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Bayern: Hochschulen wollen ChatGPT in Bachelorarbeiten zulassen

Die Hochschulen in Bayern wollen Künstliche Intelligenz ganz bewusst in die Ausbildung integrieren. Das wird das Studium aber nicht vereinfachen.
/ Ingo Pakalski
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Gordon Thomas Rohrmair berichtet, was sich in Bezug auf KI an den Hochschulen ändern wird. (Bild: Technische Hochschule Augsburg)
Gordon Thomas Rohrmair berichtet, was sich in Bezug auf KI an den Hochschulen ändern wird. Bild: Technische Hochschule Augsburg

Voraussichtlich ab Mitte des Jahres soll es neue Richtlinien dafür geben, wie Künstliche Intelligenz (KI) von Studenten während des Studiums eingesetzt werden darf. Die Präsidenten aller bayerischen Hochschulen tagten dazu vergangene Woche, berichtet die Augsburger Allgemeine(öffnet im neuen Fenster) mit Verweis auf Gordon Thomas Rohrmair(öffnet im neuen Fenster) , dem Präsidenten der Technischen Hochschule Augsburg. Er pocht darauf, den Einsatz von KI als Hilfsmittel für Studenten auszuweiten.

"Ohne KI Studierende ausbilden, klappt nicht" , sagte Rohrmair der Zeitung. In neuen Richtlinien soll KI stärker in das Studium integriert werden und zugleich muss es weiterhin Prüfungen geben, bei denen KI nicht als Hilfsmittel zugelassen ist, meint der Uni-Präsident. Das Studium werde durch die KI-Zulassung keinesfalls einfacher, meint er.

Die Leitungen aller bayerischen Hochschulen sind sich laut Rohrmair einig, dass KI für alle Leistungen zugelassen werden müsse, die zu Hause angefertigt werden. Das fange bei Vorbereitungen für Vorträge an, reiche über Seminar- und Projektarbeiten bis hin zu Bachelorarbeiten. "Da bringt ein Verbot nichts" , räumt er ein. Studenten würden die KI ohnehin verwenden.

Hier bleibt der KI-Einsatz meist verboten

Ganz anders sieht er es bei Prüfungen und Klausuren, hier pochen er und seine Kollegen weiterhin auf ein pauschales KI-Verbot, das möglicherweise in einzelnen Fällen aufgehoben werden kann. Die Dozenten hätten die Aufgabe, den Studenten beizubringen, zu erkennen, wann etwa ChatGPT eine Falschaussage trifft.

Für das dafür nötige Wissen müsse es Prüfungen geben, bei denen sich die Studenten bewusst nicht auf die Hilfe einer KI verlassen dürfen. Nur so könnten sie auf ihre Aufgaben im späteren Berufsleben vorbereitet werden, korrekte Entscheidungen zu treffen. Er betont: "KI kann keine Verantwortung übernehmen." Im Job haben die ehemaligen Studenten dann aber die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen.

Er geht davon aus, dass mündliche Prüfungen an allen Hochschulen in Bayern immer wichtiger werden, wenn KI in schriftlichen Arbeiten als Hilfsmittel erlaubt wird. Studenten müssten schriftliche Arbeiten in Interviews mit Dozenten verteidigen und beweisen, dass sie sich ausreichend mit dem Thema auseinandergesetzt und alles inhaltlich verstanden haben. Mündliche Prüfungen sollen dann einen größeren Einfluss auf die Note erhalten.

Studenten müssen künftig mehr leisten

Falls diese Richtlinien so an bayerischen Universitäten wie geplant umgesetzt werden, bedeutet das für Studenten, dass die Anforderungen weiter steigen, um weiterhin eine gute Note zu erhalten, meint der Uni-Präsident. Er vergleicht die KI-Werkzeuge mit den Möglichkeiten von Textverarbeitungsprogrammen: Tippfehler in Bachelorarbeiten seien durch dieses technische Hilfsmittel inakzeptabel geworden.

Mit dem Einsatz von KI wird sich das erwartete Niveau weiter erhöhen. Nach seiner Ansicht können heutige KI-Werkzeuge hervorragend formulieren und Inhalte sauber strukturieren. Dabei werden etwa hunderte mögliche Quellen auf einige wenige für das Thema relevante Quellen reduziert. Wenn also die Recherche erleichtert wird, steige die Anforderung an den Text, so Rohrmair.

Mit der Zulassung von KI-Werkzeugen als Hilfsmittel verringere sich automatisch die Chancengleichheit unter der Studentenschaft. Wenn Studenten mehr Geldmittel zur Verfügung haben, können diese bei Bedarf die leistungsfähigste KI verwenden, auch wenn diese besonders teuer ist. Finanziell weniger gut ausgestattete Studenten würden dadurch ins Hintertreffen geraten.

Wohlhabende Studenten stehen besser da

Laut Rohrmair gebe es bereits erste Versuche, hier gegenzusteuern. Studenten an den Hochschulen in Augsburg, Ingolstadt und München erhalten Zugriff auf die generative KI von Microsoft, ohne dafür selbst zahlen zu müssen. Allerdings stehen die Hochschulen vor der Herausforderung, das finanziell zu stemmen, die dafür nötigen Lizenzen zu bezahlen.

Resigniert sagt Rohrmair dazu: "Wir werden das Problem nicht in den Griff bekommen." Sobald eine teurere KI deutlich leistungsfähiger ist als das, was die Hochschule zur Verfügung stellt, können vermögende Studenten diese nutzen und sich so Vorteile gegenüber denen verschaffen, denen dafür die Geldmittel fehlen.

Für ihn ist klar, dass KI nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken ist. Er sieht keine Gefahr, dass Menschen durch KI ersetzt werden. Die Frage dazu beantwortet er folgendermaßen: "Menschen werden ersetzt durch andere Menschen, die KI einsetzen."


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