Balkonkraftwerk: Mit Shelly Pro 3EM den Zendure-Batteriespeicher steuern

Die Idee ist eigentlich sehr überzeugend: Um den Solarstrom aus dem Balkonkraftwerk möglichst nicht zu verschenken , wird er in einem Akku zwischengespeichert und verbrauchsabhängig eingespeist. Diese Möglichkeit bietet inzwischen der Zendure Solarflow durch die Einbindung des beliebten Verbrauchsmessers Shelly Pro 3EM. Doch was sich in der Theorie gut anhört, funktioniert in der Praxis bei etlichen Nutzern alles andere als gut.
Im vergangenen Sommer haben wir bereits den Batteriespeicher von Zendure in Verbindung mit dem Balkonkraftwerk Anker Solix getestet . Das hat uns nicht überzeugt, weil der Eigenverbrauch des Solarstroms im Haushalt dadurch nicht gesteigert werden konnte. Das lag unter anderem an den recht groben Einstellmöglichkeiten des Solarflow über die App.
Echtzeitverbrauch mit Shelly erfassen
Auf der Ifa 2023 in Berlin kündigte Zendure jedoch an , dass der Solarflow künftig mit dem Verbrauchsmesser Shelly Pro 3EM (öffnet im neuen Fenster) gekoppelt werden kann. Dieses Gerät kostet etwas mehr als 100 Euro und lässt sich in einen üblichen Verteilerkasten einbauen. Wird es in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage eingesetzt, spart man als Käufer die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent(öffnet im neuen Fenster) .
Mit dem Gerät ist es möglich, den Verbrauch einzelner Leitungen in Echtzeit zu erfassen und sich diese online anzeigen zu lassen. Das funktioniert lokal im heimischen WLAN, aber auch per Cloudanbindung und über die Shelly Smart-Control-App(öffnet im neuen Fenster) . Die Messgenauigkeit liegt bei einem Prozent. Historische Daten werden für bis zu 60 Tage und pro Phase mit einer Auflösung von einer Minute gespeichert.
Installation recht einfach
Die Stromstärke der einzelnen Phasen misst Shelly wie ein Zangenmessgerät mit Hilfe von Klemmen, die um die Leiter gelegt werden. Dabei ist jeweils die Stromrichtung zu beachten, was durch die aufgedruckte Bezeichnung K -> L markiert ist. Um die Klemmen der richtigen Phase zuzuordnen, ist es hilfreich, sie selbst mit den Buchstaben A, B oder C zu beschriften.
Zur Spannungsmessung werden zudem jede Phase und der Nullleiter mit dem Gerät verbunden. Das alles ist nicht sehr aufwendig und kompliziert, sollte jedoch aus Sicherheitsgründen von einer Elektrofachkraft ausgeführt werden. Problematisch könnte es werden, wenn die Unterverteilung in der Wohnung schon sehr voll ist und auf den Hutschienen kein Platz mehr für ein weiteres Gerät ist.



















Der Shelly Pro 3EM lässt sich mit dem heimischen WLAN verbinden. Für die Einbindung des Solarflow hat Shelly eine API bereitgestellt. Dafür ist es erforderlich, den Verbrauchsmesser mit der Shelly-Cloud zu verbinden. Dazu ist wiederum die App erforderlich. Zudem muss man sich ein Nutzerkonto anlegen.
Nachdem dies erfolgt ist, kann der Verbrauchsmesser mit dem Solarflow verknüpft werden.
Verknüpfung mit Solarflow über die Zendure-App
Eine Anleitung zur Verknüpfung der beiden Geräte haben wir nirgendwo gefunden. Über die Gerätekopplung, mit der beispielsweise der Smart Plug eingebunden werden kann, ist der Shelly-Messer nicht aufrufbar. Erst auf Anfrage bei Zendure erhielten wir die entsprechenden Hinweise.
Für die Einbindung ist es zunächst erforderlich, in der Zendure-App im Menü unten rechts auf die persönlichen Einstellungen zu gehen. In den Einstellungen gibt es unten ein Feld mit "Weitere Dienste" , in dem Alexa und Shelly aufgeführt sind. Nach dem Aufruf von Shelly muss man sich in sein Konto einloggen und das gewünschte Gerät verbinden.
Nur ein einziger Stromkreis wird überwacht
Nun folgt der nächste Schritt. Dazu muss der Energieplan des Solarflow aufgerufen werden. Dort findet sich dann die Möglichkeit, den "Smart-CT-Modus" zu aktivieren. "Solarflow passt seine Ausgangsleistung in Echtzeit an den Verbrauch der überwachten Leitung von Smart CT an, beispielsweise dem Shelly Pro 3EM" , heißt es zur Erläuterung.
Über dieses Feld lässt sich der Verbrauchsmesser aufrufen. In einer neuen Ansicht werden die einzelnen Stromkreise A, B und C aufgeführt und deren aktueller Verbrauch angezeigt. Aktuell muss in der App ausgewählt werden, welcher Stromkreis überwacht werden soll. Es besteht keine Möglichkeit, zwei oder drei Phasen gleichzeitig zu überwachen.



















