Baden-Württemberg: Open Source statt Microsoft an Schulen
Einige Verbände in Baden-Württemberg sind strikt gegen Produkte wie Microsoft 365. Stattdessen sollen Schul-Clouds auf Open Source basieren.

Für einige Organisationen in Baden-Württemberg ist die Sache klar: Lernplattformen in Schulen müssen her und das möglichst schnell. Diese sollten allerdings auf Open-Source-Software basieren und auf europäischen Servern laufen. Dazu haben sich der Landeselternbeirat, die Arbeitsgemeinschaften Stuttgart, Tübingen, Freiburg und Karlsruhe und der Verband der Sprachwissenschaftler des Bundeslandes (Phv BW) schriftlich ausgesprochen.
"Elternvertreter und Verband sind sich darin einig, dass diese digitale Lernplattform der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen muss", schreiben die Organisationen. Dabei sei es besonders wichtig, dass der Staat die Datensouveränität behält. Daher seien Anbieter, die ihren Firmensitz nicht in der EU haben, für eine Lernplattform ungeeignet. Zu diesen zählen Konzerne wie Amazon Web Services, Google und Microsoft - allesamt US-Unternehmen mit globalen Cloud-Angeboten.
Microsoft 365 als Tabu
Gerade Microsoft-Produkte wie Microsoft 365 wurden vom Land Baden-Württemberg bereits vom Philologenverband vor einer Woche kritisiert. Das Unternehmen könne die DSGVO-Anforderungen nicht vollends erfüllen. Die Landesministerin für Kultus, Jugend und Sport Susanne Eisenmann (CDU) ist bereits stark kritisiert worden, dass sie E-Mail-Verkehr und Datenspeicherung auf Microsoft-Servern realisieren will. "Damit liefert sie die Daten und E-Mails von allen Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern Baden-Württembergs an das US-Unternehmen und die US-Geheimdienste aus", heißt es in der Verleihung des Big-Brother-Awards - ein negativ behafteter Preis, der Personen mit wenig Datenschutzbedenken verliehen wird.
Für Schulen sei allerdings ein weiterer Grund wichtig: Schüler sollten nicht mit den Produkten eines einzelnen Konzerns vertraut gemacht werden. Dies sei nicht im Sinne der Vermittlung persönlicher Software-Autonomie. Alternativen gibt es genug. Programme wie Libreoffice, Big Blue Button, Moodle und Nextcloud werden als Beispiele genannt.
Im Zuge der Coronapandemie ist an Schulen in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern aufgefallen: Eine digitale Strategie muss her und Einrichtungen sowie Personal sollten auf den Stand der Technik gebracht werden. Der Phv BW sieht dringenden Nachholbedarf nicht nur bei einer Cloud-Anbindung, sondern auch bei der Schulung von Lehrern in digitalen Unterrichtsmethoden und bei der Administration von Schulnetzen.
Der Autor meint dazu
In einigen Fällen wird IT-Administration bisher von den Lehrern selbst übernommen. Das führt zu dezentralen und teilweise improvisierten Infrastrukturen und zu noch mehr Zusatzstunden bei den Lehrkräften. Oft ist schlicht kein Geld für professionelle Dienstleister da.
Möglicherweise ist das auch ein Grund, warum auf hoher politischer Ebene der einfache Weg gegangen wird und Komplettpakete von Microsoft und anderen Unternehmen genutzt werden: Viele kleine Open-Source-Applikationen benötigen wesentlich mehr Eigeninitiative, Personalaufwand und Expertise, die an Schulen oft nicht im genügenden Maße vorhanden sind.
Dabei ist es richtig und wichtig, dass staatliche Einrichtungen möglichst unabhängig von großen Unternehmen wie Microsoft arbeiten, allein um weniger beeinflussbar zu sein. Der Weg zu Open Source ist der richtige, solange auch entsprechend Geld in die Hand genommen wird.
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Und wer soll das finanzieren? Nextcloud hier als Lösung einzusetzen wäre wesentlich...
Mit Firefox oder Chrome: Teams läuft auf allen, auf denen die Browser auch laufen. Dass...
War dann vermutlich etwas unglücklich formuliert bzw. hat zu Missverständnissen geführt ;)
Ordentlicher IT Unterricht. Ne grundsätzliche Sensibilisierung schon in der Schule...