Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Basecamp_Debate: 1&1 kommt gut ohne ein eigenes Netz aus

Telefónica -Chef Markus Haas vergleicht den frühen Netzausbau seines Unternehmens mit dem von 1&1 . Der Newcomer kommt dabei nicht gut weg.
/ Achim Sawall
15 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas spricht am 16. Oktober 2024 auf dem Basecamp in Berlin. (Bild: Basecamp/Screenshot: Golem.de)
Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas spricht am 16. Oktober 2024 auf dem Basecamp in Berlin. Bild: Basecamp/Screenshot: Golem.de

Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas hat erklärt, dass in wenigen Jahren ein breiter Ausbau mit mehreren Tausend Mobilfunkstandorten möglich sei, während 1&1 offenbar gar keinen Druck verspüre, sein eigenes Netz aufzubauen.

Haas sagte am 16. Oktober 2024(öffnet im neuen Fenster) auf der Basecamp_Debate zur Mobilfunkzukunft in Berlin: "Wir haben damals in zwei Jahren 3.000 Standorte ausgebaut. Es gab [für 1&1] eine erste Hürde bis Ende 2022 mit 1.000 Standorten, die ist krachend nicht erfüllt worden."

Tatsächlich hatte 1&1 am 3. Januar 2023 statt der vorgeschriebenen 1.000 Standorte nur drei errichtet. Bis heute hat der Anbieter diese Auflage nicht erfüllt und verfügt nach letzten Angaben über 546 funktionierende Antennenstandorte.

Der bisherige National-Roaming-Partner Telefónica besitzt in Deutschland rund 28.000 aktive Mobilfunkstandorte, der neue Partner Vodafone hat 27.000. 1&1-Chef Ralph Dommermuth gab die Schuld der Vodafone-Tochter Vantage Towers als größtem Partner für den Antennenausbau.

Die Bundesnetzagentur eröffnete bereits Ende April 2023 ein Bußgeldverfahren gegen 1&1. Anfang Oktober 2024, also fast 18 Monate später, war ein Abschluss des Verfahrens laut Angaben der Behörde "noch nicht abzusehen "

Haas: Innerhalb von drei Jahren 75 Prozent Bevölkerungsabdeckung erreicht

Haas betonte weiter: "Wir sind in einem Infrastrukturwettbewerb. Und ich glaube, der Welpenschutz, der durch die Regierung mit extrem niedrigen Ausbauauflagen gewährt wurde, ist sehr groß."

Für Telefonica sei die Situation beim Start weniger entspannt gewesen: "Wir sind 1998/1999 in den Markt gegangen, wir hatten kein Flächenspektrum. Und wir mussten innerhalb von drei Jahren 75 Prozent Bevölkerungsabdeckung bauen. Und wir haben das geschafft."

Der neue Player habe in über fünf Jahren eine niedrige einstellige Prozentzahl bei der Bevölkerungsabdeckung geschafft. Das zeige, wie ernsthaft es sei, mit Infrastruktur in den Wettbewerb zu gehen.

Der Netzbetreiber 1&1 kommt laut Angaben der Bundesnetzagentur bei der Flächenversorgung von 4G und 5G auf jeweils 0,3 Prozent. Bei 2G werden 0,0 Prozent erreicht.

Offenbar sei der Zugang auf dem Vorleistungsmarkt für 1&1 so attraktiv, dass "überhaupt kein Druck da ist, groß auszubauen. Der Wettbewerb auf dem Dienstanbieter beziehungsweise Wholesale-Markt ist so gut, dass man auch gute Geschäfte machen kann ohne ein viertes Netz" , sagte Haas.

Cara Schwarz-Schilling, Geschäftsführerin und Direktorin bei WIK, sagte beim Basecamp: "Wir werden sehen, wie das mit dem 1&1-Netz aussieht. Es ist wichtig, dass man guckt, was da passiert, und dann wird es neue Vergabeverfahren geben."

Historisch gab es einen Fall, in dem die Bundesnetzagentur tatsächlich Frequenzen ersatzlos zurückforderte: Dem Netzbetreiber Quam wurde die UMTS-Lizenz- und Frequenzzuteilung im Jahr 2004 durch die deutsche Regulierungsbehörde wieder entzogen (Aktenzeichen: 13 A 2969/07). Bis Ende 2003 war ein Versorgungsgrad von 25 Prozent vorgeschrieben, bei der Prüfung durch die Bundesnetzagentur konnte jedoch gar keine Aktivität festgestellt werden. Die 8,5 Milliarden Euro wurden nicht zurückerstattet.


Relevante Themen