pure Audio BD von Arvato sieht zudem ein Bild und ein Menü vor. Das muss bei Universal nicht sein.

Laut Arvato sind die ersten Blu-rays, die ein Pure Audio Logo tragen, bereits im Handel. Allerdings sind diese schwer zu bekommen. Die Situation ist nach unseren Recherchen derzeit vergleichbar mit der bei den SACDs. Auch dieses Format wird nur von sehr wenigen spezialisierten Händlern geführt.

Interessant wird, ob sich die Blu-ray Pure Audio auch im Handel gut verbreiten wird. Das Argument, dass viele ein entsprechendes Abspielgerät haben, hat auch der DVD-Audio nicht geholfen. Trotz der damals wie heute breit installierten Hardwarebasis konnte sie sich nicht gegen die Super Audio CD mit ihren speziellen Playern durchsetzen.

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 Die Technik der Blu-ray Pure Audio
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deffoo 09. Okt 2013

Bin für einen Auftrag auf der Suche nach guten Audiologos im Bereich der IT Konzerne...

Apollo13 09. Jun 2013

Diese Dekompressionsmaßnahmen laufen doch aber auch alle digital ab, weshalb ich nicht...

Dantereus 08. Jun 2013

Marketing-Strategie pur auf der anderen seite

Dantereus 08. Jun 2013

kann mir gut vorstellen dass das menschliche gehör da keinerlei unterscheide wahrnehmen...



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