Autoproduktion: Das Ende des Fließbands
Wie viele andere Dinge werden auch Autos zunehmend individualisiert. Produziert wird aber weiterhin am Fließband. Das Startup Arculus hat da eine andere Idee.

Autos werden am Fließband produziert. Das war vor 100 Jahren so und gilt noch heute. Fabian Rusitschka findet das nicht zeitgemäß. Er ist Gründer des Startups Arculus, das ein System zur modularen Produktion entwickelt hat. Statt an einem Band sollen Autos künftig an dezentralen Stationen montiert werden. Das soll einige Vorteile gegenüber der heutigen Produktionsweise haben.
- Autoproduktion: Das Ende des Fließbands
- Mobile Plattformen bringen die Autos zu den Stationen
- Das System funktioniert auch mit Heizkörpern
"Wir haben gesehen, dass mehr Varianten, mehr Komplexität, mehr Customizing auf das Fließband draufkommen. Dann haben wir gesehen, dass uns das Fließband relativ enge Leitplanken gibt", sagt Rusitschka. "Gleichzeitig haben wir gesehen, dass sich im autonomen Fahren draußen auf der Straße Objekte autonom im Raum bewegen können."
Unter dem Eindruck, wie gut das autonome Fahren funktioniere, habe das Unternehmen ein neues Konzept entwickelt: "Der Gedanke war, die Produktion vom eindimensionalen Fließband in ein zweidimensionales Grid zu überführen." Einzelne Arbeitsstationen, die heute in einer Linie liegen, sollen frei im Raum angeordnet werden, damit für jedes individuelle Produkt ein individueller Pfad durch die Fertigung generiert werden kann.
Statt an einem Band werden die Werkstücke, Autos zumeist, auf mobilen Plattformen aufgebaut. Die Plattform fährt das Auto von Station zu Station. Sie steuert aber nur diejenigen an, an denen auch etwas gemacht wird. Die anderen werden ausgelassen. "Wenn wir zum Beispiel ein Fahrzeug haben, das ein geschlossenes Dach hat, dann überspringen wir die Glasdachstation", erklärt Rusitschka. "In der Linie wäre das eine von 160 Takten, und jedes Fahrzeug muss da durch."
Das ermöglicht eine flexible Bearbeitungszeit: Nicht mehr das Band gibt den Takt vor, sondern jeder Arbeitsschritt bekommt die Zeit, die er braucht. Das kann mehr, aber auch weniger sein. "Dadurch, dass sich die Bearbeitungszeit der Verweildauer anpasst und die Verweildauer umgekehrt auch der Bearbeitungszeit, hat der Mitarbeiter genug zu tun, aber auch nie zu viel", sagt Rusitschka. "Bei einer Fließbandfertigung hat jeder Takt genau die gleiche Zeit für jedes Produkt, unabhängig von seiner Varianz."
Von der modularen Produktionstechnik sollen Fabrikbetreiber und Mitarbeiter profitieren. Erstere, weil keine Wartezeiten entstehen: So soll eine Effizienzsteigerung um bis zu 30 Prozent möglich sein. Letztere, weil es keine Überlastung geben soll. Gerade ältere Mitarbeiter hätten zuweilen Schwierigkeiten, den Takt am Fließband einzuhalten. "Wenn wir so etwas sehen, können wir den Durchfluss an so einer Station etwas langsamer gestalten. Das gesamte System puffert das ab. Wir können damit den Prozess an den Mitarbeiter anpassen", sagt Rusitschka.
Für eine solche Produktion sind aber einige Voraussetzungen nötig, etwa eine Steuerung, damit die Produktionsschritte nicht in der falschen Reihenfolge durchgeführt werden. Die Plattformen müssen wissen, welche Station sie ansteuern sollen. Dazu müssen sie sich in der Halle lokalisieren, sie müssen navigieren und sollten niemanden verletzen. Die Menschen an den einzelnen Stationen schließlich müssen wissen, was sie mit dem jeweiligen Werkstück anstellen.
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Mobile Plattformen bringen die Autos zu den Stationen |
Wenn der ÖPNV autonom fährt, ist das dann auch Individualverkehr?
Nope, das ist kein Problem. Viele Arbeiter hier können mehrere Serien(bzw Produkte) und...
Drei fallen mir spontan ein: Meine Nachbarfamilie hat zwei, meine Ex eins. Ok, sie sind...
Gut, dass hier jeder seine subjektive Sicht drauf hat. Nur weil dir der Ford in schwarz...
Das ist mir beim anlesen des Golemartikels sofort durch den Kopf gegangen. So neu ist die...