Bloß keine Überraschungen

Spinnt man das Prinzip weiter, werden mögliche Probleme sichtbar. Der Autor und Internetaktivist Eli Pariser liefert in seinem gleichnamigen Buch eine Definition der Filterblase, die auch auf das Konzept von Perceptive Media zutrifft: "Inhalte und Struktur werden den Bedürfnissen, Zielen, Interessen und Vorlieben eines jeden Nutzers angepasst." Das führt, so Pariser, dazu, dass die Nutzer in ihren gängigen Ansichten und Vorurteilen bestätigt werden und gleichermaßen von anderen isoliert sind. In den vergangenen Jahren wurde viel über die Filterblasen geforscht und nicht alle teilen Parisers Fazit. Dennoch ist es eine ungebrochen interessante These in einer zunehmend von Algorithmen bestimmten Welt.

Auf die Filmkultur übertragen bedeutet das: In dem Moment, in dem jeder Zuschauer eines Films schon vorab angibt, was er gerne sehen möchte, werden die Überraschungen minimiert. Das Ergebnis kann emotional sein, wenn etwa in einer romantischen Szene plötzlich das Lieblingslied läuft, aber es ist das Ergebnis einer Schablone basierend auf den eigenen Vorlieben. Vor allem, wenn die Variationen eben nicht bei Musik und Farbgebung aufhören, sondern auch den Inhalt beeinflussen: Der von der BBC selbst erwähnte Gender Bias kann dazu führen, dass die männliche oder weibliche Perspektive zugunsten der jeweils anderen marginalisiert wird.

Die Freiheit der Filmemacher

Nicht zuletzt sehen sich auch die Filmemacher mit elementaren Fragen konfrontiert: Geht in einem Film, der verschiedene Variationen enthält, nicht die eigene Handschrift verloren? "Dieser Ansatz des Geschichtenerzählens ändert nichts am kreativen Prozess des Filmemachens", heißt es im Video der BBC. Tatsächlich sorgt Perceptive Media für ebenso viele neue Möglichkeiten wie Herausforderungen bei Drehbuchautoren und Regisseuren. Eine Individualität zugunsten der Zuschauer kann an der individuellen Vision des Filmemachers nagen. "Die Drehbücher müssen von vornherein dafür geschrieben sein", sagt BBC-Entwickler Ian Forrester.

Schon deshalb dürfte das ultimative, personalisierte Filmerlebnis so schnell nicht die Streamingdienste oder VR-Brillen erobern. Und auch die BBC hat noch keinen Termin für einen ersten, fertigen Film in Planung, bislang geht es noch um "erste Forschungen" in dem Gebiet. Trotzdem überlegen einige Menschen schon, welche Konsequenzen das eigentlich für Menschen haben könnte, die eine andere Version des Films sehen, sich aber darüber unterhalten wollen: Aus der Frage "Hast du das gesehen?" könnte dann ein "Wie war es für dich?" werden. Oder anders gefragt: Hattest du Brokkoli oder Paprika zu Mittag?

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 BBC: Filme für die Filterblase
  1.  
  2. 1
  3. 2


Anonymer Nutzer 23. Dez 2015

Vampire leben quasi ewig: kein Problem. Vampire überwinden die Grenzen der Physik: kein...

elgooG 21. Dez 2015

Vielleicht kann man so endlich die US-Flagge die alle paar Minuten das Bild verdeckt...

tingelchen 21. Dez 2015

Zumal man sich dann auch fragen muss, welche Charaktere in einem Film/Serie dann...

0xLeon 21. Dez 2015

Das kennt man doch alles schon von der DVD. Vorgesehen war mal, die Möglichkeit...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
5.000 Fahrzeuge pro Woche
Tesla steigert Giga-Berlin-Produktion und lockt mit Rabatten

Tesla hat Ende März 2023 einen wöchentlichen Ausstoß von 5.000 Fahrzeugen erreicht. Derweil sollen Sonderrabatte Kunden locken.

5.000 Fahrzeuge pro Woche: Tesla steigert Giga-Berlin-Produktion und lockt mit Rabatten
Artikel
  1. 25 Jahre Starcraft: Der E-Sport-Dauerbrenner
    25 Jahre Starcraft
    Der E-Sport-Dauerbrenner

    Vor 25 Jahren erschien mit Starcraft eines der wichtigsten und wegweisendsten Echtzeitstrategiespiele aller Zeiten. Macht der RTS-Hit von Blizzard auch heute noch Spaß?
    Von Andreas Altenheimer

  2. Verbrennerverbot: So kann die E-Fuels-Regelung noch scheitern
    Verbrennerverbot
    So kann die E-Fuels-Regelung noch scheitern

    Zwar haben sich Regierung und EU-Kommission auf ein Verfahren zur Zulassung von E-Fuel-Autos geeinigt. Doch dieses muss noch einige Hürden überwinden.

  3. Smart-Home-Anwendung: MQTT unter Java nutzen
    Smart-Home-Anwendung
    MQTT unter Java nutzen

    Wer Daten von Sensoren oder ähnlichen Quellen von A nach B senden möchte, kann das Protokoll MQTT verwenden, dank entsprechender Bibliotheken auch einfach unter Java.
    Eine Anleitung von Florian Bottke

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MediaMarkt-Osterangebote • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen • Cyberport Jubiläums-Deals • Alternate: Corsair Vengeance 32 GB DDR-6000 116,89€ u. 64 GB DDR-5600 165,89€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X 209€ • MSI Optix 30" WFHD/200 Hz 289€ • WD_BLACK SN850 2 TB 189€ • NBB Black Weeks [Werbung]
    •  /