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Barmer: Digitale Arzneimittel-Erfassung vermeidet 70.000 Todesfälle

Mit einer kleinen digitalen Patientenakte informiert die Barmer über Vorerkrankungen und Arzneimittelverschreibungen. Offenbar mit großem Erfolg.
/ Achim Sawall
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Aufnahme vom Tag des Friedhofs 2016 (Bild: Tag des Friedhofs 2016 / Juliane Bluhm)
Aufnahme vom Tag des Friedhofs 2016 Bild: Tag des Friedhofs 2016 / Juliane Bluhm

Durch eine digitale Erfassung und Auswertung aller Arzneimittelverschreibungen könnten jährlich bis zu 70.000 Todesfälle verhindert werden. Das hat der jüngste Arzneimittelreport der Barmer ergeben, der am 5. Oktober 2022 vorgestellt wurde(öffnet im neuen Fenster) . Zuerst berichtete(öffnet im neuen Fenster) das Redaktionsnetzwerk Deutschland der Verlagsgesellschaft Madsack über die Ergebnisse.

Demnach konnte in einem entsprechenden Modellprojekt mit 11.000 Patientinnen und Patienten die Sterblichkeit im Vergleich zur herkömmlichen medizinischen Versorgung zwischen 10 und 20 Prozent gesenkt werden. Im Rahmen des Projektes wurden die Hausarztpraxen erstmals digital mit vollständigen Informationen über alle Vorerkrankungen und Arzneimittelverschreibungen versorgt. Zusätzlich bekamen die Ärzte Hinweise auf vermeidbare Risiken der Therapie, wie zum Beispiel gefährliche Wechselwirkungen.

Wie komplex und umfangreich die medizinischen Daten sind, hat die Barmer in dem Report erstmals konkret untersuchen lassen. Danach erhielten über 40jährige Versicherte im Zeitraum von zehn Jahren durchschnittlich insgesamt 76 Rezepte. 27 Prozent der Versicherten wurden 100 und mehr Rezeptblätter ausgestellt. Das obere Zehntel der Versicherten ab 90 Jahren bekam in den zurückliegenden zehn Jahren sogar 257 und mehr Rezepte.

Übersicht für Ärzte durch alle Rezepte und Vorerkrankungen

"Für Ärztinnen und Ärzte ist es kaum möglich, angesichts der Komplexität der Arzneimitteltherapie den Überblick zu behalten und Medikationsrisiken einzuschätzen" , sagte Barmer-Chef Christoph Straub dem Redaktionsnetzwerk. Daher sei eine digitale Unterstützung unabdingbar, forderte er.

Das Projekt trägt den Titel Anwendung für ein digital unterstütztes Arzneimitteltherapie-Management, kurz AdAM. Die Barmer habe diese neue Versorgungsform zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe von Juli 2017 bis Juni 2021 erprobt(öffnet im neuen Fenster) . Rund 940 Hausärzte hätten dabei mehr als 11.000 Patienten mit Polypharmazie betreut. AdAM habe mit Einverständnis der Patienten erstmals Hausarztpraxen digital mit vollständigen Informationen zur Vorgeschichte versorgt, welche aus Routinedaten der Krankenkasse stammten. So sei der Arzt vollständig über Vorerkrankungen und Arzneimittel informiert worden. Die unabhängige Evaluation des Projektes zeige, dass AdAM die Sterblichkeit der in das Projekt eingeschlossenen Patienten im Vergleich zur Routineversorgung relativ um 10 bis 20 Prozent senkt.


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