Einspeisung erfolgt träge
Es spielt jedoch keine Rolle, ob der Strom auch in die Phase eingespeist wird, die überwacht wird. Denn der Stromzähler des Netzbetreibers bildet jeweils die Summe von verbrauchtem und eingespeistem Strom. Entscheidet ist, dass in dem Moment, in dem auf einer der Phasen Strom verbraucht wird, gleichzeitig der Solarstrom eingespeist wird.
Es ist sinnvoll, solche Stromkreise zu überwachen, an denen Verbraucher wie Kühl- und Gefrierschränke angeschlossen sind. Denn der Solarflow reagiert etwas träge und speist die geforderte Leistung nicht unmittelbar ein, sondern fährt diese langsam hoch und wieder herunter. Möglicherweise dient das dazu, den Akku zu schonen.
Priorität Haushaltsstrom möglich
Als zusätzliche Option besteht die Möglichkeit, eine "Priorität Haushaltsstrom" zu aktivieren. In diesem Fall passt der Solarflow die Ausgangsleistung exakt dem gemessenen Verbrauch an oder übersteigt diesen sogar. "Wenn der Smart CT einen Leistungsbedarf von 139 W ermittelt, gibt Solarflow 135 W aus, wobei aufgrund von Schwankungen des Bedarfs möglicherweise Strom wieder zurückfließt." Ohne diese Option würde der Solarflow in diesem Fall nur 109 W liefern. Damit soll verhindert werden, dass der Solarstrom ins Netz eingespeist wird.
In den Einstellungen scheint das Konzept noch gut zu funktionieren. Die Daten aus dem Shelly kommen in der Zendure-App an. Wenn das Balkonkraftwerk Strom produziert oder der Akku noch geladen ist, sollte je nach Bedarf die Energie in das häusliche Netz eingespeist werden.
Doch das Verhalten des Solarflow in Abhängigkeit vom Verbrauch lässt sich bestenfalls als erratisch beschreiben.
Nutzer verärgert über Systemprobleme
In der Testphase von etwa zwei Wochen gab es Tage, an denen der komplette Strom direkt eingespeist wurde, obwohl im Haushalt kein größerer Verbraucher eingeschaltet war. An anderen Tagen wurde der Akku wiederum komplett aufgeladen. Die gespeicherte Energie wurde dann abends mit mehr oder weniger konstanter Leistung eingespeist.
Es ließ sich zeitweise nicht nachvollziehen, ob es wirklich eine Korrelation von Echtzeitverbrauch und Einspeisung gab. Die Kommentare anderer Nutzer im Onlineforum von Zendure lauten beispielsweise: "Träge und bockig, genau so ist es! Das hat vor zwei Tagen noch funktioniert. Nun unbrauchbar. Für eine konstante Einspeisung braucht man kein SmartCT."
Cloudprobleme als Ursache?
Unter der Überschrift "Zendure Schrott die 3." schreibt ein anderer Nutzer: "Mal funktioniert das System ein paar Tage, dann wieder völlig unzuverlässig, ohne dass in den Einstellungen etwas geändert wurde." Für die Käufer ist das sehr unbefriedigend. Denn schließlich hat man weitere 100 Euro ausgegeben, um den selbst erzeugten Strom auch möglichst selbst verbrauchen zu können.
Auf Anfrage von Golem.de konnte Zendure keine wirkliche Lösung für das Problem bieten oder dessen Ursache erklären. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Shelly-Werte zwar in der Cloud, aber nicht immer am Solarflow ankommen. Dann könnte die Einspeisung anhand eines früheren Wertes erfolgen, der sich dann auch nicht mehr ändert.



















Einbindung vernetzter Stromzähler angekündigt
In den vergangenen Tagen funktionierte das System einigermaßen zuverlässig. Sollte diese Phase länger andauern, dürfte der Solarflow dann in der Tat dazu beitragen, den Eigenverbrauch stark zu steigern.
Künftig soll es noch auf andere Arten möglich werden, die Einspeisung an den aktuellen Verbrauch anzupassen, sogar mit der Überwachung aller drei Phasen. "Es ist vorgesehen, dass wir diese Funktion in der Version Anfang/Mitte November einführen wollen" , sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Allerdings müsse der Haushalt über einen intelligenten Stromzähler verfügen. Ebenfalls müsse man "einen Haftungsausschluss in der App unterzeichnen, bevor diese Funktion genutzt werden kann" .
Diese Option dürfte derzeit wohl nur für wenige Haushalte in Frage kommen. Denn die Verbreitung vernetzter Stromzähler mit einem Smart Meter Gateway ist noch gering. Zudem wäre zu empfehlen, dass Zendure solche neuen Funktionen ausgiebig testet, bevor wieder unfertig erscheinende Produkte auf den Markt kommen.



