Emsland, Berlin und Schanghai
Denn die Magnetschwebebahn ist ein Reizthema. Zwar wurde die Technik hierzulande entwickelt, doch passiert ist nicht viel: Es gab eine teure Transrapid-Teststrecke im Emsland, wo etwa 30 Jahre Hochgeschwindigkeitstechnik ausprobiert wurden. Nach einem Unfall im Jahr 2006 mit 23 Toten wurde die Strecke 2010 stillgelegt.
In Berlin entstand in den 1980er Jahren eine weitgehend nutzlose Strecke im Niemandsland zwischen Berliner Mauer und einem stillgelegten Bahngelände. Die M-Bahn wurde bekannt durch einen Unfall im Jahr 1998, als ein Triebwagen die Glasfassade einer Endhaltestelle durchbrach. Nach der Wiedervereinigung wurde sie abgebaut, um die Wiederbelebung der Stadtbrache am Potsdamer Platz zu ermöglichen. Ein letztes Aufbäumen - der Plan, eine Magnetschwebebahn vom Münchener Hauptbahnhof zum Flughafen zu bauen - ging schließlich unter. Offensichtlich war die Fürsprache durch den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber nicht überzeugend genug.
Geschwebt wird anderswo: Die erste kommerzielle Magnetschwebebahn nahm Ende 2002 in der chinesischen Metropole Schanghai ihren Betrieb auf. Zwei weitere Bahnen schweben in Changsha und Peking. Diese beiden sind aber anders als der Maglev in Schanghai keine Hochgeschwindigkeitstransportmittel, sondern Teil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
Weitere Nahverkehrssysteme sind in Südkorea, am Flughafen Seoul Incheon, sowie in Nagoya in Japan im Einsatz. Japan will aber auch eine Hochgeschwindigkeitstrasse auf der Hauptinsel Honshu errichten. Auf der Teststrecke in der Präfektur Yamanashi fuhr der Zug schon schneller als 600 Kilometer pro Stunde. China liebäugelt ebenfalls mit einem Hochgeschwindigkeitssystem.
China könnte auch der erste Markt für das TSB werden: Max Bögl will eine zweite Teststrecke bauen, in Chengdu, der Hauptstadt der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Sie soll 3,5 Kilometer lang werden und im kommenden Jahr in Betrieb gehen. Ziel ist, die Technik chinesischen Kunden zu präsentieren sowie die Zulassung für den dortigen Markt zu erhalten.
Das TSB wird sofort mit dem Transrapid assoziiert - schließlich war Max Bögl seit Mitte der 1990er Jahre an dem Projekt beteiligt: Das Unternehmen fertigte Teile für die Trasse im Emsland, später auch für die in Schanghai und kennt die Thematik. "Da haben wir ein immenses Maß an Wissen hinsichtlich Magnetbahnsystemtechnik gewonnen", erzählt Zamzow. "Da macht man sich schon Gedanken, was man verbessern kann, auch in Bereichen, die von den damaligen Systempartnern geliefert wurden."
Genau das war der Plan, als das Unternehmen 2010 das Projekt TSB beschloss: eine Bahn in Eigenregie zu entwickeln und zu bauen. "Der Transrapid war ein System für Höchstgeschwindigkeit im Fernverkehr, für 400 bis 500 km/h. Es sollte sehr große Entfernungen zurücklegen, mit Haltestellenabständen von etwa 200 Kilometern", erläutert Zamzow. Eine Trasse für den TSB hingegen ist zwischen 5 und 30 Kilometer lang, die Haltestellen sind 500 Meter bis 5 Kilometer voneinander entfernt. Beide Systeme zu vergleichen, sei wie ein Vergleich von ICE und Straßenbahn.
Die Firmengruppe Max Bögl profitiert davon, dass die technische Entwicklung inzwischen weiter fortgeschritten ist. Für den Transrapid musste vieles eigens entwickelt werden. Im TSB verwendet Max Bögl Serientechnik - aber nicht vom Transrapid. "In unserem System ist im wesentlichen Standard-Straßenbahntechnik verbaut, wie die Leistungselektronik oder die Energieversorgung", sagt Zamzow. "Da ist nichts drin, was mit enormem Forschungsaufwand speziell für uns entwickelt wurde. Das sind alles Komponenten, die in anderen Projekten schon vielfach eingesetzt werden."
Nach den über 65.000 abgespulten Kilometern hätten sie "eine sehr gute Einschätzung der Zuverlässigkeit", sagt Zamzow. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit dem Eisenbahnbundesamt an der Zulassung für das System. Bis Mitte kommenden Jahres soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Dann könnte auch hierzulande erstmals eine Magnetschwebebahn im kommerziellen Einsatz sein. Voraussetzung: "Man muss das besser machen als beim Transrapid, um eine Chance zu haben."
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Anders als der Transrapid | Asien will die Schwebetechnik |
Die Bahn macht das schon seit ihren allerersten Ursprüngen so. Im Gegenteil galt doch...
Hmmm... in welchem Gesetz ist das so definiert? Ich kenne nur das...
Leute sind ja keine Hühner; man darf sie also deutlich dichter als Geflügel zusammenschieben.
... denn die Straßenbahn fährt, wie der Name schon sagt, auf Schienen, die auf der Straße...
Also laut Artikel ist die Wartung wohl wirklich massiv günstiger. Halt viel weniger...