Batterieproduktion: VW-Tochter Powerco will ohne Bosch expandieren
Ursprünglich wollten VW und Bosch gemeinsam Technologieführer bei der Batteriezellproduktion werden. Doch daraus wird nichts mehr.

Die Batteriesparte des Volkswagen-Konzerns will in diesem Jahr die Zahl ihrer Mitarbeiter fast verdoppeln. Ziel sei es, bis zum Jahresende bis zu 1.500 Mitarbeiter zu beschäftigen, sagte Powercos Personalchef Sebastian Krapoth dem Handelsblatt (Paywall). Bislang beschäftigt das Unternehmen etwa 800 Angestellte. Gesucht würden vor allem Chemiker, Entwicklungs- und Verfahrensingenieure für die Batteriezellfertigung in Salzgitter und Beschaffungsexperten für die Batterierohstoffe wie Lithium.
Was die Entwicklung der Fertigungskomponenten und -prozesse betrifft, so will VW dazu kein gemeinsames Unternehmen mit dem Automobilzulieferer Bosch mehr aufbauen. "Wir werden kein Joint Venture gründen", sagte Bosch-Geschäftsführer Stefan Hartung nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings solle die Partnerschaft mit VW zur Digitalisierung seiner Batteriefabriken fortgesetzt werden.
Zusammenarbeit auf Projektebene
Da es bei der Digitalisierung auf Schnelligkeit ankomme, sei es "besser, auf Projektebene zusammenzuarbeiten als in einer solchen Konstruktion", sagte Boschs Digitalchefin Tanja Rückert. Ein Volkswagen-Sprecher sagte dem Bericht zufolge: "Volkswagen und Powerco halten an ihrem Plan fest, sich künftig an der Ausrüstung von Batteriezellenfabriken zu beteiligen. Wir sind in Gesprächen mit potenziellen Partnern. Über die genaue Konstellation werden wir Sie zu gegebener Zeit informieren."
VW und Bosch kündigten Anfang 2022 an, die Gründung eines europäischen Anbieters zur Ausrüstung von Batteriezellfabriken zu prüfen. Bis Ende 2022 sollte die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens vorbereitet werden. Ziel sei es, "das gesamte Spektrum an Prozessen und Komponenten zu liefern, die für die Herstellung von Batteriezellen und -systemen im großen Maßstab erforderlich sind".
Haustarifvertrag soll Salzgitter attraktiver machen
Bosch entschied bereits im Jahr 2018, keine eigenen Akkuzellen zu bauen und nicht weiter an besseren Batteriezellen zu forschen. Stattdessen wollte sich das Unternehmen auf die Produktion von Schlüsselkomponenten des elektrischen Antriebs wie Elektromotor, Leistungselektronik und Batteriesysteme konzentrieren.
VW will hingegen mit Powerco bis Ende des Jahrzehnts weltweit sechs Batteriezellfabriken errichten. Dafür benötige das Unternehmen bis 2030 etwa 20.000 Mitarbeiter, schreibt das Handelsblatt.
Dabei suche Powerco auch verstärkt in Asien nach geeigneten Fachleuten, die schwer zu finden seien. Vor allem in China sind weltweit die meisten Batteriefirmen angesiedelt. Am Hauptsitz in Salzgitter werde das Unternehmen außerdem viele Mitarbeiter aus dem dortigen VW-Motorenwerk für die Batteriefertigung umschulen, sagte Personalchef Krapoth. Einem hauseigenen Tarifvertrag zufolge könnten die Angestellten ihre Wochenarbeitszeit zweimal im Jahr anpassen – zwischen 28 und 40 Stunden, an vier oder fünf Wochentagen und auf Wunsch auch samstags. Der Vertrag gelte seit dem 1. Mai.
Nachtrag vom 9. Mai 2023, 16:52 Uhr
Nachtrag: Ein Bosch-Sprecher sagte auf Nachfrage von Golem.de zu dem Verzicht auf das Joint Venture: "Durch die projektbezogene Partnerschaft bleiben die Fertigungstechnik und das Digitalisierungs-Know-how von Bosch frei zugänglich am Markt und stehen weiterhin allen Automobil- und Batterieherstellern ohne Einschränkung zur Verfügung." Zugleich baue Bosch mit der strategischen Partnerschaft mit Volkswagen im Bereich Digitalisierung sein Know-how in dem noch jungen Geschäftsfeld der Fabrikautomation von Batteriezellfabriken aus. Für beide Unternehmen sowie den Markt stelle in Summe daher eine projektbezogene Zusammenarbeit die erfolgversprechendste Lösung dar.
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