Autonome Autos kaum reguliert
Nicht ohne Grund verweist Waymo-Chef Krafcik darauf, dass sein Unternehmen sogar zehn Millionen Testmeilen "pro Tag" absolviere. Allerdings nur in der Simulation. Auf diese Weise seien schon sieben Milliarden Meilen (11,3 Milliarden Kilometer) zusammengekommen. "Wir können neue Fähigkeiten testen, bereits vorhandene verfeinern und äußerst seltene Begegnungen ausprobieren, die unsere Software ständig herausfordern, überprüfen und validieren. Durch diese Kombination aus Fahren auf öffentlichen Straßen und Simulation können wir in exponentieller Weise lernen", schrieb Krafcik.
Adressat solcher Äußerungen ist nicht nur die Öffentlichkeit, sondern vor allem auch die Politik. So schrieb das Computermagazin Ars Technica Anfang dieses Monats: "Bis heute ist Waymos Technologie erstaunlich wenig von Regierungsbeamten in Phoenix oder Washington kontrolliert worden." Anders als beim Bau von Flugzeugen oder beim Verkauf von Medikamenten gebe es keine vergleichbaren Regelungen für selbstfahrende Autos.
Verbraucherschützer fordern mehr Tests
Das hat nach Ansicht des Computerwissenschaftlers Ed Felten von der Princeton-Universität einen einfachen Grund. "Wenn man überlegt, welche Voraussetzungen eine Regierungsbehörde erfüllen muss, um das Design eines selbstfahrenden Fahrzeugs zu prüfen und zu entscheiden, ob es sicher ist, ist das eine sehr schwierige Aufgabe", sagte er dem Magazin. Zuletzt bestätigte die US-Regierung ihre laxe Haltung, indem sie die freiwilligen Vorgaben für die Autokonzerne aktualisierte. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA kündigte am 10. Oktober zudem ein Pilotprogramm zum autonomen Fahren an. Dieses soll ermöglichen, "das Testen und die Entwicklung neuartiger fortschrittlicher Fahrzeugsicherheitstechniken zu erleichtern, zu überwachen und daraus zu lernen sowie die Sicherheit dieser Aktivitäten zu gewährleisten".
Die bislang fehlende Regulierung gefällt Verbraucherschützern jedoch gar nicht. So warnte der Verband Advocates for Highway and Auto Safety anlässlich der Waymo-Meldung vor überzogenen Erwartungen an die neue Technik. Die zehn Millionen Meilen verblassten "im Vergleich zu den mehr als drei Billionen Meilen, die menschliche Fahrer jedes Jahr auf US-Straßen zurücklegen. Viele weitere Meilen und Meilensteine müssen erreicht werden, bevor fahrerlose Autos an die Öffentlichkeit verkauft werden".
Warnung vor Gesetzesentwurf des Senats
Vor einem breiten Einsatz der Technik müssten nach Ansicht des Verbands zunächst "regulatorische Sicherheitsmaßnahmen, die Rechenschaftspflicht der Industrie und die Aufsicht der Regierung eingeführt werden". Ohne solche Maßnahmen sei der Einsatz nicht nur "unglaublich riskant, sondern gefährdet auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in die neue Technik". Eine Umfrage des Verbraucherverbands vom Juli 2018 hatte ergeben (PDF), dass 69 Prozent der Befragten "besorgt" darüber sind, als motorisierte Verkehrsteilnehmer, Fahrradfahrer oder Fußgänger die Straße mit selbstfahrenden Autos zu teilen.
Der Verband warnt daher vehement vor einem Gesetzesentwurf des US-Senats, dem sogenannten AV Start Act. "Diese zutiefst fehlerhafte Gesetzgebung wird die Schleusen für den Verkauf von möglicherweise Millionen von experimentellen fahrerlosen Fahrzeugen öffnen, die von entscheidenden Sicherheitsstandards ausgenommen sind", heißt es. Ohnehin sei das Gesetz nicht erforderlich, um Testfahrten zu ermöglichen. Zwar hatte das US-Repräsentantenhaus schon im September 2017 die Zulassung hoch- und vollautomatisierter Autos in den USA erleichtert. Doch dieses Gesetz lehnt der Senat wegen seines eigenen Entwurfs ab.
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Autonomes Fahren: Wer kotzt als Erstes in den Waymo? | Kritik an Waymos Intransparenz |
Man braucht kein eigenes Auto mehr sonder ruft sich per Smartphone eins herbei, steigt...
Najaaa, Waymo ist ein ganz neues Unternehmen, das für autonomes Fahren gegründet wurde...
Das gilt aber nur für bestimmte Situationen, wie eben dem Bus. Ja, auch ein Radfahrer...
Da wurde einem aber auch beigebracht, vor einer roten Ampel nicht unnötig zu beschleunigen.
Ich wohne seit fast 40 Jahren selbst in einer Gegend, die man beinahe euphemistisch als...